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Ein Knödel zu viel: Kriminalroman (German Edition)

Ein Knödel zu viel: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Ein Knödel zu viel: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnold Küsters
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es mit seiner Hochzeit vielleicht doch nicht so schnell was werden würde. Es war so was von zum Haareausraufen. Er hätte Jakisch jetzt gut gebrauchen können. Den hätte er sofort auf das Gerücht mit den Grundstücken angesetzt. Er hob die Hand. »Bringen Sie mir doch bitte noch eine Halbe.«
    Mayr hatte das Gefühl, dass vom Grund des Rottachsees dunkle Gedanken an die Oberfläche stiegen. Da war es gut, dass er beim Mader hockte und ein Frischgezapftes in Reichweite war. Zum See würde er heute nicht mehr gehen.
    Ein Hotel in Moosbach, und Ernst Büschgens zog die Fäden: kein schlechtes Motiv für einen Mord. Wer weiß, wem der Mönchengladbacher damit alles in die Quere gekommen war.
    Carsten Jakisch gähnte. Das stundenlange Herumhocken in Besprechungen und über Ermittlungsakten hatte wenig damit zu tun, was er sich zu Beginn seiner Ausbildung unter Polizeiarbeit vorgestellt hatte.
    Samantha Kurzius war bei den Kollegen von der Sitte keine Unbekannte. Sie hatte vor drei Jahren mit ihrer »Arbeit« begonnen. Einen Beschützer hatte sie nicht gehabt. Ihre Kunden hatte sie vornehmlich in Düsseldorf gesucht, obwohl sie in Mönchengladbach gewohnt hatte. Die Kollegen hatten ihre Wohnung im Stadtteil Pesch durchsucht, aber nichts von Bedeutung gefunden. Wenn es so etwas wie eine Kundenkartei gab, dann hatte Kurzius sie irgendwo anders versteckt, oder die Wohnung war kurz vor dem Besuch der Polizei ganz besonders gründlich gefilzt worden.
    Samantha Kurzius hatte nicht über Anzeigen für ihre Dienstleistungen geworben. In keiner Anzeigenabteilung einer der infrage kommenden Blätter waren ihr Name oder ihre Bankverbindungen bekannt. Auch das Einwohnermeldeamt war nicht im Bilde über ihren tatsächlichen Aufenthaltsort, geschweige denn, dass die junge Prostituierte bei Banken oder Sparkassen bekannt war. Die Auskunft der Kfz-Versicherung war ebenso wenig ergiebig gewesen wie die Abfrage bei der Krankenkasse oder dem Finanzamt. Kurzius hatte alle Kosten stets überwiesen, keine Bankeinzugsermächtigungen. Das Geld konnte also genauso gut von jemand anderem eingezahlt worden sein. Falls diese These stimmte, von wem? Wenn sie keinen Zuhälter gehabt hatte.
    Jakisch kam nicht voran. Die Arbeit an den Akten war langweilig. Kein Wunder, dass Frank und Ecki sie ihm aufgebürdet hatten. Überhaupt, das waren vielleicht zwei merkwürdige Gestalten. Hingen zusammen wie Kletten und hatten dazu noch diesen Archivar im Schlepptau. Und immer dieser Streit über die einzig wahre Musik. Dass er selbst vorzugsweise LaBrassBanda hörte, hatte er an jenem Abend lieber verschwiegen. Jakisch war sich sicher, irgendwie waren die drei Mönchengladbacher Kollegen nicht ganz richtig im Kopf. Aber nett, hatte er nach dem gemeinsamen Besäufnis im Biergarten entschieden. Leicht verrückt, aber nett. Deutlich netter jedenfalls als sein verschrobener Chef in Kempten. Robert Mayr, der – wann immer möglich – zu den Spielen von Greuther Fürth ging. Robert Mayr, der nichts Privates erzählte. Robert Mayr, den im Präsidium alle nur den »Einsiedler« nannten, ausgerechnet der wollte ihm beibringen, was einen gestandenen Ermittler ausmachte! Jakisch lachte kurz auf. Ausgerechnet Mayr.
    Er versuchte noch einmal, sich auf die Akten zu konzentrieren. Samantha Kurzius hatte augenscheinlich nur am Tag ihres Todes offiziell gelebt. Pesch. In Jakischs Ohren klang der Ort nach Pech. Zumal er bei seinen niederrheinischen Kollegen schon mehrfach den Ausdruck »Pesch jehabt« gehört hatte. So extrem hatte er den Dialekt seiner Großeltern nicht in Erinnerung. Apropos. Wurde Zeit, dass er sich endlich bei ihnen blicken ließ. Seine Großmutter hatte am Telefon schon mehrfach von »Grillage« geschwärmt. Soweit er sich erinnern konnte, handelte es sich dabei um eine niederrheinische Spezialität, bei der jede Menge selbst gemachte Baisers, gehackte Haselnüsse, Schokolade und gefrorene Sahne eine entscheidende Rolle spielten. Er hatte diese Torte jedenfalls in bester Erinnerung.
    Wie war er nur jetzt auf diese Süßspeise gekommen? Ob Samantha Kurzius zu Lebzeiten wie seine Großmutter behauptet hatte, sie würde für Grillage-Torte sterben? Jakisch gähnte erneut. Er musste unbedingt etwas gegen seine Müdigkeit tun. Drückend heiß war es außerdem. Vielleicht half ein Besuch im Biergarten. Aber in Mönchengladbach kannte er bislang nur einen Biergarten. Und der war wenig verlockend.
    Carsten Jakisch setzte sich aufrecht hin. Eine gerade Haltung

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