Ein Knödel zu viel: Kriminalroman (German Edition)
Büschgens hier am See ein großes Hotel bauen wollte. Und dass er versucht hat, Land zu kaufen.«
Brettschneider machte einen erleichterten Eindruck, offenbar war er doch noch losgeworden, was auf seine und die Seelen seiner Mitstreiter gedrückt hatte.
»Und? Hatte er schon Grundstücke gekauft?«
Brettschneider zuckte mit den Schultern. »Das wissen wir nicht. Die Leute reden ja nix.«
Das war es also, was Brettschneider, den Sparklub und das restliche Dorf umtrieb: reine Neugier, die Hoffnung auf neues Futter für ihre Gerüchteküchen.
»Wissen Sie, Herr Brettschneider«, Mayr sprach so laut, dass er auch am Tisch des Sparklubs zu verstehen war, »geredet wird viel, wenn Menschen zusammenkommen und sich Gedanken machen. Nur Grundstücke verkauft und kauft man nicht so einfach. Das hätten Sie sicher schon mitbekommen. Da gibt es schließlich Unterlagen drüber. Das ist ein höchst offizieller Akt, so ein Geschäft. Gerade wenn es um landwirtschaftlich genutzte Flächen geht. Das Grundstücksverkehrsgesetz ist sehr eindeutig. Als Nichtlandwirt kann man nur zum Zuge kommen, wenn eine entsprechende Genehmigung vorliegt.«
Am langen Tisch war zustimmendes Gemurmel zu hören. Die Moosbacher wussten offenbar sehr genau Bescheid über Recht und Gesetz.
Adolf Brettschneider hob seine Stimme, geradezu als Anwalt seines Dorfes: »Niemand von außen kann Grund und Boden kaufen, wenn einer von uns die Flächen braucht, um wirtschaftlich überleben zu können. Darüber hat auch der Gemeinderat eindeutige Beschlüsse gefasst. Die Erhaltung bäuerlicher Familienbetriebe hat eindeutig Vorrang. Wir wollen deshalb nicht, dass in unserem Dorf ein Hotel gebaut wird. Das würde außerdem unsere ganze Gegend verschandeln. Das lassen wir nicht zu.«
Am Sparertisch zustimmendes Nicken.
»Dann ist ja alles geklärt, wenn die Bestimmungen hier so sind.« Mayr ahnte, in welche Richtung die Unterhaltung gehen würde.
»Aber wer weiß, ob sich jeder Bauer an die Bestimmungen hält.« Adolf Brettschneider nickte seinen Sparklubfreunden zu.
»Gesetze und Bestimmungen müssen doch eingehalten werden.«
»Und was ist, wenn Büschgens versucht hat, Einfluss auf den Gemeinderat zu nehmen? Damit der Beschluss gekippt wird. Irgendwann demnächst. Das sollten Sie mal untersuchen, Herr Kommissar. Der Rottachsee ist unser größtes Kapital. Aber nur so lange, wie die Natur erhalten bleibt. Schon jetzt kommen eigentlich fast zu viele Touristen. Aber wenn erst das Hotel steht, ist der Rest nicht mehr aufzuhalten. Schauen Sie sich doch um. Überall im Allgäu gibt es doch solch schlimme Beispiele.«
Adolf Brettschneider hatte sich in Rage geredet. Vom langen Tisch neben dem Tresen waren Bravorufe zu hören.
Robert Mayr konnte die Aufregung gar nicht verstehen. »Na, dann reden Sie doch mit den Bauern.«
»Wenn da so ein Ausgefuchster kommt und mit einem dicken Bündel Geldscheine winkt, ist es vorbei mit der Dorfgemeinschaft. Die Bauern im Allgäu sind nicht so reich, dass sie sich um ihr Altenteil keine Sorgen machen müssen. Sehen Sie sich doch um, wie wenig Landwirtschaft wir noch haben. Die Wiesen ernähren doch kaum noch das Vieh und die Bauern schon lange nicht mehr. Unserem Oberallgäu droht der Super- GAU .«
Der Kriminalhauptkommissar versuchte zu beschwichtigen. »Na, na, na, so schlimm wird’s schon nicht kommen. Reden Sie mit den Grundbesitzern. Dann werden Sie sicher sehen, dass an den Gerüchten nichts Wahres dran ist. Immerhin scheinen Sie doch schon früh die richtigen Beschlüsse gefasst zu haben.«
Adolf Brettschneider stand unvermittelt auf. »Wir hatten gehofft, dass Sie den Fall schon aufgeklärt hätten. Zwei Tote in Moosbach sind keine gute Werbung für unser Dorf.«
Da hatte Brettschneider eindeutig recht, dachte Robert Mayr. Und der Moosbacher hatte auch richtig erkannt: Gerüchte sind der Tod jeder funktionierenden Dorfgemeinschaft.
»Wissen Sie, im Augenblick deutet nichts darauf hin, dass die beiden Morde etwas mit Moosbach zu tun haben. Was Ihre Sorge um die Zukunft des Sees und des Dorfes betrifft, dazu werde ich mich umhören. Aber ich glaube nicht, dass Sie sich ernsthaft Sorgen machen müssen.«
Und wenn doch? Diese Alternative ließ Mayr unerwähnt. Der Sparclub hatte ihn nachdenklich gemacht. Ein Hotel in Moosbach, Grundstücke, gemakelt von Ernst Büschgens. Mit dem Geld wäre es ein Leichtes gewesen, den historischen Bichler-Hof detailgetreu zu restaurieren.
Der Kriminalhauptkommissar ahnte, dass
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