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Ein kleines Stück vom Himmel nur

Ein kleines Stück vom Himmel nur

Titel: Ein kleines Stück vom Himmel nur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amelia Carr
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konnte.«
    Â»Oh Gott!« Ellen zittert; ihr Magen scheint in die Tiefe gesackt zu sein. Ihr Bruder, John, der Goldjunge, hat nicht bloß sein sexuelles Verlangen mit einem anderen Mann befriedigt, sondern sich sogar in einen Mann verliebt. Obwohl sie sich immer für aufgeschlossen und tolerant gehalten hat, muss sie sich eingestehen, dass sie zutiefst erschüttert ist. Die Tatsache, dass John in einen anderen Mann verliebt war – auch wenn sie von ihrer Mutter noch so nüchtern vorgetragen wird –, berührt irgendein primitives, urzeitliches Tabu, das tief in ihrer Psyche vergraben liegt und für das sie sich sehr schämt.
    Â»Du weißt, dass Vietnam die Hölle war. Es war eine Hölle für jeden, der dort gekämpft hat, und viele Männer sind nie darüber hinweggekommen. Selbst die, die körperlich unversehrt heimkehrten, tragen immer noch seelische Verletzungen. Aber für John war es eine ganz besondere Hölle. Du weißt ja, wie die meisten jungen Männer sich Erleichterung vom Terror des Krieges zu verschaffen versuchten. Die Anzahl amerikanischer Babys, die zurückgelassen wurden, ist Beweis genug. Die Soldaten gingen in die Freudenhäuser von Saigon und hurten und tranken. Sie bezahlten für Frauen in den Städten, wo es Bordelle gab, und in den Dörfern, wo es keine gab, nahmen sie sich die Frauen einfach. John wollte das nicht, aber er wollte seine anders geartete sexuelle Orientierung auch nicht an die große Glocke hängen. Er wusste schon, was für eine Behandlung er von all diesen Machos und Frauenhelden erwarten konnte, sollten sie Wind von der Wahrheit bekommen – Spott und Ablehnung. Also machte er mit, obwohl es eine Tortur für ihn war, die ihn innerlich zerriss. Und dann verliebte er sich. Damon Jameson, so hieß er.«
    Ellen bemüht sich um einen ruhigen Ton. »Und was ist dann passiert? Hatten sie ein Coming-out?«
    Nancy schüttelt den Kopf. »Ich glaube nicht. Nicht so, wie sie es wahrscheinlich heute hätten. Sie waren ziemlich diskret. Aber ich nehme an, ein paar andere haben schon Verdacht geschöpft. Vor allem hinterher, als sie sahen, wie schwer John es genommen hat.«
    Â»Was hat er schwer genommen?«
    Nancy dreht den Becher in ihren Händen. »Er wurde getötet. Damon Jameson. Die Vietkong haben ihren Stützpunkt unter Beschuss genommen, und Damon wurde getroffen. Er starb in Johns Armen.«
    Sie blickt Ellen in die Augen. »Das hat John den Rest gegeben«, sagt sie bloß. »Das war der Grund dafür, dass er es nicht fertigbrachte, nach Vietnam zurückzukehren. Er trauerte um Damon und konnte sich ein Leben ohne ihn nicht vorstellen. Das und die Homosexualität. Denn obwohl er glaubte, dass er inzwischen damit klarkam, schämte er sich tief in seinem Innern immer noch. Und er wusste genau, wie man ihn behandeln würde: mit Verachtung und Abscheu. Zusammen mit Damon hatte er das Gefühl gehabt, sie könnten das gemeinsam durchstehen. Ohne ihn dagegen … Nun fand John das Leben wohl nicht mehr lebenswert. Und ich glaube, dass ihn auch seine Erlebnisse in diesem schrecklichen Krieg kaputtgemacht haben.«
    Â»Mom.« Ellen fällt das Atmen schwer. »Was sagst du denn da?«
    Â»Ich erzähle dir nur, was vor vielen Jahren geschehen ist«, erwidert Nancy. »Manches davon hat er mir selbst bei seinem letzten Heimaturlaub erzählt, hier in diesem Garten. Wir haben bis tief in die Nacht geredet, genau wie wir beide jetzt. Und der Rest … Nun, den Rest hat er in seinem Abschiedsbrief geschrieben.«
    Â»Abschiedsbrief?«
    Â»Ja. Er ist nicht mehr da. Ich habe ihn zerstört, gleich nachdem ich ihn in seinem Zimmer gefunden und gelesen hatte. Ich wollte nicht, dass Joe ihn sah; die Wahrheit hätte ihn umgebracht. Auch John wollte nicht, dass sein Vater es erfuhr. Der Brief war an mich adressiert; er war nur für meine Augen bestimmt. Deshalb habe ich ihn zerrissen und verbrannt, obwohl es mir das Herz zerrissen hat, den letzten Brief zu zerstören, den John mir geschrieben hatte. Und ich habe Joe genau wie jeden anderen in dem Glauben gelassen, dass der Flugzeugabsturz ein Unfall war.«
    Â»Oh Gott!« Ellen hat das Gefühl, gleich ohnmächtig zu werden. Das Blut hämmert in ihren Schläfen, alles scheint plötzlich ganz weit weg zu sein. Die ganzen Jahre über hat sie Ritchie dafür verantwortlich

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