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Ein kleines Stück vom Himmel nur

Ein kleines Stück vom Himmel nur

Titel: Ein kleines Stück vom Himmel nur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amelia Carr
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richtig.« Ihre Stimmung verdüstert sich ein wenig. »Ritchie, das ist aber das letzte Mal, oder?«
    Â»Ja, das weißt du doch. Ich muss morgen bloß noch den Anschlussflug nach Houston hinter mich bringen, und damit ist die Sache gegessen. Ich hab dem Boss schon gesagt, dass wir kurz vor dem Ende stehen; dass bald Wings West kommt, und dann heißt es: Big brother is watching me .«
    Â»Und das ist auch gut so.« Sie bedauert zwar ebenso wie Ritchie, dass es Varna Aviation als eigenes Unternehmen bald nicht mehr geben wird, aber gleichzeitig ist sie erleichtert. Solange Wings West sich an seinen Teil des Vertrags hält, werden Ritchie und sie einen sicheren Arbeitsplatz haben und keinen Grund mehr, sich Sorgen zu machen. Keine dieser verdammten Flüge mehr für Dexter Connelly. Keine Möglichkeit mehr, irgendwas in der Richtung zu tun.
    Ritchie führt das Bordbuch und holt sich dann einen Kaffee aus dem Automaten.
    Â»Und wie geht es zu Hause?«, erkundigt Monica sich. »Verstehen Ellen und Nancy sich einigermaßen?«
    Ritchie schnaubt. »Gestern Abend gab es einen ziemlichen Eklat!«
    Â»Tatsächlich?« Trotz ihres Katers gewinnt Monicas angeborene Neugier die Oberhand.
    Â»Das kann man wohl sagen.« Aber dabei belässt Ritchie es, er hat keine Lust, die Einzelheiten zu erläutern. Ein paar Sachen sind einfach zu persönlich, auch wenn Monica praktisch zur Familie gehört. Und er muss zugeben, dass ihn die ganze Geschichte ziemlich erschüttert hat. Wer hätte das gedacht – dass Mom sich von einem Engländer hat schwängern lassen, als sie schon mit Dad verheiratet war. Wäre John unehelich gewesen, wie Ritchie immer geglaubt hatte, hätte er es ja noch verstanden. So was konnte passieren, vor allem im Krieg. Aber später, als sie schon verheiratet, zurück in Florida und John auch schon geboren war – das passte einfach nicht ins Bild. Er wollte im Moment lieber nicht weiter darüber nachdenken, geschweige denn mit Monica darüber reden.
    Aus Ellen wurde er auch nicht richtig schlau. Früher einmal hatten sie einander sehr nahe gestanden, doch Johns Tod hatte ihre gute Beziehung zerstört. Er wusste, dass sie ihn für seinen Tod verantwortlich machte, und er konnte das gut verstehen. Verdammt, er hatte sich selbst die Schuld gegeben, war im Geiste immer wieder die Flugvorbereitungen durchgegangen und hatte sich gefragt, ob er irgendetwas versäumt hatte, obwohl er eigentlich ganz sicher war, dass er seine Arbeit gründlich gemacht hatte. Er hatte immer gehofft, dass Ellens Haltung ihm gegenüber im Laufe der Zeit wieder freundlicher würde – allerdings vergeblich. Nun, das war wohl nicht zu ändern. Doch er konnte wirklich nicht verstehen, warum sie sich auch Mom gegenüber so kratzbürstig und explosiv verhielt. Dazu bestand gar kein Grund, soweit er es beurteilen konnte. Vielleicht hatte sie ihre komische Art ja von ihrem Vater. Er hatte immer geglaubt, dass John, das Glückskind, so anders sei, weil er einen anderen Vater hatte. Doch anscheinend hatte er falsch gelegen. John und er hatten dieselben Erbanlagen besessen.
    Ritchie trinkt seinen Kaffee aus und schüttelt ein wenig verwundert den Kopf. Wer weiß, vielleicht trägt er es ja trotz allem in sich, genauso gut wie John zu sein. Er blickt auf seine Uhr.    
    Â»Monica, kannst du bitte später Mary-Lyn für mich anrufen? Sie wird noch nicht wach sein. Sag ihr, dass ich sie heute Abend treffe, okay?«
    Â»Okay«, erwidert Monica. Zum ersten Mal schaut sie nicht gequält drein, als er den Namen seiner Exfrau erwähnt. Darüber ist er froh. Er hatte schon den Eindruck, dass Monica mehr für ihn übrig habe, als er erwidern kann, und deshalb ein schlechtes Gewissen gehabt. Monica ist eine nette Frau. Er mag sie wirklich gern, auch wenn sie ihn manchmal zur Schnecke macht. Aber er steht einfach nicht auf sie. Er kennt sie schon viel zu lange und zu gut. Und, um ehrlich zu sein, ist ihm ihr Hintern auch zu dick.
    Ritchie zieht seine Fliegersonnenbrille über die Augen, stopft das Bordbuch in die Fliegertasche und wirft sie über die Schulter. Dann geht er nach draußen, um die letzten Checks an der Beech Baron vorzunehmen.
    Er ist froh darüber, dass die Sache mit Dexter Connelly mehr oder weniger durch ist. Mal abgesehen von dem Risiko, das er eingeht, traut er dem Kerl nicht über den Weg.

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