Kommunisten sein wollten, doch Kommunisten sein, wenn ihnen das Freude machte, und sollten sie sehen, wohin es sie führte. Aber in der Innenpolitik und der Wirtschaftspolitik kam es darauf an, mit gesundem Menschenverstand den Mitbürgern auf ihrer kurzen Erdenfahrt wenigstens ein paar Augenblicke der Entspannung, des Glücks und der Freude zu verschaffen. Außerdem wußte jeder, daß bei dieser Wahl die Außenpolitik keine Rolle spielte. Plötzlich merkte Sir Wilmot, daß es im Zimmer ganz still war.
Sie war es, die das Schweigen brach. «Was bin ich nur für eine! Da rede und rede ich, wo Sie doch krank sind, aber ich mußte es mir von der Seele reden, nachdem ich den Mann gestern abend gehört hatte.»
«Es macht nichts», sagte Sir Wilmot. «Übrigens, Mrs. Harris, wo wohnen Sie?»
«Ach, ich dachte, Sie hätten meine Adresse. East Battersea, Willis Gardens 5.»
Sir Wilmot nickte. Er hatte es schon geahnt, aber es schien zu schön, um wahr zu sein, und diese Ahnung hatte wahrscheinlich dazu beigetragen, daß die Räder sich so glatt drehten. «Haben Sie je daran gedacht, in die Politik zu gehen, Mrs. Harris?»
Mrs. Harris machte ein verblüfftes Gesicht. «Ich? Was könnte ich da tun? Ich, die ich nicht einmal eine richtige Ausbildung gehabt habe. Was könnte ich bieten?»
Sir Wilmot dachte nach, ehe er antwortete: «Etwas ganz Neues, glaube ich. Ehrlichkeit.»
«Niemand würde mich wollen», sagte Mrs. Harris. «Nun, es wird allmählich Zeit, daß ich gehe.» Und sie lehnte den Besen für einen Augenblick an die Tür, kam herein und nahm ihm das Tablett vom Schoß. «Ich spüle nur noch das Geschirr, und dann gehe ich. Ich komme morgen ganz früh und räume dieses Zimmer auf. Sie haben jetzt alles, bis Ihre Frau kommt, nicht?»
Sir Wilmot lag ruhig im Bett, blickte zur Decke und lauschte auf die Geräusche, die aus der kleinen Küche unten heraufdrangen, das Spritzen des Wassers, das Klappern von Tellern und Bestecken und das Schließen der Schränke. Einen kurzen Augenblick lang trat Stille ein, und er stellte sich vor, wie sie sich umzog, und dann hörte er sie die Haustür öffnen und schließen, und gleich darauf verhallten draußen ihre Schritte.
Ein seltsames Lächeln zog sich um die Winkel seines etwas zu kleinen Mundes, als er sich im Bett umdrehte und den Telefonhörer abnahm.
3
Zuerst rief er bei sich zu Hause an und erreichte seine Frau gerade noch, ehe sie nach London aufbrach. «Ich bin froh, daß du noch da bist, Leila», sagte er. «Du brauchst nicht herzukommen. Mir geht es viel besser. Mrs. Harris war hier und hat nach mir gesehen. Eine bemerkenswerte Frau. Ich muß mich erkältet haben. Schick Bayswater zurück, weil ich ihn heute abend brauche. Und wenn alles so klappt, wie ich hoffe, werde ich auch morgen nicht kommen.»
Darauf blickte er auf seine Uhr und sah, daß es noch nicht eins war. Er wählte die Nummer seines Büros und wurde mit seinem persönlichen Assistenten Tom Trevin verbunden.
«Hören Sie, Tom», sagte er, «was habe ich da doch vor einiger Zeit, vielleicht sogar schon vor ein paar Jahren, über eine Putzfrau im
gelesen, die Bürgermeisterin von Bermondsey war? Könnte das möglich sein, oder habe ich es geträumt? Würden Sie es bitte nachprüfen lassen? Es müßte in unserer Hotelakte stehen. Ich bleibe am Apparat.»
Nach wenigen Minuten meldete sich Trevin wieder. «Ich hab’s, Sir», sagte er. «Jackson erinnerte sich, es gesehen zu haben. Es ist ein Foto im vom 4. Juli 1962, auf dem eine Mrs. Alice Bums mit ihrem Hund in einen Rolls-Royce steigt. Soll ich Ihnen den Text vorlesen?»
«Ja, bitte.»
«Die Überschrift lautet: . Und dann folgt der Text: , steigt in ihren Rolls. Sie hat sogar das Vornehmste vom Vornehmen — einen Sealyham, der vorangehen muß. Der Hund heißt Midge und lebt in dem Hotel, wo Mrs. Burns und ihre Freundinnen sich um ihn kümmern... In diesem Jahr ist Alice Burns plötzlich berühmt geworden. Sie ist von ihrer siebzigjährigen Freundin Miss Evelyn Coyle, die jetzt nach dreißigjähriger Zugehörigkeit zum