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Ein kleines Stück vom Himmel nur

Ein kleines Stück vom Himmel nur

Titel: Ein kleines Stück vom Himmel nur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amelia Carr
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gemacht, dass Johns Maschine nicht flugtauglich war, hat sogar den düsteren Verdacht gehegt, dass sein Tod gar kein Unfall war. Aber jetzt … »Mom?« Ihre Stimme ist nur noch ein Flüstern, und Nancys Antwort hallt geisterhaft, wie ein körperloses Echo, in den Schluchten ihrer Seele wider.
    Â»Natürlich war es kein Unfall«, sagt Nancy. »John war ein viel zu guter Pilot. Er hat dieses Flugzeug absichtlich ins Meer hinabgesteuert, Ellen. Er hatte genug. Er hat sein Leben auf die Weise beendet, wie es ihm am besten erschien. Er wusste genau, was er tat, als er an diesem Tag mit dem Flugzeug startete. Und er hat es durchgezogen. John hat sich das Leben genommen, Ellen. Jetzt weißt du alles.«
    Nun ja, nicht alles, fügt Nancy in Gedanken hinzu. Die Diagnose des Arztes bleibt noch mein Geheimnis. Aber das kann warten. Das kann ich Ellen nicht auch noch aufbürden. Nicht heute Nacht.
    Nancy sitzt ruhig in ihrem Schlafzimmer und denkt über die Zukunft nach. Sie freut sich nicht auf das Ende; vor allen Dingen nicht, seit sie weiß, wie sie sterben wird. Mit den Schmerzen werde ich wohl noch fertig werden, denkt sie. Was mir die größte Sorge bereitet, ist der Verlust meiner Würde. So schwach zu werden, dass ich vollkommen abhängig von anderen bin. Wenn nicht dieser verdammte Einbruch gewesen wäre und Ritchie darauf bestanden hätte, dass ich mich gründlich vom Arzt untersuchen lasse, hätte ich es womöglich nie erfahren. Die Krankheit hätte einfach still und heimlich meinen Körper in Besitz genommen. Aber wenigstens habe ich durch das Wissen eine Form von Kontrolle erlangt. Wenigstens kann ich dem, was kommen wird, entschlossen entgegentreten. Und ich werde dem Ende entgegentreten können, weil ich endlich das getan habe, was ich schon vor vielen Jahren hätte tun sollen. Weil ich Ellen und Ritchie die Wahrheit gesagt habe.
    Ein nachdenkliches Lächeln spielt um Nancys Mundwinkel. Sie hat das Richtige getan. Ellen und sie haben Frieden geschlossen. Nun kann sie beruhigt und zufrieden sterben.

IV
    Als Monica ins Büro von Varna Aviation kommt, ist Ritchie schon da. Sie ist ein bisschen spät dran, was ganz und gar untypisch für sie ist, und hat auch einen leichten Kater. Reumütig denkt sie, dass sie wohl am Vorabend ein Gläschen Wein zu viel getrunken hat, aber schließlich kommt das nur äußerst selten mal vor – und außerdem hat sie sich bestens amüsiert. Officer Vesty – Roy, sie muss sich endlich angewöhnen, ihn Roy zu nennen – hat sie in das neue italienische Restaurant auf der Main Street ausgeführt, gleich neben Annie Oberns Souvenirladen. Sie haben sich köstlich amüsiert, als sie Annies verbogenen Verkaufsständer sahen – den, den der Tourist mit seinem Auto umgefahren hatte –, und das sogar noch, bevor sie sich über die Flasche Chianti hermachten, die Roy bestellt hatte. Roy erzählte ihr, dass Annie ein Riesengeschrei um den Ständer gemacht habe, und zu allem Überfluss sei der Tourist auch noch Japaner gewesen, was die Kommunikation zusätzlich erschwert habe. Roy hatte jedenfalls ziemliche Mühe, den Vorfall zu klären und den Streit der beiden zu schlichten.
    Das Essen war wirklich gut, und Monica musste den Großteil des Chianti trinken, denn Roy war mit dem Auto da und konnte es sich nicht leisten, mit Alkohol am Steuer erwischt zu werden. Es wäre doch eine Schande gewesen, den guten Wein verkommen zu lassen. Außerdem hatte Monica sich noch einen Schlummertrunk genehmigt, nachdem Roy sie nach Hause gebracht hatte und noch auf einen Kaffee mitgekommen war. Vielleicht war das auch der Grund dafür, dass der Abend dann noch richtig kuschelig geworden war. Vielleicht aber hätte sie ihm so oder so gestattet, intim zu werden. Sie mochte ihn sehr gern, und sie fühlte sich wohl in seiner Gegenwart, jetzt, wo sie über die anfängliche Verlegenheit hinweg waren. Sie waren beide nicht gebunden, niemandem Rechenschaft schuldig und schließlich alt genug, um ein bisschen zu schnackseln, wenn ihnen danach war. Und es war ihnen danach gewesen. Allerdings musste Monica an diesem Morgen für den Schlafmangel büßen. Aber das war es wert gewesen.
    Â»Du bist aber heute früh dran, Ritchie«, sagt sie jetzt gut gelaunt, obwohl ihr der Kopf dröhnt.
    Â»Ja, ich muss doch heute noch in die Karibik.«
    Â»Ach ja,

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