Ein Knödel zu viel: Kriminalroman (German Edition)
glauben Sie im Ernst, dass Frauen wie sie einfach nur die Beine breit machen? Diese Dame hat eine Menge Verantwortung und im Zweifelsfall eine Menge zu verlieren. Solche Frauen sind von Natur aus vorsichtig. Sie hat sich erkundigt. Nun weiß sie Bescheid und ist damit eine echte Gefahr.«
Kevin begann zu schwitzen. Was ging hier bloß vor?
»Jetzt machen Sie sich keine Sorgen. Erledigen Sie den Auftrag, und alles ist wieder gut.«
Jetzt blinzelte Kevin. Und zwar vor Nervosität. Er hatte in den vergangenen Monaten vergeblich versucht, die wahre Identität des Anzugträgers aufzudecken. Es war ihm nicht gelungen. Er war ihm ein paarmal gefolgt, aber spätestens auf Höhe des Landtages hatte er ihn jedes Mal verloren. Sosehr er sich auch bemüht hatte, mehr als eine Personenbeschreibung hätte er nicht abliefern können. Er wusste nicht einmal zu sagen, welchen Fahrzeugtyp sein Gegenüber bevorzugte. Und nun saß er hier und war ihm ausgeliefert. Kevin beschlich das Gefühl, dass die Sache zwei Nummern zu groß für ihn war. Wenn er ehrlich war, hatte er das bereits zu Beginn ihrer »Partnerschaft« gespürt.
In Kevins Kopf rasten die Gedanken. Was hatte das zu bedeuten? Er sollte sie töten. Gut. Seinetwegen. Der Auftrag kam allerdings zu einem ungünstigen Zeitpunkt. Ausgerechnet jetzt hatte er seine eigenen Probleme. Er brauchte Zeit und Raum, um mit der Tussi abzurechnen, die ihn so eiskalt hatte am Telefon abservieren wollen. Und auf dieser Rechnung stand sicher auch der Name dieses »Anwalts«. Sie würde ihm den Namen nennen, bevor er ihr seine Rechnung präsentierte. Und woher wusste dieser Typ, wer er, Kevin, wirklich war?
»Habe ich Sie verwirrt?«
Kevin schüttelte langsam den Kopf. Er versuchte cool zu bleiben.
»Nun, dann sind wir uns ja einig. Bezahlung wie immer. Diesmal direkt von mir. Ich melde mich bei Ihnen. Ihr Zielobjekt kennen Sie ja.«
Da war es wieder, dieses spöttische Zwinkern.
»Wann und wo? Ich meine, die Bullen.«
»Sie werden es schon richten.« Er straffte sich unmerklich in seinem Dreiteiler. »Sie werden sie schon richten. Zu Ihrem eigenen Vorteil. Da bin ich ganz zuversichtlich.«
Er wusste, dass er keine Chance auf eine höhere Bezahlung hatte. Aber er probierte es trotzdem.
»Ich brauche Zeit. Und ich brauche Geld. Ich muss sie so verschwinden lassen, dass es wie ein Unfall aussieht. Das ist teuer. Bonny wird mehr verlangen.«
»Bonny ist ein kluger Kopf. Er wird wissen, dass er keine Ansprüche stellen kann.«
Er hatte die Anspielung verstanden und schwieg.
»Sehen Sie, wir haben uns verstanden.« Der andere stand gelassen auf. »Ich kann mich auf Sie verlassen. In Ihrem eigenen Interesse.« Im Gehen wandte er sich noch einmal um und machte eine vage Handbewegung. »Sie übernehmen die Kleinigkeit hier doch sicher großzügig, oder? Und grüßen Sie Bonny von mir.« Er deutete einen Gruß an und nickte im Hinausgehen der Bedienung hinter dem Tresen zu. Der Kellner wollte etwas sagen, konzentrierte sich dann aber auf das Polieren eines Weinglases.
Kevin fühlte sich, als wäre er auf seinen Stuhl genagelt. Er saß in der Falle. In meinem eigenen Interesse! Was hatte das zu bedeuten? Er ahnte, wenn sie erst tot war, konnte er der Nächste sein. Er starrte auf den leeren Platz gegenüber. Der »Anwalt« war noch anwesend, obwohl er längst weg war.
Kevin hatte nur eine einzige Chance. Er musste wissen, wer dieser Mann war, der ihn gerade unter den Galgen gestoßen hatte. Und er musste rauskriegen, was Bonny wusste.
Die Angst würgte ihn. Seine Unterarme klebten auf der Tischplatte.
»Haben Sie noch einen Wunsch?« Die rothaarige Kellnerin blieb abwartend einen Schritt vor dem Tisch stehen.
»Wissen Sie zufällig, wer der Mann war, der gerade das Lokal verlassen hat?«
Die junge Frau schüttelte verwundert ihre roten Locken und lachte. »Ich dachte, Sie seien Freunde.«
»Bonny, alter Kumpel, wir müssen uns sehen!«
Heinz Bongarts hielt überrascht den Hörer ein Stück von seinem Ohr weg. Warum schrie Kevin so eine überschwängliche Begrüßung ins Telefon? So kannte er ihn nicht.
»Das ist im Augenblick schlecht, Kevin. Ich bin im Augenblick nicht allein. Du verstehst.«
»Mann, dann vögel sie zu Ende, und komm dann ins Messajero. Ich warte auf dich. Es gibt einiges zu besprechen. Und jede Menge Kohle zu verdienen.«
»Was ist, Putzi? Wer ist am Apparat?« Sie fuhr mit ihrer Hand Bonnys Oberkörper entlang. Kurz unterhalb des Bauchnabels hatte sie ihr
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