Ein kleines Stück vom Himmel nur
meldete sich der Kerl wieder bei Ritchie, und für morgen ist wieder ein Flug für Mr. Jack Pele gebucht, und einer steht schon für nächste Woche im Terminkalender. Danach sind erneut jeweils Flüge nach Houston eingetragen â kurz und gut: Die Sache gefällt mir kein bisschen.
Noch dazu ist Ritchie auf einmal völlig unbesorgt, was die Zukunft von Varna Aviation angeht. Noch vor ein paar Wochen hat er sich ernste Sorgen darüber gemacht, wie wir die Firma vor der Pleite bewahren könnten. Und jetzt auf einmal kommt er mir so fröhlich und unbedarft vor wie ein Hippie auf dem Weg nach San Francisco. Fehlt bloà noch, dass er das Lied aus seiner Jugend anstimmt: If  Youâre Going To San Francisco  ⦠am besten noch mit âner Blume im Haar. Und Mary-Lyn scheint auch mit sich und der Welt zufrieden. Vor ein paar Tagen ist sie hier in einem funkelnagelneuen Cabrio vorgefahren. Vor kurzem musste ich mir noch Ritchies Gejammer anhören, weil er ihre Klimaanlage reparieren lassen sollte â und auf einmal schenkt er ihr ein neues Auto. Wenn er so weitermacht, werden sie bald wieder ein Paar sein. Mary-Lyn konnte groÃzügigen Geschenken noch nie widerstehen. Und was wird aus mir? Ich kann mal wieder sehen, wie ich klarkomme!
An diesem Morgen hat sich jedenfalls mein Verdacht bestätigt, dass Ritchie sich überhaupt nicht mehr ums Geld sorgt. In der Post war ein Brief von dem Flugunternehmen in Fort Myers. Offenbar erwirtschaftet das ziemlich viel und sucht nach einer Möglichkeit, Varna Aviation zu kaufen. Nach allem, was ich sehen konnte, haben sie ein Angebot geschickt, das sich Ritchie wenigstens mal anschauen sollte. Die Bedingungen sind so groÃzügig, dass man es eigentlich nicht ausschlagen kann.   Â
Natürlich möchte ich auch nicht gern erleben, dass Varna Aviation seine Unabhängigkeit verliert, wirklich nicht. SchlieÃlich bin ich schon ziemlich lange bei der Firma und hänge daran. Aber ich bin auch vernünftig. Es sieht so aus, als ob sie damit einverstanden wären, Ritchie, mich und Stu Taviner, den Mechaniker, zu übernehmen. Doch sie würden den Flugbetrieb der beiden Firmen zusammenführen. GröÃer, besser, eben mehr einundzwanzigstes Jahrhundert. Natürlich würde es mir auch schwerfallen, mich von unseren blau-weiÃen Firmenfarben zu verabschieden; natürlich würde ich der Zeit hinterhertrauern, als Joe und Nancy noch die Firma geleitet haben. Aber den Stunden, in denen ich mit den roten Zahlen in der Bilanz gekämpft habe, weine ich bestimmt keine Träne nach. Und wenn jemand anders die offenen Rechnungen bezahlt, soll es mir nur recht sein.
Doch was hat Ritchie gemacht? Er hat den Brief der Länge nach durchgerissen, die beiden Teile zu einer Papierkugel zusammengeknüllt und sie mit einem zielsicheren Korbleger in den Papierkorb befördert.
»Die können mich mal«, hat er gesagt.
»Ritchie, meinst du nicht, du solltest es dir wenigstens mal anschauen?«, hab ich ihn gefragt. »Wir kommen immer nur so gerade eben über die Runden. Das ist ein verdammt gutes Angebot; es würde all unsere Probleme lösen.«
»Kommt nicht in Frage. So eine verdammte ScheiÃe kommt überhaupt nicht infrage!«
»Also Ritchie, das ist doch kein Ausdruck für zarte Damenohren!«
Er hat süffisant gegrinst. Eigentlich habe ich darauf gewartet, dass er mir irgendeine freche Antwort gibt. Stattdessen hat er gesagt: »Es wird schon alles gutgehen, Monica. Wir sind über den Berg. Vertrau deinem Onkel Ritchie!«
Ich hab bloà die Augen emporgeschlagen. »Ich mache jetzt schon an die zwanzig Jahre die Buchhaltung. Bisher habe ich noch keinerlei Anzeichen für einen finanziellen Umschwung gesehen. Ich finde, du solltest das Angebot wenigstens mal mit Nancy besprechen.«
Ritchie schnaubte. »Sie würde mir doch sofort zustimmen. Sie würde nie im Leben verkaufen â schlieÃlich war die Firma Joes Ein und Alles.«
»Na, ich finde, du solltest ihr wenigstens die Möglichkeit geben, das Angebot abzulehnen. Nancy ist gewieft. Varna Aviation war zwar vielleicht Joes Ein und Alles, aber jetzt ist Nancy diejenige, die das letzte Wort hat â ob es dir passt oder nicht. Ich glaube, sie würde die Firma lieber zu einem vernünftigen Preis verkaufen, wenn die Bedingungen stimmen, als zuzusehen, wie du um deine Existenz
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