Ein Knödel zu viel: Kriminalroman (German Edition)
Respekt verdient.«
Ecki musste ein Lachen unterdrücken. Es hätte abfällig geklungen. Dieser Zohren hatte Nerven! Es ging um drei Morde, und dieser Lokalpolitiker meinte allen Ernstes, einen auf Staatsmann machen zu können. Er würde sich auf keinen Fall von Zohren provozieren lassen. »War Motorradfahren auch einer der Träume, die Ernst Büschgens unbedingt verwirklichen wollte?«
»Tun das nicht alle Männer um die 50, Herr Eckers?«
Nun ließ Ecki das Lachen doch heraus. »Ich frage Sie noch einmal, Herr Zohren, woran hat Ernst Büschgens gearbeitet?«
Zohren blieb unbeeindruckt freundlich. »Ich stelle Ihnen gerne die Ausschuss- und Ratsprotokolle zur Verfügung. Vom Rest habe ich keine Ahnung. Da muss ich Sie allein lassen, so leid mir das tut.«
Er hatte sich an den Tisch ganz hinten in dem schlauchartigen Restaurant gesetzt und ein Bier bestellt. Die Tische auf dem Bürgersteig vor dem D’Vine waren alle besetzt, aber er hatte ohnehin kein Interesse daran, erkannt und in Begleitung gesehen zu werden.
Es war ein kleines Restaurant: dunkle einfache Tische, helle Wände, keine überflüssige Dekoration. Wenig auffällig und doch mit dem angesagten reduzierten Chic, genau richtig für unauffällige Treffen im verlängerten Schatten von Landtag und Polizeipräsidium.
Seine Verabredung kam pünktlich.
Der Mann war Mitte bis Ende fünfzig, genau wusste er das nicht zu sagen. Wegen seiner Art zu sprechen und der sparsamen Gesten vielleicht ein Anwalt. Trotz der hohen Temperaturen war der Mann tadellos gekleidet. Zum dreiteiligen grauen Anzug trug er ein unauffälliges Hemd, dazu eine ebenso unauffällige Krawatte und ein dezentes, farblich passendes Einstecktuch. Keine Ringe, lediglich eine Armbanduhr. Der Mann hatte etwas, das ihn an gewisse Schwarz-Weiß-Fotos der frühen Sechzigerjahre erinnerte. Unauffällige Zuarbeiter im Hintergrund von Politik und Wirtschaft. Der Eindruck konnte aber auch Zufall sein.
Sie hatten zunächst jeder ein Glas Weißwein getrunken und einen Salat von der Tageskarte bestellt. Obwohl er mit T-Shirt, Jeans und Turnschuhen nicht eben wie ein Geschäftsmann aussah, fielen die ungleichen Gesprächspartner nicht weiter auf. Sie waren immer noch die einzigen Gäste, die im Restaurant saßen. Die Mehrheit der Düsseldorfer beharrte wohl auf dem mediterranen Flair ihrer Stadt und blieb lieber auf dem Trottoir.
Beim abschließenden Espresso war seine Verabredung zum eigentlichen Thema gekommen.
Er hatte zunächst nicht glauben können, was er da zu hören bekam. Eigentlich hätte es umgekehrt laufen sollen. Er hatte um »Erlaubnis« für seine Pläne bitten wollen. Aber mit jedem Satz war deutlicher geworden, dass es für ihn nicht besser laufen konnte. Er würde sich seines »Problems« entledigen und gleichzeitig ein hübsches Sümmchen verdienen können. Dieser Tag versprach ein überaus ertragreiches Ende zu nehmen! Aber er wollte seine Freude und Genugtuung nicht gleich preisgeben. Vor allem weil er sich davon eine ordentliche Aufstockung seiner Entlohnung versprach.
»Hören Sie, das ist nicht so einfach. Die Stadt wimmelt von Bullen, und das Dorf ist in heller Aufregung. Wie stellen Sie sich das vor?«
»Ihr Problem, Kevin.« Er sagte es, wie er die Frage der Kellnerin nach einem Nachtisch verneint hatte, beiläufig und ohne Emotion.
»Sie stellen sich das zu einfach vor. Ich kann nicht einfach in das Wohnzimmer dieser Staatssekretärin spazieren und ›peng‹. Es gibt zu viele Leute, die uns zusammen gesehen haben.«
»Ihr Pech. Sie mussten ja unbedingt mit ihr ins Bett. Das war nicht Ihr Auftrag. Ich hatte Sie für schlauer gehalten.«
Kevin musste grinsen bei dem Gedanken an ihre erste Nacht. Er hatte es bisher noch jeder ordentlich besorgt. »Sie hat es nicht anders gewollt.«
»Sie spielt in einer anderen Liga.«
Kevin zuckte mit den Schultern. Frauen standen auf seine offenen Hemden und seine Schlangenlederschuhe. Aber was hatte er mit den Gefühlen der Schicksen zu schaffen?
»Wie auch immer. Sie wird einigen Geschäftspartnern zu gefährlich. Und sie kann auch Ihnen gefährlich werden. Meinen Sie nicht?«
Was konnte sie schon wissen?
»Sie weiß mittlerweile, wer Sie wirklich sind.«
»Das kann gar nicht sein.«
Sein Gegenüber blinzelte spöttisch. »Ich sagte es ja bereits: Sie spielt in einer anderen Liga.«
Was hatte das zu bedeuten?
»Hören Sie, mein Lieber, Sie können sich gerne ›Kevin‹ nennen, vor wem, von wem und wann auch immer. Aber
Weitere Kostenlose Bücher