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Ein kleines Stück vom Himmel nur

Ein kleines Stück vom Himmel nur

Titel: Ein kleines Stück vom Himmel nur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amelia Carr
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einfach genial!«
    Â»Und so bescheiden dabei!«
    Plötzlich heulten die Sirenen los, Fliegeralarm. Die gesamte Belegschaft stand vom Boden auf, warf besorgte Blicke gen Himmel und eilte in Richtung Luftschutzräume. Zwar waren keine feindlichen Flugzeuge in Sicht, aber Luftangriffe bei Tag waren nicht unüblich.
    Während sie über das offene Feld liefen, verspürte Nancy keinerlei Angst, nur ein seltsames, unwirkliches Hochgefühl. Tatsächlich gefiel ihr dieses extreme Leben. Es schärfte die Sinne und ließ die Gefühle stärker hervortreten, und man hatte den Eindruck, wirklich lebendig zu sein. Sie warf einen Blick zu Mac hinüber, der neben ihr hereilte, und spürte die wohlbekannte Mischung von Wärme, Zärtlichkeit und Verlangen.
    Sie hatte sich ein aufregendes Leben gewünscht – und das hatte sie ohne Zweifel bekommen. Sie hatte sich einen Mann gewünscht, der sie mitriss – auch den hatte sie. Ihre Situation war vielleicht nicht perfekt – aber was war schon perfekt im Leben? Ich bin, dachte sie, das glücklichste Mädchen auf der Welt.
    In jenem Sommer 1943 empfand Nancy einen großen patriotischen Stolz.
    Â»Was würdet ihr bloß ohne uns machen?«, fragte sie, als die Schiffsverluste auf dem Atlantik dramatisch sanken. »Es ist doch nur unseren Zerstörern zu verdanken, dass die U-Boote sich verkrümelt haben.«
    Â»Und unseren Bombern.« Mac konnte genauso patriotisch sein.
    Â»Wir haben Palermo ohne jeden Widerstand eingenommen! Die wussten schon, dass sie am besten gleich die weiße Flagge schwenken, als sie die Yankees sahen.«
    Â»Dafür haben wir uns in Afrika ganz gut geschlagen. Die Deutschen und Italiener haben dort ebenfalls kapituliert.«
    Â»Ja, weil euch die Neuseeländer geholfen haben.«
    Â»Und was ist mit den Bombenangriffen auf die Talsperren? Dieser Erfolg ist ganz allein uns zu verdanken.«
    Dagegen konnte sie nichts einwenden. Im Mai hatte die 617. Staffel unter ihrem Kommandeur Guy Gibson erfolgreich die Staumauern an Eder-, Sorpe- und Möhnesee zerstört und damit dem Kernland der deutschen Industrie schwerste Zerstörungen zugefügt. Und der Mann, der die so genannte »Rollbombe« entwickelt hatte, die diese Zerstörungen verursacht hatte, war ebenfalls Engländer. Jemand, der »Barnes Willis« hieß, konnte auch nur Engländer sein.
    Â»Okay, zugegeben, einen Punkt für dich«, räumte sie mit verschmitztem Lächeln ein.
    Â»Das hoffe ich doch.«
    Â»Aber du musst zugeben, dass ihr ohne uns ganz schöne Probleme hättet.«
    Â»Ich gebe gar nichts zu«, sagte Mac und küsste sie.
    August 1943. Lange Sommertage, blauer Himmel, das Obst reifte an den Bäumen, Rosen blühten in den Gärten, und voll beladene, schwankende Heuwagen wurden von Pferden durch die Straßen gezogen. Das ideale Wetter zum Fliegen. Die bittere Kälte des Winters, Nebel und Schnee erschienen Nancy jetzt nur noch ein weit entfernter Albtraum zu sein, und sie konnte sich kaum vorstellen, dass es irgendwann wieder Winter werden würde.
    Inzwischen war sie Zweiter Offizier und berechtigt, zweimotorige Maschinen wie die Blenheim oder die Wellington zu fliegen. Sie war ungeheuer stolz auf die neuen Streifen ihrer Uniform, ein breiter und ein schmaler. Auch Kay war zu ihrer Ausbildung auf Flugzeugen der Klasse 4 nach White Waltham gekommen, und die beiden Mädchen hatten sich über die Gelegenheit gefreut, wieder Zeit miteinander zu verbringen und den neuesten Klatsch auszutauschen.
    Â»Mir war immer schon klar, dass ihr beiden was füreinander übrig habt«, sagte Kay, als Nancy ihr die Beziehung zu Mac gestand. »Das konnte doch ein Blinder sehen.«
    Â»Ja, ich erinnere mich«, meinte Nancy zerknirscht.
    Â»Joe war bestimmt nicht begeistert, als du ihm eine Abfuhr erteilt hast.«
    Nancy biss sich auf die Lippe, sie wollte am liebsten nicht zugeben, dass sie mit ihrem Geständnis immer noch zögerte.
    Â»Das wird ihn so verletzen, Kay. Ich kann es einfach nicht ertragen, ihm das Herz zu brechen«, sagte sie mit schuldbewusster Miene.
    Â»Willst du damit sagen, du hast es ihm noch gar nicht erzählt?«
    Â»Noch nicht. Ich meine … Es könnte doch alles Mögliche passieren …«
    Â»Das kann ja sein, aber trotzdem …«
    Â»Ich werde es bestimmt bald tun. Ich muss nur den richtigen

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