Ein Knödel zu viel: Kriminalroman (German Edition)
ging zum Fenster und öffnete es.
»Hast du gesehen, wie der geschwitzt hat? Der hat noch mehr auf der Pfanne, als wir ahnen.«
Jakisch deutete auf das offene Fenster. »Wenn ich bei der Hitze im Dreiteiler durch die Gegend laufen würde, wäre ich schon nach drei Minuten völlig durchgeweicht.«
Ecki nickte nachdenklich. »Die Sache stinkt. Mag ja vielleicht sein, dass er Angst um seine Freundin hat. Aber nicht nur, weil dieser ominöse Bongarts angeblich hinter der Frau her ist. Leuchtenberg will Bauers Beteiligung an der Mordserie verwischen. Er spürt, dass wir ihr auf den Fersen sind.«
»Er wird vermutlich selbst seinen Anteil an der Sache haben.« Jakisch fächelte sich Luft zu.
»Bislang taucht sein Name aber nirgends auf.«
»Observieren?«
»Wir werden abwarten müssen, mit welchen Ergebnissen Frank von der Staatsanwaltschaft kommt. Ich glaube aber, dass wir zumindest im Augenblick zu wenig in der Hand haben, um bei Carolina eine Observation durchzubekommen.«
»Soll ich vielleicht mal mit ihr reden?«
Nun überschätzt du dich doch ein wenig, dachte Ecki, sagte aber nichts. Stattdessen deutete er auf das Telefon. »Ruf du lieber erst mal deinen Kollegen Mayr an. Er soll nach Rottach fahren und Bauer befragen. Und sich umhören, ob sich in der Umgebung der Wohnung eine zwielichtige Gestalt herumtreibt. Im Augenblick bin ich mir nicht sicher, ob in Leuchtenbergs Geschichte auch nur ein Körnchen Wahrheit steckt. Aber das soll dein Kollege vor Ort klären.«
Carsten Jakisch straffte sich. Leuchtenberg würde ihm Bongarts beschreiben. Und dann würde er seinem Vorgesetzten einen Auftrag erteilen. Heute war tatsächlich ein guter Tag.
Robert Mayr war kaum aus dem Auto gestiegen, als er von hinten angesprochen wurde.
»Ham’S nix zum tun, dass Sie schon wieder da sind? Oder sind’S wegen der Milch gekommen?«
Beim leicht schrillen Ton der Bäuerin war Robert Mayr leicht zusammengezuckt. Diesmal keine Fliegen, sondern die Bäuerin. Na ja.
»Die Milch ist gut. Aber ich bin wegen der Wohnung da. Haben Sie jemanden dort gesehen?«
Die Bäurin hatte auch diesmal wieder ihren Besen dabei, den sie heute wie einen Speer mit Bart trug. »Ich scher mich nicht um andere Leut. Das habe ich Ihnen doch schon gesagt. Aber gesehen habe ich niemanden. Da oben is nix. Die Wohnung ist leer.«
Robert Mayr spürte, dass er zu schwitzen begann. Das lag aber tatsächlich eher an der Sonne, die schon ziemlich hoch am Himmel stand und auf seine Schultern und seinen Kopf brannte. Diese Frau war wirklich ein Glücksfall. Wenn sie niemanden gesehen hatte, dann war auch niemand an oder in der Wohnung gewesen. Für einen Augenblick war er versucht, sich zu bedanken und nach Kempten zurückzufahren.
War sowieso eine überflüssige Anfrage aus dem Rheinland. Wenn die ihre Verdächtigen nicht im Auge behalten konnten, wie sollte er sie dann ausgerechnet hier einfangen können? Als hätte er nichts anderes zu tun. Und wie Jakisch sich aufgeführt hatte! Als wäre er der rheinische Polizeipräsident persönlich. Dieser rothaarige Hanswurst. Auf der Stelle beschloss er, ihn doch nicht zu seiner Hochzeit einzuladen. Wenn er es geschickt genug anstellte, würde er Jakisch auf Dauer ins Rheinland abschieben können.
»Haben Sie mich nicht verstanden, da oben ist niemand.« Die alte Frau stieß den Besenstiel bei jedem Wort in Mayrs Richtung.
»Auch nicht einer, der aussieht wie ein Rocker? Ein Motorradfahrer? Oder die Besitzerin der Wohnung? Eine blonde große Frau?«
»Sie, was haben Sie gegen Motorradfahrer?« Die Bäuerin kam einen Schritt auf Robert Mayr zu. Der Bart des Besens schwebte knapp unter seinem Kinn. »Mein Enkel fährt eine schwere BMW . Das ist kein Rocker. Und mein Bruder, Gott hab ihn selig, ist schon im Krieg auf dem Motorrad gesessen, für Volk und Vaterland.«
Robert Mayr hob beschwichtigend die Hände. In Wahrheit wollte er sich den nach Gülle stinkenden Besen vom Hals halten. »Sehen Sie, das muss ein Ganove sein. So viel darf ich verraten. Ein dicklicher, untersetzter Typ. Eher eine schmierige Erscheinung. Jemand, der Böses im Schilde führt. Ob er eine BMW fährt, weiß ich allerdings nicht.« Da die Angriffshöhe des Besens nun fast mit seinem Mund zusammenfiel, beeilte er sich hinzuzusetzen: »Ich gehe aber fast mit Sicherheit davon aus, dass er eine andere Marke fährt.«
Sein Gegenüber ließ sich nicht beirren und hielt den Besen in Position. »Hier ist niemand. Das sage ich noch einmal. Kein
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