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Ein Knödel zu viel: Kriminalroman (German Edition)

Ein Knödel zu viel: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Ein Knödel zu viel: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnold Küsters
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dicker Motorradfahrer, keine Städterin. Und eine Milch gibt’s heute auch nicht.«
    »Wegen der Milch bin ich nicht da.«
    »Tragen die Männer immer weiße Schläuche?«
    »Ich verstehe nicht?«
    »Sie waren doch da mit den vielen Leuten. Haben Sie nix gefunden?«
    Robert Mayr hatte immer noch die Hände oben. Er würde eine Menge tun, aber auf keinen Fall mit ihr über seinen Fall reden. Jedenfalls nicht so genau. »Sie haben mir sehr geholfen. Aber da ich nun mal schon da bin, vertrete ich mir noch ein bisschen die Beine. Ich wollte schon beim letzten Mal der Kirche einen Besuch abstatten.« Er konnte sich gerade noch verbeißen, nicht noch ein »mit Ihrer Erlaubnis« anzuhängen.
    »Sie? Sind Sie jetzt unter die Touristen gegangen?«
    In den Augen der Bäuerin blitzte es verdächtig.
    »Wieso?« Mayr war auf der Hut. Der Besen schwebte immer noch in Kinnhöhe.
    »Na, wegen der Lederhosen da.« Der Besen wurde zum Zeigestock. Abrupt drehte sie sich um und ließ Robert Mayr einfach stehen. Umständlich begann sie, die Einfahrt zu ihrem Hof zu fegen.
    Die Aussicht von der höher gelegenen Kirche auf die Umgebung war großartig, dachte Mayr und setzte sich auf eine Bank an der Kirchenwand. Er wollte abwarten, bis die Alte verschwunden war und er in Ruhe zur Wohnung würde hinaufsteigen können. In einem Punkt mochte die Tratschen recht haben: Ein Rocker würde in Rottach so auffallen wie eine schwarzbunte Kuh zwischen all dem Allgäuer Braunvieh.
    Andererseits: Dieser Bongarts war sicher nicht so blöd, sich hier am helllichten Tag blicken zu lassen. Mayr seufzte und stand auf. Die Kirchenwand speicherte das Sonnenlicht und gab die Hitze an Mayrs Rücken ab. Sei’s drum, dachte er, die Alte werde ich schon verkraften. Allemal besser, als hier in der Sonne zu braten. Ich hätte doch zuerst nach Sulzberg fahren sollen, setzte er sein Selbstgespräch fort. Aber irgendetwas hatte ihn direkt den Berg hinaufgezogen.
    Robert Mayr umrundete langsam das Ferienhaus, das einmal ein Bauernhaus gewesen war. Die Jalousien waren heruntergelassen, die Tür natürlich abgeschlossen, der Carport leer, das Kaminholz ordentlich gestapelt, ein Sonnenschirm lehnte zusammengefaltet in einer Mauerecke. Nichts deutete darauf hin, dass jemand vor Kurzem im oder am Haus gewesen war. Enttäuscht war Mayr nicht, er hatte schlichtweg nichts anderes erwartet.
    Er setzte sich in einen der weißen Plastikstühle, die aufeinandergestapelt im Schatten der Hauswand standen, und lehnte sich zurück. So sah Glück aus: Schatten, Sommer, die Aussicht auf den Rottachberg und auf eine Halbe beim Mader. Er seufzte zufrieden und besah seine Hände von allen Seiten. Bald würde er einen goldenen Ring tragen. Wie das wohl ausschauen würde?
    Nach einer ausgedehnten Verschnaufpause und ohne der Bäuerin noch einmal zu begegnen, fuhr Robert Mayr nach Sulzberg zurück. Wenn er Glück hatte, würde er mit der Befragung der Frau schnell durch sein.
    An der Rezeption erkundigte er sich bei der hübschen jungen Frau im weißblauen Dirndl nach der blonden Dame aus Düsseldorf. Er zeigte dabei seinen Dienstausweis, den die Rezeptionistin aufmerksam studierte. Polizei im Haus war eher selten.
    »Frau Bauer ist nicht im Hotel.«
    Mayr steckte den Dienstausweis wieder ein. »Wissen Sie, wo sie ist?«
    Die Hotelangestellte schüttelte den Kopf. »Bedaure.«
    »Ist sie mit dem Auto weg?«
    Sie lächelte. »Bedaure.«
    »Welchen Wagen fährt sie?« Er sah sie an und nickte dann.
    »Ich weiß schon, Sie bedauern.«
    Ihr Lächeln blieb.
    Robert Mayr überlegte, ob es sich zu warten lohnte. Vermutlich nicht, beschloss er. Dann stellte er doch noch eine Frage.
    »Ist Ihnen in den vergangenen Tagen ein Mann aufgefallen? Ich meine jetzt nicht privat, eher dienstlich.« Robert Mayr bedauerte nun seinerseits, dass er nicht gleich zur Sache gekommen war.
    »Mir ist niemand aufgefallen. Auch meinen Kollegen nicht, denke ich. Sonst hätten sie mir bestimmt davon erzählt.«
    »So ein Rockertyp? Aber ein dicklicher? Kein nettes Gesicht. Der hier herumschleicht.«
    Die Rezeptionistin machte einen hilflosen Eindruck. »So einen Gast haben wir nicht. Hatten wir eigentlich noch nie.«
    »Kein Gast. Jemand, der umherschleicht und andere erschreckt.«
    Sie sah ihn neugierig an und schwieg.
    »Verstehe schon. Na ja, kann man nichts machen.« Mayr verabschiedete sich und verließ das kühle Foyer des Sulzberger Hofes. Auf dem Vorplatz standen zwar einige PKW , aber einer mit Düsseldorfer

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