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Ein Knödel zu viel: Kriminalroman (German Edition)

Ein Knödel zu viel: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Ein Knödel zu viel: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnold Küsters
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Ziel erreicht.
    Bonny beendete mit einem Tastendruck die Verbindung. »Ist nicht wichtig.« Er nahm ihre Hand und hielt sie fest. »Nur das ist jetzt wichtig.«
    Als er in ihr kam, wusste Bonny auf einmal, was er in Kevins Stimme noch gehört hatte: Angst.
    »Heinz-Jürgen, nun lass uns nicht hängen.« Frank sah dem Archivar ungeduldig zu, wie er umständlich in einem seiner Stahlschränke kramte.
    »Dass du in diesen Mengen von Papier nicht untergehst.« Carsten Jakisch hatte sich immer noch nicht von dem Anblick der stählernen Phalanx erholt, die sich ihm bereits an der Tür in den Weg drängte. Graue Schränke, Aktenberge, ein Schreibtisch, der unter der Flut der Ordner und Mappen nur noch zu erahnen war. Und über allem ein Bergmassiv in Öl mit Hirsch und Almhütte, daneben ein Landschaftsbild, das von einer Windmühle dominiert wurde, davor lagen alte Fischerboote in einem kleinen Hafenbecken vertäut. Er war aus seiner Kemptener Behörde einiges gewohnt, aber so ein Chaos hatte er noch nirgends gesehen und am allerwenigsten hier in der alten Polizeikaserne nahe der Innenstadt vermutet.
    Heinz-Jürgen Schrievers hatte trotz seiner Suchbemühungen bemerkt, dass Jakischs Blick an der Windmühle hängen geblieben war.
    »Gertrud und ich sammeln alte Sachen. Die Dachböden in unserem Dorf bergen noch so manchen Schatz. Wenn die Zeit es erlaubt, gehen wir am Wochenende mit Taschenlampe und kleinem Geldbeutel auf Schatzsuche. Du glaubst ja gar nicht, was die Leute alles auf ihren Speichern horten, ohne den Wert der Sachen zu kennen.« Er sah Jakisch nun ein wenig von oben herab an. »Als Archivar hat man einfach einen anderen Blick auf den Wert mancher Dinge. Wenn die Bilder ein paar Wochen hier gehangen haben, tausche ich sie regelmäßig aus. Sie geben mir das Gefühl, dass die Welt nicht nur aus Akten besteht. Wenn du verstehst, was ich meine. Wenn ich mich recht entsinne, waren wir auch schon auf dem Dachboden deiner Großeltern.«
    »Ich –«
    Weiter kam Jakisch nicht.
    »Mann, Schrievers!«
    Der Archivar drehte sich zu Frank um. »Sklaventreiber! Du solltest froh sein, wenn ich überhaupt etwas finde.« Er warf Ecki einen verschmitzten Blick zu, bevor er weitersprach. »Hast du eigentlich deine Bluesmusik archiviert?«
    »Du weißt, dass ich dazu keine Zeit habe. Und mir außerdem die Geduld dazu fehlt.« Heini hatte einen wunden Punkt in seiner Seele gefunden. Er war nicht der Ordnungsmensch, der er im Grunde eigentlich sein wollte. Er wusste nur zu gut, dass er oft viel zu lange nach bestimmten Bluesstücken suchte. Aber so war das nun mal.
    Schrievers hatte an Franks Blick erkannt, dass er ins Schwarze getroffen hatte. Er sprach nun Jakisch an. »Und du, denke nur ja nicht, dass ich im Chaos versinke. Wenn du das ernsthaft als Chaos bezeichnen wolltest, hast du keinen blassen Schimmer von der Ordnung eines Genies.«
    Jetzt dreht er völlig durch, dachte Frank.
    »Und du, Borsch, denk nicht mal, was du denkst. Du hast auch keine Ahnung. Und, Jakisch: Du wirst den Vorzug meines Ordnungsprinzips noch schätzen lernen. Mit meiner Archivarbeit schlage ich jeden Computer. Brauchst gar nicht so zu gucken. Auf meine Stahlschränke lass ich nix kommen. Da steckt mehr drin als in jeder dieser Plastikbüchsen.«
    Schrievers deutete mit dem Daumen auf den dunklen Bildschirm des einzigen PC s im Raum und schlug dann gegen einen der Stahlschränke, dass es nur so krachte.
    »Können wir jetzt endlich zum Thema kommen?« Frank hatte genug vom Exkurs über die Schrievers’sche Sicht der Dinge.
    »Du hast einfach keinen Respekt vor ehrlicher Archivarbeit. Polizeiarbeit ist Köpfchenarbeit. Arbeit, bei der du deine Seele brauchst, deinen Spürsinn, deinen Instinkt. Der Rest ist Archivarbeit.« Schrievers stand jetzt mit ausgebreiteten Armen in seinem Reich.
    Pavarotti könnte nicht dramatischer aussehen, dachte Ecki, hütete aber seine Zunge.
    »Nun, großer Meister, dann mal los.« Frank hatte seine Arme vor dem Oberkörper verschränkt.
    Urplötzlich wurde aus Schrievers’ Siegermiene ein bekümmertes Knautschgesicht. Knapp 120   Kilo sanken auf einen Bürostuhl.
    »So richtig werde ich aus Büschgens nicht schlau.« Schrievers streckte seine Beine aus und betrachtete das Karomuster seiner Filzpantoffeln. »Es gibt einige Dossiers über ihn, die ihn als ehrenwerten Geschäftsmann erscheinen lassen. Und es gibt Gerüchte. Aber selbst die können wenig am Lack des Politikers Büschgens kratzen. Offenbar wollte er in

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