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Ein kleines Stück vom Himmel nur

Ein kleines Stück vom Himmel nur

Titel: Ein kleines Stück vom Himmel nur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amelia Carr
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Mann schneller ab, als wenn man verzweifelt um eine Bindung bemüht ist. Lass dich einfach nur treiben, Liebchen, und wenn der richtige Zeitpunkt da ist, dann wird es schon passieren.«
    Â»Na schön«, sagte ich. »Und wenn es nicht passiert, bleiben mir noch ein paar Jahre, um es im Alleingang zu versuchen. Darüber habe ich auch schon nachgedacht. Absichtlich schwanger zu werden. Viele Frauen sind alleinerziehend.«
    Ich hätte eigentlich erwartet, dass diese Vorstellung sie schockieren würde, wenn man den Generationsunterschied berücksichtigte. Aber es gibt nicht viel, was Nancy schockieren kann. Das hätte ich wissen müssen.
    Â»Vielleicht. Wenn es gar keine andere Möglichkeit gibt«, sagte sie. »Es ist natürlich nicht ideal, aber es ist immer noch um Längen besser, als dich an einen Mann zu binden, den du nicht liebst. Ehrlicher dir gegenüber – und ehrlicher ihm gegenüber. Auch ehrlicher dem Kind gegenüber.«
    Â»Also willst du mir damit sagen, ich soll Fergus nicht heiraten?«
    Und da gab mir Nancy die Antwort, an die ich jetzt, im Halbdunkel der 747, denken muss.
    Â»Vielleicht wirst du es ab und zu bereuen, wenn du ihn nicht heiratest. Das kann natürlich sein. Aber du wirst es auf jeden Fall bereuen, wenn du es tust. Wenn du jemanden heiratest, den du nicht liebst, wirst du es früher oder später bereuen.«
    Vor meinen geschlossenen Augen kann ich noch genau den überzeugten Gesichtsausdruck sehen, den sie dabei hatte, und mich fröstelt unter der Flugzeugdecke, als ich begreife, was sie damit gemeint hat. Nancy hat nicht bloß eine Allerweltsweisheit wiedergegeben, die sie mal irgendwo gehört hatte. Sie hat aus eigener Erfahrung gesprochen. Sie wusste, was es bedeutete, seine Entscheidung zu bereuen. Es hatte Augenblicke gegeben – vielleicht nicht nur Augenblicke –, in denen sie bereut hatte, den lieben Grandpa Joe geheiratet zu haben, den Mann, von dem ich immer geglaubt hatte, er sei ihr Ein und Alles gewesen.
    Der Schatten eines anderen war ihr durch das Leben gefolgt. Er hatte zwischen ihnen gelegen, ihr so nah wie die eigene Haut, hatte sie vielleicht im Dunkeln geküsst und liebkost. Ihr Herz gehörte einem anderen Mann.
    Und dieser Mann hieß Mac.
    Mein Verhältnis zu Ellen ist nicht gerade einfach. Ich liebe sie natürlich – schließlich ist sie meine Mutter, und den Bindungen, die Natur und Erziehung geschaffen haben, kann man nicht so einfach entgehen. Aber ich finde sie auch ausgesprochen anstrengend und ärgere mich oft über sie, und die meiste Zeit über reiben wir uns aneinander.
    Vielleicht liegt es daran, dass wir einander zu ähnlich sind. Beide sind wir sehr eigenständig, resolut und dickköpfig. Beide haben wir es gern, wenn alles nach unserer Nase geht, und wenn nicht alles nach Plan läuft, werden wir ungeduldig und lassen die Ungeduld an unseren Mitmenschen aus. Beide sind wir aktive Menschen und hassen es, faul und untätig herumzusitzen. Aber es gibt Seiten an meiner Mutter, die mir ganz und gar nicht gefallen, und ich beobachte mich selbst aufmerksam und versuche, nicht die gleichen Fehler zu machen, wenn ich älter werde.
    Unbedingt vermeiden möchte ich für mich vor allem ihre Angewohnheit, alles und jeden um sich herum managen zu wollen. Immer vermittelt sie den Eindruck, alles besser zu wissen, und wenn man sich gegen ihren Rat entscheidet, ist man eben selbst schuld. Sie kann rechthaberisch und herrisch sein, wenn man es ihr erlaubt, starrsinnig und selbstgerecht, und sie hat keine Scheu, laut ihre Meinung zu verkünden. Als Teenager musste ich schwer dagegen ankämpfen, dass sie nicht mein ganzes Leben regelte, und als Folge davon gab es häufig Streit über mein – wie sie es nannte – widerspenstiges und rebellisches Verhalten.
    Â»Warum machst du es dir bloß so schwer?«, meinte meine Schwester Belinda immer. »Es hat doch gar keinen Sinn, gegen Mum zu kämpfen; sie gewinnt doch sowieso immer.«
    Â»Das mag ja für dich in Ordnung sein, Fräulein Tugendhaft«, sagte ich. »Dir würde man nicht mal einen Mord zur Last legen.«
    Und das stimmte wirklich. Belinda kam immer davon, und sei es, indem sie jeder Auseinandersetzung aus dem Weg ging, lieb lächelte und vordergründig die Gehorsame spielte, während sie in Wahrheit auch nur das tat, was sie wollte. Das konnte ich nicht,

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