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Ein Kleid von Dior, Freund mit Rolls-Royce, Mrs. Harris fliegt nach Moskau

Ein Kleid von Dior, Freund mit Rolls-Royce, Mrs. Harris fliegt nach Moskau

Titel: Ein Kleid von Dior, Freund mit Rolls-Royce, Mrs. Harris fliegt nach Moskau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Gallico
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verzichten. Er ist schließlich schon betagt und wird freudig die Gelegenheit ergreifen, sich zurückzuziehen. Sie haben das Komitee schon seit Jahren in der Tasche. Niemand hat mehr Einfluß in Fairford Cross als Sie. Wenn Sie jemanden wie Westerley oder Bunderson aufstellen würden — ich weiß zufällig, daß beide in der Grafschaft sehr unbeliebt sind — , dann würde unser Major Kempton bestimmt das Rennen machen.»
    Hugh Coates schwieg, und um ihn günstiger zu stimmen, fügte Sir Wilmot hinzu: «Ich bin sicher, daß wir hinsichtlich des Eckgrundstücks am West Holborn, das Sie haben möchten, zu einer Einigung kommen werden.»
    «Aber», brach es aus Coates heraus, «was geschieht, wenn diese Königin des Staubtuchs gewählt wird?»
    Und die ganze Gemeinheit des Komplotts, das man da ausbrütete und dessen Opfer seine Freundin werden sollte, wurde Bayswater klar, als sein Chef fast ebenso explosiv erwiderte: «Unmöglich! Das würden wir nie zulassen. Ich gebe Ihnen mein Wort darauf. Wir werden einen begrenzten Wahlkampf führen und nur in den Labour-Hochburgen. Da kämpft dann nämlich Labour gegen Labour, wobei unsere Kandidatin die attraktivere ist. Sie wird zu ihresgleichen sprechen. Wir werden sie aus Ihrem und ebenso unserem Bezirk heraushalten.»
    «Wer wird den Wahlfeldzug führen?»
    «Ein Mann namens Charlie Smyce. Eine Giftschlange, aber genau der Richtige dafür. Mit allen Wassern gewaschen. Weiß seinen Vorteil wahrzunehmen und wird alles tun, was ich sage.»
    «Werden Sie sie im Fernsehen auftreten lassen?»
    «Bestimmt nicht! Ich habe gesagt, ein begrenzter Wahlfeldzug, den wir unter Kontrolle haben.»
    Alle Feinheit fiel plötzlich von ihnen ab, und Coates sagte in einem häßlichen, schrillen Ton: «Wenn Sie uns hinters Licht führen würden, könnte das sehr unangenehme Folgen haben.»
    In ebenso häßlichem, schrillem Ton antwortete Sir Wilmot: «Wir möchten in Fairford Cross auch nicht betrogen werden.»
    Bayswater, der in den Rückspiegel blickte, sah, wie sie beide einen Moment einander anfunkelten, aber dann lächelten sie plötzlich und schienen sich die Hand zu schütteln.
    Der Chauffeur stand vor einem wirklich erschreckenden Dilemma. Er kannte jetzt jede Einzelheit eines gemeinen Komplotts zweier politischer Pferdehändler, die eine harmlose Frau für ihre eigenen ruchlosen Zwecke einspannen und demütigen würden. Aber was war, wenn Sir Wilmot entdeckte, daß die Sprechanlage nicht abgestellt war und Bayswater alles gehört hatte? Bei zwei so mächtigen Männern wußte man nie, was passieren konnte und wie sie sich rächen würden. An Mrs. Harris und ihm selbst. Er mußte etwas tun. Fast wie in einer Erleuchtung handelnd, fuhr er an den Straßenrand, stieg aus und öffnete die hintere Tür.
    Sir Wilmot blickte überrascht und ein wenig verärgert auf. «Was ist los, Bayswater?»
    Der Chauffeur war schon halb im Wagen. «Es klappert da etwas, Sir. Wahrscheinlich ist es der Klappsitz.» Und er zog ihn vor und fummelte unter ihm herum, und es gelang ihm, ohne daß die beiden Männer sahen, was er tat, die Sprechanlage abzustellen. «Ich glaube, jetzt ist es wieder in Ordnung, Sir. Entschuldigen Sie die Störung. Aber es wäre schlimmer geworden.»
    Er klappte den Sitz wieder herunter, schloß die Tür, setzte sich ans Steuer und gab Gas. Es war gerade der richtige Augenblick gewesen, denn nach ein paar Minuten sah er im Rückspiegel, daß die beiden Männer offensichtlich ein ernstes Gespräch führten, obwohl natürlich jetzt kein Laut zu ihm drang, und dann sah er, wie Sir Wilmot nach dem Mikrofon griff. «Jetzt sind wir lange genug im Park spazierengefahren, Bayswater. Fahren Sie uns bitte zum Coatesschen Verwaltungsgebäude und mich dann weiter zum Büro.»
    An Bayswaters Brauen hingen Schweißtropfen, aber er besaß jetzt die Information, die Ada Harris retten würde.

    Am liebsten wäre er sofort zu Ada Harris geeilt, um dieses gemeine Komplott im Keim zu ersticken, indem er ihr alles, was er gehört hatte, enthüllte, so daß sie die Kandidatur noch ablehnen konnte.
    Aber als eingefleischter Junggeselle war Bayswater ein Gewohnheitsmensch, und so wartete er bis zum Donnerstagabend, an dem er Ada sowieso sah. Außerdem war heute der Abend, an dem Sir Wilmot immer in der Stadt blieb. Und weil die Wahlen erst in einiger Zeit stattfanden und bisher nur wenige Kandidaten bekanntgegeben waren, war es auch nicht so eilig. Es hatte bis Donnerstagabend Zeit, meinte er; aber leider war

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