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Ein kleines Stück vom Himmel nur

Ein kleines Stück vom Himmel nur

Titel: Ein kleines Stück vom Himmel nur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amelia Carr
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Vogel in die Luft bringen und nach Hause fliegen.«
    Sie wurde auf der Fairchild getestet und bestand. Ihre Freude darüber war groß, nicht nur, weil sie ihre Sache in seinen Augen gut gemacht hatte, sondern auch, weil sie nun bald allein eine Fairchild fliegen würde. Er ging ihr nicht mehr aus dem Kopf, und plötzlich empfand sie wieder Begeisterung für ihre täglichen Aufgaben. Sie flog Flugzeuge, von denen sie nie geglaubt hätte, dass sie sie eines Tages fliegen würde, und konnte ihren Beitrag zu den Kriegsanstrengungen leisten. Und das alles in einem Land, das durch einen Ozean von ihrem alten, gewohnten Leben getrennt war.
    Nancy absolvierte ihren ersten Zubringerflug als »Platzhalter«: Sie saß auf dem Platz des Copiloten, während ein erfahrener Offizier ein halbes Dutzend Piloten nach Filton beförderte, wo sie neue Flugzeuge aus den nahe gelegenen Werken der Bristol Aeroplane Company holen sollten, und flog die Fairchild dann allein zurück. Sie kaufte sich ein gebrauchtes Fahrrad, das auf einem Schaufensteraushang angeboten wurde, weil sie sich dachte, dass es bei ihren täglichen Wegen nützlich sein würde. Und sie spürte jedes Mal einen Hüpfer im Bauch, wenn Mac sie anschaute und ihre Blicke sich trafen. Bisher war noch nichts Unziemliches gesagt worden; es gab nichts zwischen ihnen, was über das berufliche Zusammensein hinausging. Und dennoch: Wenn er sie anblickte, glaubte sie beinahe, dass er dasselbe empfand wie sie – diese elektrisierende Anziehungskraft, die so stark war, dass sie fast greifbar schien. Sie konnte nicht mehr aufhören, an ihn zu denken; alltägliche Verrichtungen waren plötzlich von einem Glanz umgeben, und sie wünschte sich, sie könne sie mit ihm teilen. Nachts wachte sie aus erotischen Träumen auf und malte sich aus, wie er seine Spitfire in der Schlacht um England flog; dann schlang sie die Arme um sich und stellte sich vor, es wären seine.
    Zu Hause in Florida war sie fast erstickt unter Joes ergebener Zuneigung und Dorothys herrschsüchtiger Art. Sie hatte unter dem Flugverbot gelitten, das ihr den Lebensinhalt genommen hatte, und sich nach Abenteuern gesehnt. Nun schien es so, als hätte sie ihr Abenteuer in jeder erdenklichen Weise gefunden. Dieses neue Leben brachte ein ganzes Bündel neuer Erfahrungen und Gefühle, und sie fühlte sich lebendiger als je zuvor. Es war eine kribbelnde, berauschende und unwirkliche Zeit. Nancy wünschte sich, es könne immer so weitergehen.
    Eines Abends, als sie sich mit den anderen Mädchen gerade bei einem wohlverdienten Gläschen im nahen Pub entspannte, hatte der Traum ein jähes Ende.
    Es war ein aufregender Tag gewesen – sie hatten endlich die neuen Uniformen erhalten und mussten nun nicht länger in ihrer Zivilkleidung fliegen. Die Mädchen hatten sie anprobiert, waren im Wohnzimmer des Cottage auf- und abstolziert und hatten sich gegenseitig bewundert.
    Â»Mein Gott, sehen wir nicht professionell aus!«, hatte Kay ausgerufen.
    Die Uniformen waren dunkelblau und geschnitten wie die der RAF -Offiziere. Die Mädchen hatten sowohl praktische Hosen für den täglichen Einsatz als auch einen Rock für feierliche Anlässe bekommen. Zur Uniform gehörten ein hellblaues Hemd, eine schwarze Krawatte und ein Paar schwarze Handschuhe, die immer getragen werden sollten. Weniger entzückt war Nancy von den zweckmäßigen, wenig kleidsamen Schnürschuhen, die die Dienstvorschrift vorsah, doch der Gesamteindruck wurde wieder wettgemacht durch den USA -Uniformbesatz auf der Schulter. Sie konnte ihn gerade noch sehen, wenn sie sich im Spiegel über dem Kaminsims betrachtete, und glühte vor patriotischem Stolz. Auch die dunkelblaue Dienstmütze mit dem ATA -Abzeichen gefiel ihr. Sie stand ihr gut und schwebte keck auf ihrem frisch geschnittenen Bob, denn ihr langes Haar hatte sie entsprechend den Dienstvorschriften kürzen müssen.
    Nur widerstrebend hatten die Mädchen wieder ihre Zivilkleidung angezogen, um ins Pub zu gehen, wo sie sich um die Bar scharten, Cider tranken und sich über das Fliegen und den Krieg im Allgemeinen austauschten. Die Stimmung war gut, denn gerade war die Nachricht gekommen, dass die Alliierten Rommels Truppen in El Alamein eine schwere Niederlage beschert hatten, und »Bomber Harris«, der Oberkommandierende des Bomberkommandos, hatte dem deutschen Volk gedroht, verheerende

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