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Ein Kleid von Dior, Freund mit Rolls-Royce, Mrs. Harris fliegt nach Moskau

Ein Kleid von Dior, Freund mit Rolls-Royce, Mrs. Harris fliegt nach Moskau

Titel: Ein Kleid von Dior, Freund mit Rolls-Royce, Mrs. Harris fliegt nach Moskau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Gallico
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geschluckt.»

5

    Pünktlich um fünf Minuten vor drei am Montagnachmittag fuhr John Bayswater Sir Wilmot Corrisons blitzenden braungelben Golden Cloud Rolls-Royce zum Eingang des «Claridge» in der Brook Street und wurde von dem Portier, der den vollkommenen Chauffeur des vollkommenen Wagens eines reichen Mannes auf den ersten Blick erkannte, gegrüßt. Und ebenso pünktlich um drei Uhr kam Sir Wilmot Corrison in Begleitung eines grauhaarigen, drahtigen Mannes mit rotem Gesicht, der Kraft und Autorität ausstrahlte und dem man ansah, daß er sehr vermögend war, aus dem Hotel, in dem sie zusammen gegessen hatten.
    Bayswater, der bereit stand, um die Tür der Limousine zu öffnen, erkannte in dem anderen sofort Hugh Coates, den Finanzkönig, dessen Bild er oft genug in den Zeitungen gesehen hatte.
    Die beiden Männer schwiegen, als sie einstiegen und sich in die Polster fallen ließen. Normalerweise hätte Bayswater die Tür geschlossen, wäre um das Auto herumgegangen, hätte sich ans Steuer gesetzt, wäre vom Hoteleingang weggefahren und hätte sich dann von seinem Arbeitgeber sagen lassen, wohin er fahren solle. Aber heute war es schon herbstlich frisch, und so fragte er: «Soll ich eine Decke über Sie breiten, Sir?»
    «Ja, bitte, Bayswater», antwortete Sir Wilmot. Und während der Chauffeur das tat, sagte Wilmot: «Und dann fahren Sie uns eine Weile im Regents Park spazieren.»
    «Sehr wohl, Sir.»
    Er breitete die weiche Wolldecke über die Knie der beiden Männer und fuhr dann behutsam in den Verkehrsstrom in Richtung Regents Street hinaus, von wo er, wie geheißen, über den Portland Place zum Regents Park fahren würde.
    Er war über die Kreuzung Bonds Street hinweg, als er zu seiner Überraschung Hugh Coates sagen hörte: «Ein ausgezeichneter Lunch, mein Lieber, und ich bin entzückt darüber, daß Sie eventuell bereit sind, das Eckgrundstück abzugeben, aber jetzt würde mich sehr interessieren, den wirklichen Zweck dieses Zusammenseins zu erfahren. Ich nehme nicht an, daß wir aus gesundheitlichen Gründen im Regents Park spazierenfahren.»
    Bayswater hätte nicht überrascht zu sein brauchen, denn er selber hatte die Sprechanlage, die vom Inneren des Wagens zum Fahrersitz führte, angestellt, nachdem er vor dem Hotel gehalten hatte, um Sir Wilmots Instruktionen entgegennehmen zu können. Da ihm die Anweisungen aber gegeben worden waren, als er die Decke ausbreitete, hatten weder er noch Sir Wilmot daran gedacht, die Anlage abzustellen.
    Die Sprechanlage konnte man nur vom Fond des Wagens aus betätigen, und Bayswater fragte sich, ob er anhalten und Sir Wilmot darauf aufmerksam machen sollte, daß sie eingeschaltet war. Aber da hörte er seinen Arbeitgeber sagen: «Genau. Ich habe entdeckt, daß ein fahrender Wagen heutzutage der einzige sichere Ort ist, an dem man sich unterhalten kann, ohne daß einen jemand belauscht. Und ich möchte mit Ihnen über etwas sprechen, das nur für Ihre Ohren bestimmt ist.»
    Bayswaters Pflicht war klar, er hätte den Wagen anhalten müssen, damit sein Chef die Sprechanlage abstellen konnte. Aber er war auch nur ein Mensch, und es interessierte ihn brennend, was die beiden politischen Bonzen miteinander zu besprechen hatten und was sie nur, wie Sir Wilmot angedeutet hatte, im schallsicheren Gehäuse eines fahrenden Wagens, wo sie zudem eine dicke Glasscheibe von dem Chauffeur trennte, ohne Gefahr konnten. Er sagte sich, daß es, wenn er an die Scheibe klopfte und Zeichen machte oder am Straßenrand hielt, nach hinten ging, und das Mikrofon abstellte, für seinen Chef nur peinlich sein und ihn sogar in den Augen seines Gastes lächerlich erscheinen lassen konnte. Außerdem wußte der, Bayswater war so diskret, daß alles, was er hörte, so sicher war, als wäre es in einem unterirdischen Gewölbe in der Bank von England eingeschlossen. Darum tat er nichts, sondern achtete nur darauf, seinen Wagen sicher durch Seitenstraßen und auf Umwegen, um den Verkehr zu vermeiden, in den Regents Park zu fahren, wo er Sir Wilmot sagen hörte: «Nun, mein lieber Coates, möchten Sie nicht im Wahlbezirk East Battersea siegen?»
    Coates schien das offenbar die Sprache verschlagen zu haben, da East Battersea von jeher eine Domäne der Labourparty war, denn er antwortete nicht, und Sir Wilmot fuhr fort: «Ich habe hier die Zahlen von der letzten Wahl. Labour hat den Sitz mit einer Mehrheit von etwa viertausend gewonnen. Wir von der Mittelpartei haben unsere Einlage verloren. Aber wenn

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