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Ein kleines Stück vom Himmel nur

Ein kleines Stück vom Himmel nur

Titel: Ein kleines Stück vom Himmel nur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amelia Carr
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würde bemerken, wie du ihn dauernd anschaust.«
    Â»Das tue ich nicht!«
    Â»Aber ja! Wie ein Mondkalb!«
    Â»Gib’s doch zu, Nancy!« Das war Bobbie.
    Was für eine peinliche Situation!, dachte Nancy. Und es sollte noch schlimmer werden.
    Â»Pech für dich, dass er nicht mehr zu haben ist«, erklärte Miriam. »Wie ich gehört habe, hat er schon eine Frau.«
    Â»Er ist verheiratet? Woher willst du das wissen?«, fragte Kay fassungslos.
    Â»Ach, das habe ich irgendwo gehört.« Miriam hatte sichtlich ihren Spaß. »Warum sollte er auch nicht verheiratet sein? Die Hälfte der Männer auf dem Stützpunkt ist verheiratet. Das dürfte doch keine Überraschung sein. Er ist ja schließlich kein Jüngling mehr. Und heutzutage ziehen die Frauen den Männern nicht mehr ins Feld hinterher. Jedenfalls solltest du wegen Mac keinen verklärten Blick mehr bekommen, Nancy. Er ist schon vergeben.«
    Â»Zum letzten Mal, ich bekomme wegen Mac keinen verklärten Blick«, schnappte Nancy ein bisschen zu scharf. Das war natürlich eine faustdicke Lüge. Eine Lüge, um ihr Gesicht zu wahren. Eine Lüge, um vor sich selbst zu verbergen, wie sehr es sie getroffen hatte, dass all ihre heimlichen Träume plötzlich zerplatzt waren.
    Â»Psst! Er kommt zurück!« Das war Bobbie mit ihren scharfen Augen. Schnell wurde das Thema gewechselt.
    Mac balancierte die Getränke wie ein Kellner auf einem Blechtablett vor sich her. Nancy nahm ihr Glas und murmelte ein Dankeschön, ohne ihn anzusehen. Sie wünschte, die Erde würde sich auftun und sie verschlucken. Wenn schon den anderen Mädchen aufgefallen war, was sie für ihn empfand, dann hatte er das wahrscheinlich auch bemerkt. Sie dachte an die vielen Male, als sie miteinander allein gewesen waren, dicht an dicht, Seite an Seite im Flugzeug oder am Tisch des Flugvorbereitungsraums, und glühte innerlich vor Verlegenheit. Sie hatte sich gründlich blamiert. Im ersten Augenblick war diese Scham das vorherrschende Gefühl und ließ wenig Raum für Enttäuschung.
    Sie hoffte bloß, dass sie zu den Mädchen gehörte, die ab morgen versetzt würden. Je größer die Entfernung zwischen ihr und Mac wäre, desto besser.

V
    Nancys Wunsch sollte in Erfüllung gehen. Zusammen mit den anderen Mädchen wurde sie für die nächste Stufe ihrer Ausbildung nach White Waltham versetzt. Doch diese Versetzung war ein zweischneidiges Schwert, wie sie bald feststellen musste. Obwohl sie erleichtert war, Mac nun nicht mehr begegnen zu müssen, löste die Vorstellung, ihn nicht mehr sehen zu können, einen dumpfen Schmerz aus, der weder durch das Wissen gemildert wurde, dass er bereits vergeben war, noch durch die freudige Erregung darüber, dass sie nun größere Flugzeuge fliegen durfte und vielleicht endlich einen richtigen Auftrag erhielte.
    Noch dazu war White Waltham der Stützpunkt, auf dem Mac Stellvertretender Kommandant gewesen war, bevor man ihn nach Luton geschickt hatte, und Nancy wusste nicht, ob sie sich darüber freuen sollte oder nicht. Sein Geist schien überall zu sein, sie konnte ihm einfach nicht entkommen. Sie hatte erwartet, dass die Erinnerung an ihn allmählich verblassen würde, da sie doch so viele neue Beschäftigungen hatte, aber das war nicht so. Sie hatte seine tiefe, wohlklingende Stimme im Ohr, während sie sich beim Theorieunterricht bemühte, schwierige technische Details zu verstehen; er saß neben ihr auf dem Copilotensitz, als sie ihren ersten Überführungsflug von Hullavington nach South Cerney durchführte. Es war so, als sei er in der kurzen Zeit, in der sie ihn kannte, in ihren Körper gekrochen und ein Teil von ihr geworden. Er nahm teil an jedem Herzschlag und jedem Atemzug. Eine törichte, zwanghafte Vorstellung, das war ihr klar. Aber trotzdem konnte sie sie nicht überwinden.
    Verglichen mit Luton war White Waltham eine geschäftige Metropole. Vor dem Krieg war der Stützpunkt von der RAF genutzt worden; jetzt diente er als Hauptquartier der Air Transport Auxiliary und war nicht nur ein stark frequentiertes Überführungszentrum, sondern zugleich eine Schule, an der die Piloten auf anspruchsvolleren Flugzeugtypen ausgebildet werden konnten.
    Nancy und die anderen Mädchen wurden in einem weitläufigen Landhaus untergebracht, das von einem Park umgeben war; die dort ansässige Familie

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