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Ein kleines Stück vom Himmel nur

Ein kleines Stück vom Himmel nur

Titel: Ein kleines Stück vom Himmel nur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amelia Carr
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nicht die Art Mann ist, in die man sich verlieben sollte, und man sollte meinen, dass ich in meinem Alter etwas vernünftiger wäre. Schließlich war er schon dreimal verheiratet – und auf seine Eignung als treusorgender Ehemann würde ich keinen Pfifferling wetten. Er geht viel zu locker mit seinem Geld um – wenn er mal welches hat; es scheint ihm regelrecht zwischen den Fingern zu zerrinnen. Und die Zuverlässigkeit in Person ist er auch nicht grade. Er kann ziemlich reizbar, ja regelrecht griesgrämig sein. Er hat diesen furchtbaren Minderwertigkeitskomplex. Er ist ein Frauenheld, und er ist dem Bourbon ein bisschen zu sehr zugetan.
    Aber trotzdem hat er was. Er kann wirklich süß sein, und er ist irgendwie verletzlich. Vermutlich habe ich eine Seite von ihm gesehen, die er nicht allzu oft zeigt. Schnoddrig, leicht reizbar und viel zu sehr von sich eingenommen, so erscheint er denen, die ihn nicht kennen. Aber ich kann hinter diese Fassade schauen und sehe dort einen Mann, dem man irgendwann mal sehr wehgetan hat und der immer noch verletzt ist. Wie gesagt, ich versuche das Beste aus dem zu machen, was mir das Schicksal auftischt. Ritchie dagegen tut sich damit schwer. Er hat sich gepanzert wie eine Muschel in ihrer Schale. Ich hab drei Jungs großgezogen, ich weiß, wovon ich rede. Jungen sind ein ganzes Stück weicher als Mädchen. Viel empfindlicher – auch wenn sie versuchen, den harten Mann rauszukehren.
    Ehrlich gesagt wundere ich mich, dass Nancy das nicht auch weiß und ihm zugute hält. Ich kann mir nicht richtig erklären, warum die beiden sich nicht besser verstehen. Irgendwie klappt es einfach nicht. Vermutlich liegt es an Ritchie. Ich würde ihn ja eigentlich für die Art Mann halten, der seine Mutter vergöttert, und im tiefsten Innern tut er das wohl auch. Aber aus irgendeinem Grund kann er das nicht richtig zeigen – und das hat wahrscheinlich mit diesem furchtbaren Minderwertigkeitskomplex zu tun, den er mit sich herumträgt.
    Er hatte einen älteren Bruder, John, ein richtiger Sonnyboy, wie ich gehört habe. Ich habe ihn nie kennengelernt, er starb durch einen Flugzeugabsturz, noch ehe ich bei Varna Aviation anfing. Aber nach allem, was ich gehört habe, war John der Augapfel seiner Mom. Und Ritchie hat es sich in den Kopf gesetzt, dass es seiner Mom lieber gewesen wäre, wenn er gestorben wäre.
    So was Ähnliches hat er mir jedenfalls mal gesagt. Er war in einer seiner trüben Stimmungen und hatte getrunken. Dass er schlecht drauf war, merkte ich schon daran, wie er ins Büro stapfte und die Flugzeugschlüssel vom Haken riss, ohne mich zu grüßen oder auch nur eines Blickes zu würdigen, und schon aus zwei Meter Entfernung konnte ich seine Fahne riechen.
    Â»Ritchie«, meinte ich. »Hältst du das für eine gute Idee?«
    Er antwortete nicht und machte sich an den Schlüsseln zu schaffen, als hätte ich gar nichts gesagt.
    Â»Ritchie«, wiederholte ich. »Setz deinen Arsch in Bewegung und komm mal rüber!«
    Â»Halt dich da raus, Monica! Ich dreh mal ’ne Runde.«
    Â»Du bist nicht flugtüchtig!«, sagte ich zu ihm. »Man setzt sich nicht betrunken ans Steuer eines Flugzeugs. Das weißt du doch verdammt gut!«
    Ritchie murmelte etwas vor sich hin, was ich lieber nicht wiederholen will.
    Â»Du bringst dich am Ende noch selbst um, verdammt!«, sagte ich.
    Â»Ach, wäre das nicht schade!«, meinte er in sarkastischem Tonfall. »Ich glaube, das würde einer ganzen Reihe Leuten das Leben sehr erleichtern!«
    Â»Mir nicht, du Vollidiot! Ich hätte dann keine Arbeit mehr.«
    Â»Ja, ja, schon gut.« Er ging in Richtung Tür.
    Ich versuchte ein letztes Mal, ihm gut zuzureden. »Ritchie, verdammt noch mal, deine Mom hat schon einen Sohn verloren. Willst du, dass sie auch noch den anderen verliert?«
    Und da gab er mir etwas zur Antwort, was ich seitdem nicht vergessen kann.
    Â»Das wäre ihr scheißegal. Weißt du was? Sie wünscht sich doch, dass ich tot wäre statt ihrem geliebten John.«
    Ich habe auch nie den Ausdruck auf seinem Gesicht vergessen, als er das sagte. Verbittert und zutiefst verletzt.
    Â»Ritchie Costello! So was Furchtbares darfst du nicht sagen!«
    Â»Stimmt aber.«
    Â»Das ist doch nicht wahr! Kann ja sein, dass sie nie darüber hinweggekommen ist, dass sie John verloren hat. Aber das heißt doch

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