Ein Knödel zu viel: Kriminalroman (German Edition)
haben mag, Feinde gemacht?« Frank registrierte mit Vergnügen die leichte Veränderung in Zohrens Haltung. Er war auf dem richtigen Weg.
»Jeder Politiker hat sogenannte Feinde. Das gehört zu seinem Job. Leider. Aber damit wissen wir als Demokraten umzugehen. Es steht in unserer Arbeit stets die Sache im Vordergrund. Nennen Sie es ruhig unseren Wählerauftrag und das Wohl der Bürger.«
»Und das Wohl der Partei.«
»Jetzt werden Sie polemisch, Herr Eckers.«
Ecki ließ den Angriff unbeantwortet.
»Jedenfalls«, fuhr Zohren fort, »glaube ich nicht, dass es zu Unstimmigkeiten gekommen ist.«
»Woran hat Büschgens zuletzt gearbeitet? Er war in der Stadt und in der Baubranche ein einflussreicher Mann. Es muss doch Unterlagen geben. Wenn ich mich nicht irre, hatten es ihm besonders Großprojekte angetan.«
»Herr Borsch, Sie kennen doch unsere Stadt.« Bernd Zohren setzte sein Politikerlächeln auf, mit dem er üblicherweise Seniorenheime enterte. »Großprojekte gibt es hier wahrlich kaum. Und die, die wir haben umsetzen können, sind alle zufriedenstellend und mit allen Vertragspartnern einvernehmlich abgewickelt worden. Wir stellen Ihnen gerne die Akten in Sachen Abriss Stadttheater, Arcaden und Nordpark zur Verfügung.«
»Wenn es nur wenige dieser Projekte gab oder gibt, hat dann Büschgens vielleicht auch in anderen Kommunen Geschäfte gemacht?« Ecki stellte seine Kaffeetasse auf den Tisch zurück. Für Frank das untrügliche Zeichen, dass Ecki kurz davorstand, die Geduld zu verlieren.
»Selbstverständlich hat ein Mann von Büschgens’ Qualitäten auch anderswo seine Geschäfte gemacht. Er war ein gefragter Experte in der Abwicklung von großen Bauprojekten. Aber wo«, Zohren breitete entschuldigend die Arme aus, »er tätig war, entzieht sich meiner Kenntnis. Wir als Partei haben uns nur um unsere innerstädtischen Dinge gekümmert. Klar, wir haben auch mal ein Bier zusammen getrunken, Ernst und ich, aber Privates war bei diesen Gelegenheiten selten bis gar nicht Thema.«
Ich glaube dir kein Wort, dachte Ecki. »Ach, kommen Sie, Herr Zohren, das nimmt Ihnen doch kein Mensch ab. Sie wissen doch sicher, womit sich Ihre Fraktionskollegen gerade beschäftigen.« Politiker sind schließlich Alphatiere, die ständig ihr Revier markieren müssen, schickte Ecki stumm hinterher.
»Ihre Art zu fragen gefällt mir nicht, um ehrlich zu sein. Aber vermutlich tun Sie auch nur Ihre Arbeit.« Zohren lächelte verbindlich.
»So ist es.« Frank nickte. »Also?«
»Auf Ehre und Gewissen, Herr Hauptkommissar, ich habe nicht die geringste Ahnung. Ich hatte weder Einblick in Ernsts Terminkalender noch in seine wirtschaftlichen Verhältnisse. Ich weiß nur, dass er offenbar auf dem Absprung war. Er wollte sich im Allgäu zur Ruhe setzen. Aber das wissen Sie ja längst, vermute ich mal.«
Ecki hakte nach. »Das ist doch eigenartig: Ein erfolgreicher Geschäftsmann will sich mit einem Mal zur Ruhe setzen. Büschgens war ja erst Anfang 50.«
»Weil er sich einen Traum erfüllen wollte vielleicht? Er wird genug Geld gehabt haben, als Partei- und Fraktionskollege hätte ich seinen Weggang bedauert. Andererseits kann ich ihn auch verstehen. Er hatte Marie kennengelernt, wollte noch einmal ganz von vorne anfangen. Und da ist der Zeitpunkt genau günstig gewesen. Marie Schneiders ist eine liebenswerte und dazu sehr attraktive Frau. Und vermögend. Ernst hatte mit ihr das große Los gezogen.«
»Er muss auch selbst viel Geld verdient haben.«
»Viel Arbeit bedeutet auch schon mal viel Geld. Und Ernst hat viel gearbeitet. Zu viel manchmal.«
»Was meinen Sie damit?«
»Das, was ich sage: Zu viel Arbeit macht die Gesundheit auf Dauer nicht mit.«
»Gilt in der Politik denn nicht auch der Spruch: Wo gehobelt wird, da fallen Späne?«
»In gewissem Sinne, ja. Nur nicht in diesem Zusammenhang, Herr Kommissar.« Bernd Zohren machte ein Gesicht, als wollte er sagen: So leicht kriegst du mich nicht aufs Glatteis. Dafür musst du schon früher aufstehen, mein Lieber.
»Was mich ein wenig stutzig macht, ist, dass Sie so vehement die Lanze für Ernst Büschgens’ Ehrenhaftigkeit führen.« Ecki ließ den Fraktionsgeschäftsführer nicht aus dem Blick.
Bernd Zohren wandte sich an Frank. »Wie ich schon sagte, Ihr Kollege kann sehr polemisch sein.«
Frank schwieg dazu.
»Jedenfalls hat Ernst keinen dunklen Flecken auf seiner Weste. Im Übrigen empfinde ich dieses Gespräch zunehmend als pietätlos. Ernst Büschgens hat mehr
Weitere Kostenlose Bücher