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Ein kleines Stück vom Himmel nur

Ein kleines Stück vom Himmel nur

Titel: Ein kleines Stück vom Himmel nur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amelia Carr
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kämpfen musst und womöglich untergehst!«
    Ich hätte es besser wissen müssen. Ich hätte wissen müssen, dass ich damit Ritchies wunden Punkt berühre. Sein Gesicht verdüsterte sich.
    Â»Du meinst, sie würde die Firma lieber jemand Fremdem anvertrauen als mir?«
    Â»Nein, Ritchie, so habe ich das nicht gemeint.«
    Â»Natürlich hast du das. Und wahrscheinlich hast du sogar Recht damit. Ich für meinen Teil habe jedenfalls keine Lust, als Aushilfspilot in der Firma eines anderen zu jobben. Ich bleibe lieber mein eigener Chef, okay?«
    Â»Selbst wenn du dabei pleite gehst?«, fuhr ich ihn an.
    Â»Glaub mir, Monica, ich gehe schon nicht pleite. Hauptsache, du sagst Nancy nichts davon. Okay? Ich möchte nicht, dass sie sich unnötige Sorgen macht. Nicht in ihrem Alter. Sie hat ihre Chance gehabt, jetzt bin ich an der Reihe. Und ich führe Varna Aviation so, wie ich es für richtig halte.«
    Â»Wie du meinst.« Ich weiß genau, dass es keinen Sinn hat, mit Ritchie zu diskutieren, wenn er in einer solchen Stimmung ist.
    Aber das heißt noch lange nicht, dass ich mich einfach geschlagen gebe. Ritchie mag ja seit einiger Zeit die nominelle Leitung haben, aber Varna Aviation gehört immer noch Nancy – und zwar bis zu ihrem letzten Atemzug. Mein Gott, sie ist Varna Aviation, genauso wie Joe es war, als er noch lebte, auch wenn sie heute nicht mehr so oft ins Büro kommt. Und es geht mir gehörig gegen den Strich, ihr eine Sache wie dieses Angebot zu verheimlichen.
    Mein Entschluss steht fest. Ich werde zu Nancy fahren und sie informieren. Und wenn Ritchie das nicht passt, tut es mir leid. Ich warte bloß noch auf die richtige Gelegenheit.
    Die Gelegenheit kommt Montagabend. Bei Büroschluss fährt Mary-Lyn in ihrem schicken, neuen Auto vor, und Ritchie macht ein Riesentheater um sie. Küsschen hier, Küsschen da – überall hat er seine Finger. Also ehrlich – ich weiß gar nicht, was er jetzt schon wieder vorhat. Ich hätte gedacht, dass er seine Lektion endlich gelernt hat. Es tut weh, wenn ich sehe, wie die beiden zusammen abziehen: Ritchie am Steuer des Cabrios und Mary-Lyn herausgeputzt wie eine Filmdiva, sogar ein Tuch hat sie sich ums Haar gebunden wie Jackie Onassis. Mein Gott – wo hat die Frau eigentlich die letzten vierzig Jahre verbracht? Aber ich sage mir, dass jetzt meine Chance gekommen ist. Wenn ich je irgendwelche Zweifel hatte, dann sind sie jetzt dahingeschmolzen wie ein Eis am Stiel in der Sonne. Zum Teufel mit Ritchie – Nancy bin ich größere Loyalität schuldig.
    Ich schließe das Büro ab – wie gewöhnlich hat Ritchie es mir überlassen, den notwendigen Kram zu erledigen. Dann steige ich ins Auto und fahre zum Haus der Costellos.
    Um diese Abendstunde ist alles ziemlich ruhig; die Einkaufspassagen sind ausgestorben, an den Ampelkreuzungen stauen sich keine Wagen mehr. Es ist zu spät für die Einkäufer und noch zu früh für die Nachtschwärmer. Nicht dass wir davon allzu viele in Varna hätten, es ist eine ziemlich ruhige, ja biedere Stadt. Dafür sorgt schon der Anwohnerbeirat. Sogar der Strand ist privat – nur Einwohner Varnas dürfen dorthin. Selbst die ernten finstere Blicke von den Eigentümern der Villen, deren Gartentore gleich an den Strand grenzen. Und in einer kleinen Hütte direkt am Zugang zum Strand sitzen ein paar selbsternannte Gesetzeshüter aus der Nachbarschaft, die mit Argusaugen darüber wachen, dass kein Fremder ihren Strand betritt. Was soll man von einer solchen Stadt schon halten? Manchmal frage ich mich, wie ich es hier überhaupt so lange ausgehalten habe – aber hier ist nun mal meine Heimat.
    Ich parke in Nancys Einfahrt und gehe um das Haus herum zur Terrasse. Ich kann mir vorstellen, dass sie um diese Zeit mit einem Drink am Swimmingpool sitzt. Doch die Terrasse ist leer. Die Terrassentür steht einen Spalt offen, ich schiebe sie auf und rufe nach Nancy, doch auch in der Küche ist sie nicht. Ich rufe noch mal; immer noch keine Antwort. Ich zögere; eigentlich ist es nicht meine Art, einfach so ungebeten ein Haus zu betreten, doch ich mache mir ein bisschen Sorgen. Ich würde mich lieber vergewissern, ob alles in Ordnung ist, immerhin ist sie vierundachtzig Jahre alt. Ich gehe in Richtung Wohnzimmer und rufe wieder, aber noch immer kommt keine Antwort. Mir pocht das Herz bis zum

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