Ein Knödel zu viel: Kriminalroman (German Edition)
Samantha Kurzius ansehen. Willst du das übernehmen, Carsten?« Ecki sah den »Allgäuer Pumuckl« auffordernd an.
Jakisch nahm überrascht die Hände aus den Taschen. Mit so viel Vertrauen hatte er nicht gerechnet. »Klar, mache ich gerne. Wo hat diese Frau denn gewohnt?« In Gedanken legte er bereits den Katalog von Fragen an, die er den Angehörigen stellen wollte beziehungsweise den Nutten, denen er bei seinen Recherchen begegnen würde.
Wenn Mayr wüsste, was man ihm hier am Niederrhein zutraute! Aber das würde er ihm schon noch unterjubeln, bei passender Gelegenheit. Was tat Mayr inzwischen eigentlich, um die beiden Moosbach-Fälle voranzubringen? Er würde seinen Chef anrufen. Es konnte immerhin sein, dass es auch im Allgäu Hinweise auf die Lösung der Fälle gab. Jedenfalls ließen das die bisherigen Ermittlungen vermuten: ein betrügerischer Bauskandal mit mehreren Toten, der bis ins Allgäu reichte. Wenn das nicht sein Sprungbrett war! Seine Karriere würde künftig nicht mehr von solchen Typen wie Kuhlinger und Mayr abhängen, das war mal sicher.
Schrievers sah Frank an. »Denkt an Frau Schneiders. Vielleicht kann sie euch Hinweise darauf geben, mit wem Büschgens sich in letzter Zeit getroffen hat.«
XXI.
Robert Mayr saß nachdenklich in der niedrigen Gaststube vom Kreuz. Seit Jakisch am Niederrhein Dienst tat, war er in seinem Revier nicht recht weitergekommen. Die beiden Mordfälle schienen sich nur durch Zufall im Allgäu ereignet zu haben. Das war die eine Variante. Die ihm letztlich die sympathischere der beiden war. Denn in diesem Fall würde er die Ermittlungen schon bald ganz den Kollegen in Mönchengladbach überlassen können. Außerdem könnte er sich Jakisch vom Hals halten, indem er ihn zum Kontaktbeamten ernannte, der sich vorwiegend um die niederrheinischen Kollegen kümmern sollte.
Und er würde Martina heiraten können. Nachdem er sich einmal durchgerungen hatte, seinen Familienstand zu ändern, konnte es ihm nicht schnell genug gehen. Martina sah das genauso. Dessen war sich der Kemptener Kriminalhauptkommissar absolut sicher.
Die zweite Variante war deutlich weniger rosig: Die Morde hatten unbedingt mit Moosbach zu tun. In diesem Fall würde er mit der Hochzeit noch warten müssen. Und er würde noch eine Menge Ermittlungsarbeit investieren müssen, um dem Täter oder den Tätern auf die Spur zu kommen.
Missmutig starrte er auf das König-Ludwig-Porträt. Dem Kini waren die Geschicke des gemeinen Volkes denkbar gleichgültig gewesen, hieß es. Obwohl, sinnierte Mayr, wenn ich daran denke, was dem Bayernkönig für ein Ende beschert gewesen war. Dieser Fall war ja bis heute nicht restlos aufgeklärt. Und das nach 126 Jahren!
Auch Franz Josef Strauß konnte ihm nicht helfen. Zumindest sah der verstorbene Landesfürst nur unverbindlich ernst in die Linse der Kamera.
Robert Mayr seufzte. Wie kam er jetzt auf diesen esoterischen Kram? Die Morde machen mich noch ganz narrisch, dachte er.
»Die Brandstelle ist nun völlig abgeräumt. Es wird Gras über die Sache wachsen.«
Martin Mader stand unvermittelt an Mayrs Tisch und stellte »eine Halbe« vor den Kommissar. »Sie sehen aus, als könnten’S ein Bier gebrauchen.«
Robert Mayr blinzelte irritiert. »Wie haben Sie das gemeint, das mit dem Gras?«
Der Wirt zog einen Stuhl heran und setzte sich. »Die Gemeinde hat Grassamen ausstreuen lassen. Wegen der Touristen. Ein abgebrannter Hof macht sich nicht so gut auf Urlaubsfotos. Keine zwei Wochen, und man sieht nix mehr. So ist das im Leben. Es geht immer weiter, Stillstand ist Rückschritt, heißt es ja.«
»Von Benningsen-Foerder.«
»Von wem? Sagt mir nichts.«
»Einer der wenigen Manager mit sozialem Gewissen.«
»Ja, wegen dem Geld hat schon so mancher dran glauben müssen, Herr Kommissar. Die Welt ist nimmer, wie sie mal war. Das kann man gut finden oder nicht.«
»Und, wie finden Sie das?« Robert Mayr trank einen Schluck.
»Ich halt mich aus der Politik raus. Die Wirtschaft muss gescheit gehen, da hängen wir alle dran. Der Rest ist nicht meine Sache. Ich bin mit dem zufrieden, was ich hab. Mitnehmen kann man eh nix.« Wie ein Ausrufezeichen faltete Martin Mader seine Hände über dem Latz seiner speckigen Lederhose.
Mader war ein wirklich typischer Wirt, dachte Mayr, den Leuten zuhören und sich seinen Teil denken. »Und Sie sind sich sicher, dass Büschgens ein lauterer Mensch war, der nur Interesse an seinem Hof hatte?«
Von der gegenüberliegenden Wand
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