Ein Knödel zu viel: Kriminalroman (German Edition)
als wolle er hinter die Sonnenbrille des Anwalts sehen. »Ich appelliere nur höflich an Ihre Vernunft. Wenn Sie unserer Einladung folgen, wird sich dies sicher sehr positiv auf den Fortgang der weiteren, ähm, ja, Dinge auswirken.«
Jakisch musste sich zur Seite drehen. Fremdschämen konnte nicht peinlicher sein. Mayr sollte keine langen Reden schwingen. Nach allem, was sie mittlerweile über Leuchtenberg wussten, reichte es zu einer Festnahme allemal. Warum wollte Mayr also bloß den höflichen Allgäuer mimen?
Ferdinand Leuchtenberg zückte eine Visitenkarte, steckte sie aber wieder weg. Stattdessen lächelte er Mayr an.
»Sie können mich über das Hotel erreichen. Die Damen hier sind sicher so nett, mich umgehend zu informieren. Und jetzt entschuldigen Sie mich bitte, meine Herren.«
»Sie gehen jetzt nirgendwohin, Herr Leuchtenberg, Sie kommen jetzt mit uns.« Carsten Jakisch übersah den verblüfften Seitenblick seines Kollegen. Wenn Mayr sich bluffen lassen wollte, bitte schön. Aber nicht mit ihm.
»Ihr junger Kollege hat mich wohl nicht verstanden, Herr Kommissar.« Leuchtenberg war die Missstimmung zwischen den Ermittlern nicht entgangen.
»Wo wollen’S denn so eilig hin?« Robert Mayr spürte, dass es unangenehm für sie werden konnte. Er trat einen Schritt vor und stand nun unmittelbar vor dem Düsseldorfer.
Ferdinand Leuchtenberg seufzte. »Ich bin verabredet.«
»Mit wem? Mit Frau Bauer?«
Leuchtenberg wurde blass, als sei der Name der passende Schlüssel zu der Tür, hinter der seine schlimmsten Albträume auf ihn warteten.
»Hören Sie, Frau Bauer ist in Lebensgefahr. Sie müssen mir helfen. Sie braucht mich jetzt.«
»So ein Schmarrn. Frau Bauer erfreut sich bester Gesundheit. Ich habe sie doch erst gestern gesehen. Oder war es vorgestern?« Mayr drehte sich zu Jakisch um. »Ach was. Sie waren ja gar nicht da. Jedenfalls, Herr Anwalt, bitte kommen Sie jetzt mit. Um Frau Bauer kümmern wir uns gerne später. Und machen Sie jetzt keine Umstände.«
Carsten Jakisch zückte wie zur Bestätigung seine Handschellen.
»Das werden Sie noch bereuen.« Ferdinand Leuchtenberg schüttelte Mayrs Hand ab, mit der ihn der Kommissar zum Auto führen wollte. »Lassen Sie mich los. Wenn Sie erlauben, werde ich noch einmal die Toilette aufsuchen, bevor Sie mich mitnehmen.«
»Lassen’S sich nur nicht zu lang Zeit.« Robert Mayr sah auf seine Uhr. Bis zum Feierabend sollten sie es pünktlich ins Büro schaffen.
»Was mach ich jetzt nur mit dir? Was mach ich jetzt nur mit dir?« Heinz Bongarts verpackte seine Drohung in ein fröhliches Lachen. »Eigentlich schade um dich. Und um das ganze Geld.«
Carina Bauer war langsam aufgestanden und Schritt um Schritt zurückgewichen. Nun stand sie mit dem Rücken an der Tür zum Flur.
»Ich habe ein bisschen Geld in Luxemburg liegen. Das kann ich Ihnen geben. Es ist nicht viel. Aber immerhin.«
»In Luxemburg? Nicht in der Schweiz?« Bongarts legte die Messerspitze an seine Nase, so als überlege er. »Nicht dumm, Blondchen. Nicht dumm. Du willst nur Zeit gewinnen. In der Schweiz wären wir von hier aus ruckizucki. Bis Luxemburg ist es viel weiter. Hm.« Ihn schien ihre Angst zu belustigen. »Wie viel ist es denn? Lohnt sich die Fahrt?«
»200 000.«
»Was? Dafür soll ich dich leben lassen? Das macht doch keinen Spaß.«
»Es könnten auch 300 000 sein.«
»Ach so, die Dame hat sich verrechnet. Interessant.« Bongarts stand fast vor ihr.
»Hören Sie, vielleicht kann ich auch ein paar Aktien verkaufen. Dazu müsste ich allerdings mit meinem Anwalt sprechen.«
Bongarts’ Lachen dröhnte durch den Raum. »Mit Leuchtenberg? Du meinst Leuchtenberg?«
»Hat er Sie geschickt?«, flüsterte Carina Bauer. Wenn diese Wohnung schon zu ihrem Sarg werden sollte, wollte sie zumindest vorher noch die Wahrheit wissen. Dann würde in diesen Wänden das enden, was auch hier begonnen hatte.
»Mich geschickt?« Bongarts schien ehrlich erstaunt.
Carina Bauer nickte kaum merklich. Dabei behielt sie das Messer genau im Blick. Seine Spitze hatte sich bereits bedrohlich in die Richtung ihres Herzens gehoben.
»Der arme Irre. Ich habe Wackerzapp immer vor diesem Loser gewarnt. Er mich geschickt? Er weiß, dass ich mit Wackerzapp gearbeitet habe. Aber mehr auch nicht. Leuchtenberg. Der kann nur mit Akten jonglieren. Aber vom wahren Leben hat der keine Ahnung. Wer ist schon Leuchtenberg?« Bongarts hob das Messer noch ein Stück höher. »Und außerdem: Ein Heinz
Weitere Kostenlose Bücher