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Ein kleines Stück vom Himmel nur

Ein kleines Stück vom Himmel nur

Titel: Ein kleines Stück vom Himmel nur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amelia Carr
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sich zusammengeschrumpft. Sie merkt, dass sie zu zittern begonnen hat. Das war es also. All ihre mühsam einstudierten Eröffnungssätze sind sinnlos geworden.
    Â»Ellen«, sagt sie sehr ruhig, aber fest. »Das Problem ist, dass ihr vollkommen falsch liegt.«
    Ellen donnert die Teller so fest auf den Tisch zurück, dass ein Weinglas emporhüpft.
    Â»Falsch? Wie meinst du das – wir liegen falsch? Willst du mir jetzt weismachen, dass du kein Kind von diesem Mann bekommen hast, den Sarah für dich suchen sollte? Ich weiß nämlich genau, dass es stimmt. Ich habe vor langer Zeit einen Brief entdeckt, den er dir geschrieben hat. Es hat also keinen Sinn, es zu leugnen.«
    Â»Ich leugne das auch gar nicht«, sagt Nancy würdevoll. »Ich versuche bloß, die Dinge richtigzustellen.«
    Â»Du leugnest also nicht, dass John das Kind von diesem Mac war. Was bitte soll es dann, die ganze Geschichte wieder aufzurühren? Wirklich, Mom, ich möchte gar nichts von deiner schmutzigen Affäre hören. Tut mir leid, aber ich will nichts davon wissen. Und dass du auch noch versucht hast, ihn nach so vielen Jahren wiederzufinden … und dazu auch noch Sarah eingespannt hast … Also ehrlich! Mom, ich habe den Eindruck, dass du von allen guten Geistern verlassen bist.«
    Â»Ellen, beruhige dich …« Bob wirkt verlegen, ja beunruhigt. Dieses Gespräch wird in Tränen enden. Ellens Tränen. Noch mehr Schuldgefühle, noch mehr Reue – und er wird mal wieder die Scherben aufkehren müssen.
    Â»Nein, Bob, ich werde mich nicht so leicht beruhigen«, fährt Ellen ihn an. »Würdest du etwa ruhig bleiben, wenn deine Mutter jahrelang die Tatsache vor dir verheimlicht hätte, dass dein Bruder ein uneheliches Kind ist, und sich dann auf einmal entschließt, ihr Herz auszuschütten, weil ihr gerade der Sinn danach steht? Würdest du da ruhig bleiben?«
    Â»Ellen, bitte …«
    Â»Also, ich kann das jedenfalls nicht so einfach hinnehmen. Tut mir leid. Nichts gegen John. Ich habe ihn über alles geliebt, auch als ich wusste, dass er nicht mein richtiger Bruder war. Ich habe ihn so sehr geliebt! Und er könnte heute immer noch leben, wenn Mom von Anfang an ehrlich gewesen wäre, wenn sie ihn nicht bevorzugt hätte, weil er ein heimliches Kind der Liebe war. Das stimmt doch, Mom, oder? Du hast ihn uns vorgezogen. Jedes Mal, wenn du ihn angeschaut hast, hast du in ihm deinen Liebhaber gesehen.«
    Â»Nein, Ellen, das stimmt nicht.« Nancy ist vollkommen schockiert und erschüttert. »Wie konntet ihr nur so etwas denken?«
    Â»Das hast du! Du hast ihn angeschaut und seinen Vater gesehen!«
    Â»Ellen … Johns Vater war Joe.«
    Â»Aber … du hast doch gesagt …« Nun stockt Ellen mitten im Satz; zum ersten Mal ist ihre Gewissheit ins Wanken geraten. »Du hast doch gesagt, du streitest nicht ab, dass du ein uneheliches Kind mit diesem Mann hast. Du hast es doch nicht abgestritten.«
    Â»Bitte, Ellen, setz dich!«
    Â»Nein, ich will mich nicht setzen. Ich will wissen, was du meinst.«
    Ein weiterer Blitz erhellt das Zimmer: Ellen, durchdrungen von einem Zorn, der schon den Großteil ihres Erwachsenenlebens in ihr gekocht hat, aber gleichzeitig irritiert; Sarah, die eine Serviette zwischen ihren Fingern knüddelt und nur möchte, dass ihre Mutter aufhört und dieses schreckliche Gespräch endlich vorüber ist; Nancy, eine kleine, resolute Gestalt, die sich stählt, die Worte auszusprechen, die die Illusion für immer zerstören werden.
    Â»Ich habe ein Kind von Mac bekommen, Ellen«, sagt sie sehr leise, aber bestimmt. »Aber es war nicht John. Wie ich bereits gesagt habe, Joe war Johns Vater.«
    Â»Aber … wer dann …?« Ellen wirft einen besorgten Blick auf Ritchie, der während des ganzen Streitgesprächs geschwiegen hat.
    Und dann spricht Nancy aus, wovor sie sich schon die ganze Zeit gefürchtet hat.
    Â»Du, Ellen. Du warst es. Deshalb musste ich es dir auch sagen. Nicht John war Macs Sohn. Du bist seine Tochter.«
    Alle Farbe ist aus Ellens Gesicht gewichen. Obwohl sie sich nicht setzen wollte, als Ellen es ihr geraten hat, sitzt sie nun. Sie hat sich auf einen Stuhl fallen lassen, als trügen ihre Beine sie nicht länger. Im Zimmer herrscht völlige Stille, die nur von einem weiteren Donnergrollen unterbrochen wird. Dann

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