Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein kleines Stück vom Himmel nur

Ein kleines Stück vom Himmel nur

Titel: Ein kleines Stück vom Himmel nur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amelia Carr
Vom Netzwerk:
Blut und deshalb nicht persönlich betroffen war. Er würde sie auch nicht verurteilen, jedenfalls nahm sie das an. Er würde einfach die Tatsachen akzeptieren und sich davon nicht groß beeinflussen lassen. Doch das konnte sie nicht tun, sie durfte es sich nicht so leicht machen.
    Und Sarah? Würde Sarah sie verurteilen? Es betraf auch sie. Sie würde ebenso schockiert sein zu erfahren, dass Joe gar nicht ihr Großvater gewesen war. Würde sie sich ebenfalls zurückziehen und hintergangen fühlen? Bis jetzt war sie Nancy eine unglaubliche Stütze gewesen, aber würde die ganze Wahrheit vielleicht zu viel für sie sein? Nancy hoffte es nicht. Sie glaubte nicht, dass sie es ertragen könnte, wenn sich Sarah ebenfalls gegen sie wenden würde. Nichtsdestotrotz war sie fest entschlossen, weder um Verständnis noch um Vergebung zu bitten, noch Entschuldigungsversuche zu unternehmen. Sie würde ihnen lediglich erzählen, was passiert war, und hoffen, dass sie damit fertig wurden – zu ihrem eigenen Besten.
    Nur noch wenige Stunden, mehr Zeit blieb ihr nicht. Ritchie hatte versprochen, zum Abendessen nach Hause zu kommen; heute Abend würden sie alle beisammen sein. Nur noch wenige Stunden, und es wäre so weit. Nach all den Jahren würde die Wahrheit endlich ans Licht kommen. Und es gäbe kein Zurück.

III
    Alle sitzen sie um den Tisch herum, und bisher ist kein Wort darüber verloren worden, warum sie sich eigentlich hier versammelt haben. Doch in der Luft liegt eine fast greifbare Spannung. Nancy spürt sie auf der Haut und in ihren Adern prickeln und kann sie an Ellens zusammengepressten Lippen und in Ritchies mürrischem Gesicht ablesen. Sogar Sarah wirkt nervös, obwohl sie ihr Bestes tut, fröhlich und locker zu erscheinen. Nur Bob benimmt sich wie immer. Er hat sich das Essen schmecken lassen – Hähnchen mit frittierten Maisbällchen, gefolgt von Apple Pie – und seinen Teller leer gegessen, im Gegensatz zu den Frauen, die eine ganze Menge liegenlassen haben. Nun ist er ein bisschen schläfrig. Kein Wunder, denn nach seiner inneren Uhr ist längst Schlafenszeit.
    Er steht vom Tisch auf, streckt sich und tritt ans Fenster.
    Â»Sieht aus, als ob sich da draußen ein Gewitter zusammenbraut.«
    Nicht nur draußen, denkt Nancy. Hier drinnen ebenfalls.
    Â»Ich kann mich noch gut erinnern, dass die Gewitter hier ein ziemliches Schauspiel sind.«
    Noch während er das sagt, flackert der erste Blitz über den Himmel und erhellt das Zimmer, in dem es schon seit einigen Minuten dunkler geworden ist, ohne dass es jemand gemerkt hat. Gleich darauf klatschen schwere Regentropfen gegen die Scheiben.
    Â»Lass uns noch eben den Tisch abräumen, Mom.« Ellen steht ebenfalls auf und schiebt die Überreste der Mahlzeit von den Tellern, rasch und effizient wie immer.
    Nancy legt ihr eine Hand auf den Arm. »Nein, lass das doch stehen, Schatz.«
    Ellen ignoriert ihren Einwurf und stapelt die Teller aufeinander. »Bringen wir es lieber gleich hinter uns. Ich mag so ein Durcheinander nicht.«
    Doch Nancy hat schon lange genug gewartet. Sie kann sich nicht vorstellen, jetzt den Tisch ab- und die Spülmaschine einzuräumen und dann noch die Gläser separat im Waschbecken zu spülen, so wie Ellen es immer tun will, und dabei die ganze Zeit an das denken zu müssen, was sie ihnen gleich sagen wird. Sie will es endlich hinter sich bringen. Und wenn Ellen sich nach Nancys Geständnis immer noch mit dem schmutzigen Geschirr abplagen will, dann ist das ihre Sache.
    Â»Bitte, Ellen, lass das doch. Ich muss mit euch reden. Gehen wir doch ins Wohnzimmer.«
    Â»Mom.« Ellen lässt klappernd ein paar Gabeln auf den obersten Teller fallen. »Müssen wir wirklich diese Unterhaltung führen?« Sie hebt entschlossen den Tellerstapel empor.
    Ein Donnerschlag scheint über das ganze Haus hinwegzurollen.
    Â»Ja, Ellen. Ich fürchte, das müssen wir.«
    Â»Warum? Wir wissen doch sowieso schon, was du uns sagen willst.«
    Einen Moment lang ist Nancy sprachlos. »Das wisst ihr schon?«
    Â»Ja, Mom, wir wissen es.« Ellen holt zu ihrem vermeintlichen Gnadenstoß aus. »Schon seit ich dreizehn bin, weiß ich, dass John nicht Dads Sohn war. Dass er unehelich war. Und Ritchie weiß das auch. Können wir es also bitte dabei bewenden lassen?«
    Nancy spürt nur sehr wenig, so als sei sie in

Weitere Kostenlose Bücher