Ein Knödel zu viel: Kriminalroman (German Edition)
Kennzeichen war nicht darunter. Er würde Jakisch anrufen und von ihm das genaue Kennzeichen und Modell verlangen.
Er legte seine Hand über die Augen und sah sich um. Wo mochte diese Anwältin stecken? In Immenstadt war ein Outlet. Vielleicht war sie dort shoppen? Oder in Kempten? Oder sie war auf der Ruine Sulzberg. Sie konnte überall sein. Jakisch hatte schlampig ermittelt. Das stand fest. Er überlegte: Wenn ich angegriffen worden wäre, falls die Version der Frau überhaupt stimmte, wo würde ich mich anschließend aufhalten? Auf meinem Hotelzimmer oder lieber dort, wo viele Menschen sind? Würde ich nach Hause fahren? Aber wenn ich doch wichtige Geschäfte zu erledigen hätte? Ein verflixt komplizierter Fall.
»Darf ich Sie vielleicht zu einem frischen Weizenbier einladen?«
Robert Mayr zuckte zusammen. Als er sich umdrehte, stand vor ihm das fesche Dirndl und trug ein Tablett mit einem schäumenden Weizenbier.
»Aber Sie sind im Dienst, nicht?«
»Ach, eine kleine Erfrischung kann nicht schaden.«
»Oder soll ich Ihnen lieber eine frische Milch bringen?« Das Dirndl mit dem dekorativen Ausschnitt sah ihn mitleidig an.
»Wo denken Sie hin? I wo.« Robert Mayr nahm das kühle Bier vom Tablett und steuerte eine der Sitzgruppen auf der Terrasse an.
»Sagen Sie, war die Frau Bauer vielleicht seit ihrer Ankunft irgendwie verändert?« Mayr zog mit der Unterlippe genüsslich den Schaum von seiner Oberlippe.
»Sie wirkte ein wenig ängstlich. Schaute ständig zur Tür, blieb nie lange an einem Tisch sitzen. Am Abend ist sie lieber im Haus geblieben, während die übrigen Gäste den Abend auf der Terrasse genossen haben.«
»Was ist Ihnen noch so aufgefallen?«
Die junge Frau deutete vorsichtig auf Mayrs Gesicht.
»Ja?«
Die Hotelangestellte deutete weiter schweigend und mit aufmunterndem Blick auf sein Gesicht.
Mit der Hand fuhr er sich über die Wange. Bierschaum. Und er hatte gedacht, der Besen der Bäuerin hätte doch seine Spuren in seinem Gesicht hinterlassen.
»Was sagt er?« Frank drehte sich zu Carsten Jakisch um, der mit einem Schwung Akten unter dem Arm ihr Büro betrat.
Jakisch hob die Schultern und legte die Unterlagen auf den Aktenbock neben Franks Schreibtisch. »Er hat Bauer nicht angetroffen. Weder im Hotel noch in der Ferienwohnung. Und von Bongarts hat er auch nichts gesehen.«
»Heißt das, er ist unverrichteter Dinge wieder abgezogen?«
»Jedenfalls ist er zum Büro zurück, hat er gesagt. Er will aber dranbleiben.«
»Ach nee?! Er hätte im Hotel auf Bauer warten müssen! Oder die Wohnung beobachten lassen. Das darf doch nicht wahr sein. Hat der Kerl Knödel im Schädel statt Gehirn?«
Jakisch hütete sich, seine Meinung zu Mayr kundzutun. »Er wird halt viel zu tun haben. Auch in Kempten ist die Personalsituation nicht gerade rosig.«
»Unser Fall hat absolute Priorität. Hast du ihm das nicht gesagt?«
»Sicher habe ich das. Aber Mayr hat so seine ganz eigene Auffassung von wichtig und unwichtig.« Jakisch unterstrich seine Überzeugung mit einem bedauernden »Tja«.
»Und jetzt? Wir brauchen Ergebnisse. Auch wenn Leuchtenberg nicht die Wahrheit gesagt oder übertrieben hat, wir müssen diese Fragen klären. – Und was hast du da?« Frank deutete auf die Akten.
»Ich habe mir alles zusammengestellt, was wir über Bauer und Leuchtenberg wissen, außerdem alles, was über ihre Geschäfte zu bekommen war, also: was wo gekauft und verkauft wurde, Grundbuchauszüge usw. Ich habe mich auch umgehört, wie Kollegen und Mitbewerber über sie reden und denken. Du findest eine Reihe von Zeitungsartikeln, die sich mit Immobiliendeals der Landesregierung beschäftigen. Prognosen und Bilanzen zum Immobilienmarkt usw.«
»Und das soll ich alles lesen?« Frank deutete mit dem Finger angewidert auf die Unterlagen, als handelte es sich dabei um höchst infektiöses Material. »Was soll das bringen? Mayr soll uns Bauer liefern, das bringt uns weiter als dieser ganze Immobilienmist.«
Carsten Jakisch mochte das nicht gelten lassen. »Heini meint auch, dass wir durch die Archive müssen, dann würden wir auch fündig werden.«
»Ist schon klar, dass Heini so denkt. Dann macht ihr mal, aber bitte verschont mich.«
»Keine Angst, ich wollte die Akten nur kurz ablegen.«
Ferdinand Leuchtenberg legte das Mobiltelefon zur Seite. Carina war anscheinend völlig durch den Wind. Er hatte sie in Kempten in einem Straßencafé erreicht. Oder jedenfalls hatte sie behauptet, dort zu sein. Sicher
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