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Ein kleines Stück vom Himmel nur

Ein kleines Stück vom Himmel nur

Titel: Ein kleines Stück vom Himmel nur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amelia Carr
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in mir mehr sah als bloß das nette Mädel, das ihm das Büro führte, sich seine Nörgeleien anhörte und ihm von Zeit zu Zeit den Kopf zurechtrückte.
    Wir waren beim Kaffee – kolumbianischer mit Milchschaum, braunem Zucker und einem Schuss Bourbon –, als ich wieder unsanft auf dem Boden der Tatsachen landete.
    Â»Ist es okay, wenn ich dich ein paar Minuten allein lasse, Monica?«, fragte Ritchie. »Ich muss mich noch um was Geschäftliches kümmern.« Er wartete meine Antwort gar nicht ab, sondern schob sich aus seiner Sitzbank und ging in Richtung Bar.
    Der Island Club ist architektonisch ziemlich offen gestaltet; ich brauchte mich bloß ein Stückchen auf meiner Bank umzudrehen und hatte freien Blick auf die Bar. Kaum hatte ich gesehen, mit wem Ritchie da sprach, war das ungute Gefühl wieder da.
    Ich kenne Dexter Connelly schon seit Jahren. Kennen ist vielleicht zu viel gesagt; wenn er mir auf der Straße begegnete, würde er mich wahrscheinlich kaum grüßen. Aber er ist mir bekannt, weil wir in der Firma mit ihm zu tun hatten. Er hat mehrmals Flugzeuge für seine Geschäftsreisen gechartert oder auch, um ein Wochenende in Las Vegas zu verbringen, obwohl meistens Ritchie höchstpersönlich die Geschäfte mit ihm abgewickelt hat. Und ich kenne seinen Ruf. Das tun die meisten Leute in Varna. Er lebt in einer dieser riesigen Villen mit elektronischen Sicherheitstoren, vor denen die Reisebusse immer anhalten, damit die Touristen mal einen Blick darauf werfen können, wie die oberen Zehntausend so leben. Für gewöhnlich hat er zudem irgendeine kostspielig aussehende Frau am Arm hängen. Aber die Leute fragen sich natürlich, wie er zu seinem Reichtum gekommen ist, obwohl die meisten es lieber gar nicht wissen wollen. Ich halte ihn für einen Gauner, der eigentlich längst hinter Gittern sitzen müsste, aber wahrscheinlich hat er den Polizeichef geschmiert oder ihm gedroht – eins von beiden. Und obwohl Varna Aviation es sich nie hat leisten können, bei seinen Kunden wählerisch zu sein, bereitete es mir stets Unbehagen, mit Connelly Geschäfte zu machen oder sein Geld anzunehmen.
    Nun war mir noch unbehaglicher zumute als je zuvor. Ich beobachtete, dass er Ritchie begrüßte wie einen verloren geglaubten Freund, ihm auf die Schulter schlug und ihm einen Drink holte. Dann klopfte er auf seine Tasche, zog etwas hervor, das wie eine Schachtel Zigarren aussah, und die beiden verschwanden durch die Schwingtüren in den Innenhof, wahrscheinlich um zu rauchen und ungestört ihre Gespräche über was auch immer führen zu können.
    Sie blieben nicht lange weg, und ich war froh darüber. Ich fühlte mich ziemlich unwohl zwischen den ganzen rausgeputzten, straff gelifteten Frauen, die behängt waren wie Christbäume. Die Frauen warfen neugierige oder missbilligende Blicke in meine Richtung, und ein oder zwei Männer schauten auffordernd zu mir herüber. Ich erwog, meinen Sitzplatz an die Bar zu verlegen, befürchtete aber, dass es dort wahrscheinlich noch schlimmer sein würde, denn dort saß eine Gruppe Männer, die von dem Reitstall auf dem Festland zu kommen schienen, und man weiß ja, dass die Reiter genauso schwer im Zaum zu halten sind wie ihre neurotischen Vollblüter. Und wie ich schon sagte, dauerte es auch nicht lange, bis Ritchie wieder zurückkam.
    Â»Alles klar, Monica?« Er machte keine Anstalten, sich wieder hinzusetzen.
    Â»Ja, klar.« Alle vagen Hoffnungen, dass Ritchie vielleicht irgendeine romantische Absicht verfolgt hatte, verschwanden schneller als ein doppelter Whisky in der Kehle eines Säufers. Er war hergekommen, um Dexter Connelly zu treffen; ich war bloß Beiwerk.
    Connelly stand an der Bar, als wir vorbeigingen, und unterhielt sich mit den Pferdeheinis. Mir ging durch den Kopf, dass er wirklich aussah wie der Inbegriff eines Mafiapaten: dunkler Anzug, dunkle Sonnenbrille, zurückgegeltes Haar, ein Profil wie aus Stein gemeißelt. Er und Ritchie würdigten einander kaum eines Blickes.
    Â»Also, was läuft da mit Connelly?«, fragte ich Ritchie, als wir in die Nachtluft hinaustraten, die so feuchtwarm war wie ein türkisches Dampfbad.
    Â»Das willst du gar nicht wissen, Monica.«
    Trotz der lauen Nacht fröstelte es mich. »Ritchie …«
    Â»Ich mache ein kleines Geschäft mit ihm. Er will mich in ein, zwei Tagen anrufen.

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