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Ein kleines Stück vom Himmel nur

Ein kleines Stück vom Himmel nur

Titel: Ein kleines Stück vom Himmel nur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amelia Carr
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Kriegsanstrengungen, so gut er kann, beizutragen«, sagte sie.
    Und dabei war ihr klar, dass sie wieder nur einen feigen Ausweg suchte und Dorothy ebenso mit einer Notlüge abspeiste wie Joe.
    Doch vielleicht hatte sie Joe ja gar nicht belogen. Vielleicht war es wirklich so, dass sie einfach noch nicht bereit war, sich zu binden. Vielleicht würde ihr, wenn sie erst einmal wieder die Freiheit geschmeckt hatte, schon klar werden, dass sie sich in Wahrheit nach einem sicheren Heim sehnte, in dem es nach Plätzchen und gebratenem Hähnchen roch. Nach einer Verandaschaukel. Nach ein paar Kindern. Und nach Joe.
    Das hoffte Nancy, um ihrer beider willen. Allerdings würde sie darauf lieber nicht wetten.

II
    Mit der Zeit hat es eine seltsame Bewandtnis, dachte Nancy. Sie wird in Minuten, Stunden und Tagen gemessen mithilfe von Zeigern, die sich mit konstanter Geschwindigkeit um Zifferblätter drehen, oder am Stand der Sonne am Himmel. Eigentlich sollte doch jede Minute gleich lang sein, unabhängig davon, wo man ist oder was man tut. Doch so ist es nicht. Eine Minute kann einem vorkommen wie eine Stunde, eine Woche dagegen rast im Handumdrehen vorüber.
    Sie hatte einmal eine Theorie gelesen, dass die Zeit keineswegs eine Gerade sei, sondern Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft gleichzeitig geschehen. Da sie nicht dazu neigte, allzu tief über den Sinn des Lebens nachzugrübeln, fand sie das Ganze ein wenig abgehoben. Aber nun war sie sich sicher, dass die Zeit sehr merkwürdige Eigenschaften hatte. Während ihr jeder Tag in Varna wie eine Ewigkeit vorgekommen war, nachdem man sie gezwungen hatte, das Fliegen einzustellen, und ein Abend in der Gesellschaft von Dorothy sich ins Unendliche auszudehnen schien, bewegte die Zeit sich plötzlich mit halsbrecherischer Geschwindigkeit voran, nachdem sie Jackie Cochrans Einladung zu einem Probeflug angenommen hatte.
    Und auch seitdem spielte die Zeit weiterhin ihre eigenen quälenden Spielchen. Manche Tage rasten in fieberhafter Aktivität dahin, andere wieder zogen sich endlos in die Länge, bestimmt von dem frustrierenden Warten auf Reiseunterlagen, Tests und andere Formalitäten, die zu erledigen waren. Die Eintragungen in Nancys Tagebuch zeigten, dass dem Kalender zufolge tatsächlich genau drei Wochen vergingen zwischen dem Tag, an dem das Telegramm eintraf, und dem Tag, an dem sie mit dem Schiff nach England ablegte. Doch genauso gut hätte es eine Ewigkeit sein können – oder ein Augenblick. Doch egal, welche Streiche einem die Zeit auch spielen mag, es gibt immer Momente, die auf ewig im Schatz der Erinnerung bleiben. Und an diesem besonderen Ort, der uns und nur uns allein gehört, hat die Zeit keinerlei Bedeutung.
    Montreal in Kanada liegt einen halben Kontinent von Varna, Florida, entfernt, aber in Montreal wollte Jackie Cochran die fliegerischen Fähigkeiten der Frauen testen, die sie für ihre handverlesene Truppe ausgesucht hatte. Nancy hatte keine andere Wahl, als dorthin zu fahren. Drei Tage und Nächte dauerte die Reise per Bus und Bahn. Währenddessen musste sie sich das Gesicht mit lauwarmem, schweflig riechendem Wasser waschen. Schlafen konnte sie bloß aufrecht sitzend, den Kopf in eine Ecke gelehnt, wo die abgewetzte Plüschpolsterung auf rauchgeschwärztes Holz traf. Drei Tage und Nächte, in denen sie von Stunde zu Stunde schmutziger und zerknitterter wurde und verzweifelt hoffte, dass sie eine Möglichkeit finden würde, sich zurechtzumachen, ehe sie der großen Dame gegenübertrat. Die Aussicht darauf war schon nervenaufreibend genug gewesen, als sie sich in ihrem besten, sorgfältig gebügelten Sonntagskostüm mit frisch gewaschenen Haaren auf den Weg gemacht hatte. Jetzt, schmutzig und derangiert von der Reise, fürchtete sie sich erst recht davor, was sie für einen Eindruck machen würde.
    Jackie stellte hohe Ansprüche, das wusste Nancy. Selbst als Jackie vor vier Jahren das Bendix Air Race gewonnen hatte, wollte sie sich nur in ihrer besten Form zeigen, so dass sie einen der Schiedsrichter auf der Landebahn warten ließ, um vorher ihr Make-up zu erneuern. Würde eine solche Frau etwa nachsichtig mit der Lässigkeit anderer sein? Das konnte sich Nancy kaum vorstellen.
    In den Tagen nach der Ankunft des Telegramms hatte Nancy gierig jedes Detail über Jackie Cochran und ihre wundersame Erfolgsgeschichte verschlungen, das sie in die Hände bekommen

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