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Ein kleines Stück vom Himmel nur

Ein kleines Stück vom Himmel nur

Titel: Ein kleines Stück vom Himmel nur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amelia Carr
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hatte – eine spannende Lektüre. Jackies frühe Jahre waren sogar noch turbulenter gewesen als ihre eigenen und hatten etwas von einer Hollywoodschnulze.
    Als Kind war Jackie von einer verarmten Stadt in den Südstaaten in die nächste gezogen, zusammen mit dem bettelarmen Ehepaar, das sie adoptiert hatte – wie und warum, sollte sie nie erfahren. Sie war barfuß und in Sackleinen gekleidet durch die Gegend gestromert und hatte nur selten eine Schule von innen gesehen. Sie hatte auf dem Boden geschlafen und Muscheln und Krabben gesucht, um ihren Hunger zu stillen. Im Alter von acht oder neun – Jackie selbst war sich nie ganz sicher, wie alt sie eigentlich war – hatte man sie zur Arbeit in eine Wollspinnerei geschickt, wo sie zwölf Stunden am Tag für einen Hungerlohn schuftete.
    Doch aus diesen wenig verheißungsvollen Anfängen hatte sie sich selbst emporgearbeitet und Schmutz und Elend weit hinter sich gelassen. Sie hatte in einem Kosmetiksalon das Frisieren gelernt und sich skrupellos nach oben gearbeitet, bis sie ihren eigenen Schönheitssalon in Chicago besaß und eine Kosmetikfirma in einem Labor in New Jersey gründete. Sie hatte fliegen gelernt, um ihre beruflichen Interessen weiter voranzubringen, und obwohl sie die Prüfungen mündlich ablegen musste, weil sie weder ausreichend lesen noch schreiben konnte, um eine schriftliche Prüfung zu bestehen, war sie sofort in ihrem Element gewesen. Aus der Kosmetikerin war vornehmlich eine Fliegerin geworden.
    Floyd Odlum, Jackies Mann, war Jurist und ein Investor an der Wall Street, der mit Mitte dreißig bereits etliche Millionen Dollar verdient hatte. Das Ehepaar zog auf die Coachella Ranch in Südkalifornien, eine Oase aus Mandarinen- und Grapefruitbäumen, saftig grünem Gras und exotischen Büschen, mitten in der Wüste gelegen. Zudem verfügte das mehr als tausend Morgen große Anwesen über Pferdeställe, einen Golfplatz und ein Schwimmbad von olympischen Ausmaßen.
    Eine wahre Armee von Bediensteten kümmerte sich um die Odlums und ihre Gäste – Präsidenten und Aristokraten, hochrangige Offiziere der Armee und Filmstars. Jackie und Floyd hatten jeder ihren persönlichen Sekretär und ihr eigenes Dienstmädchen. Außer der hauseigenen Telefonzentrale nebst Telefonistin gab es noch eine separate Leitung, die eigens für Telefonate mit Howard Hughes installiert worden war, einem engen Freund und Geschäftspartner der Odlums, der ständig befürchtete, dass die Telefonistin seine Gespräche belauschen könnte.
    Jackie trug stets die neueste Mode aus Paris. Sie umgab sich mit Pelzen und behängte sich mit Juwelen. Jackie besaß alles – und der Gedanke, ihr zu begegnen, erfüllte Nancy mit Angst. Doch gleichzeitig war Jackies kometenhafter Aufstieg zu Ruhm und Reichtum ihr ein Vorbild. Jackie wusste, was es hieß, nichts zu besitzen, und hatte es dennoch geschafft, der Armut zu entfliehen. Nancy stellte sich vor, wie Jackie einen Blick auf ihre leicht schmuddelige, von der Reise derangierte Gestalt werfen und zu dem Schluss gelangen würde, dass sie keinesfalls ihren hohen Erwartungen gerecht wurde und nicht geeignet war, ihr Land als Pilotin zu repräsentieren. Darüber würde Nancy nie hinwegkommen.
    Sie hätte sich gar keine Sorgen zu machen brauchen. Als sie auf den Bahnsteig trat und voll Dankbarkeit die klare, frische Luft des Nordens einatmete und ihre steifen Glieder streckte, nahm eine von Jackies Helferinnen sie in Empfang und brachte sie unverzüglich in ein Hotel, wo sie sich dem Luxus eines langen, heißen Bades hingeben konnte. Ein Zimmermädchen bügelte ihr zerknautschtes Kostüm auf und schlug die frischen Baumwolllaken auf dem Bett zurück, das Nancy nach drei Tagen Bahnfahrt wie der Himmel erschien. Nachdem sie die erste richtige Mahlzeit seit drei Tagen gegessen hatte, fiel sie ins Bett und schlief, ohne sich irgendwelche Sorgen darüber zu machen, was der nächste Tag bringen würde. Sie sah nicht länger aus wie ein Landstreicher; alles, worauf es jetzt noch ankam, war ihre Fähigkeit, ein Flugzeug zu steuern – und was das anbelangte, war Nancy zuversichtlich. Sie war bereit für Jackie Cochran; sie war bereit für alles. Vor allem aber war sie bereit für das Abenteuer ihres Lebens.
    Nancy musste feststellen, dass Jackie Cochran in Wirklichkeit mindestens genauso

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