Ein Knödel zu viel: Kriminalroman (German Edition)
Schraubstock. Der Druck sagte ihr, dass sie handeln musste. Aus den Augenwinkeln bemerkte sie, dass sie auf dem Waldweg alleine waren. Sie schloss die Augen. »Komm, lassen wir die alten Geschichten ruhen. Vielleicht gibt es doch noch ein Happy End für uns beide. Was meinst du?« Sie rückte nahe an ihn heran und öffnete leicht ihre Lippen.
Auf keinen Fall, dachte er. Dein Weg ist hier zu Ende. »Warum nicht?« Seine Stimme klang rau. Er zog sie an sich, um sie zu küssen. Sie würde in seinen Armen liegen, und er würde leichtes Spiel haben.
Sie versuchte sich von ihm frei zu machen. »Nicht hier. Komm.« Sie deutete mit dem Kopf in Richtung Unterholz.
Das ging ja immer noch besser, als er es erwartet hatte. Er lockerte seinen Griff und zog sie hinter sich her. Unbefangene Beobachter hätten meinen können, ein Liebespaar suche eine verschwiegene Stelle im Wald.
Nach wenigen Metern war der Waldweg nicht mehr zu sehen. Um sie herum nur noch Grün.
Sie stand vor ihm und nestelte an ihrem Rock. »Komm.«
Er spürte, dass sie ihn erregte. Er musste jetzt handeln! Er fasste sie an den Armen. Noch bevor sie ihre Hände in die Nähe der Taschen ihres Kostüms bringen konnte, hatte er sie an sich gedrückt.
»Lass mich los!« Sie versuchte seiner Umklammerung zu entkommen.
Er legte eine Hand auf ihren Mund. Sie spürte seinen Atem ganz nah an seinem Gesicht.
»Mit wem arbeitest du zusammen?«
Sie schüttelte den Kopf. Was sie sagte, konnte er nicht verstehen.
»Für wen?« Er verstärkte den Druck auf ihren Mund.
Ihr blieb die Luft weg. Das Pfefferspray! Sie musste die Hände frei bekommen!
»Ich habe dich was gefragt, du Schlampe!«
Sie versuchte ihm mit ihren Augen zu signalisieren, dass sie reden wollte. Sie musste ihn ablenken.
»Mach keinen Fehler. Ich warne dich.« Er lockerte seine Umklammerung.
Sie keuchte und rang nach Luft. »Ich kann es dir nicht sagen. Das würde dich umbringen. Lass uns vernünftig reden. Bitte.«
»Wir haben lange genug geredet.« Er verstärkte den Druck erneut.
»Rainer! Bitte!«
Sie wusste tatsächlich seinen echten Namen!
»Woher kennst du meinen Namen, du Ratte!«
Sie bekam keine Luft und riss ihre Augen auf. Er musste sie loslassen.
»Red schon! Sonst –«
Sie hatte das Gefühl zu ersticken. Ihre Kräfte ließen nach. Sie war dabei, ohnmächtig zu werden. Ihre Augen flogen hin und her. Luft! Sie musste Luft bekommen. Sie musste reden. Nur reden würde helfen!
Er lockerte seinen Griff um wenige Nuancen. Sie musste ihm den Namen sagen. Er musste wissen, wer ihn steuerte. Der Name war wichtig! Er versuchte den Impuls zu unterdrücken, sie mit bloßen Händen zu erwürgen. In seiner Kraft lag die ganze Wut, die sich in den vergangenen Wochen aufgestaut hatte. Die Wut auf dieses Flittchen, auf das sorgenfreie Leben, das sie führte, die Wut auf sein verschissenes eigenes Schicksal.
»Red endlich, oder ich puste dir das Licht aus, du mieses Stück!«
»Ich, ich –« Sie rang nach Luft. Ihr Atem unter seiner Hand ging pfeifend. Sie musste eine Hand in ihre Jackentasche bekommen. Nur ein Stückchen! Das würde genügen. Und dann würde sie wieder sie selbst sein. Nein, sie würde weit mehr sein. Sie würde ihn töten. Auf der Stelle. Sie würde endlich wieder Gewalt über ihn haben. Sie würde ihn töten, wie sie die Fliegen tötete, die ihr beim Frühstück zu nahe kamen. Sie spürte, wie der Gedanke sie erregte.
»Was, was?!« Er wollte die Kontrolle über sie behalten. Er wollte sie noch nicht töten. Er würde sie noch zum Reden bringen. Er nahm seine Hand von ihrem Mund. »Wenn du schreist, töte ich dich.«
»Lass mich los, sonst erfährst du gar nichts.« Sie spürte, dass er keine andere Wahl hatte.
Er überlegte. Sie konnte nicht entkommen, dafür war er ihr zu nahe. Er würde sie packen und ihr die Schlinge um den Hals legen. Sie war praktisch schon tot. Sie wusste es nur noch nicht.
Er lockerte seine Umklammerung und blieb wachsam.
»Er heißt –« Sie stockte und wollte sich vollends aus seiner Umklammerung lösen.
Er hielt sie fest. »Er heißt?«
»Ferdinand. Ferdinand Leuchtenberg.« Egal, dass sie den Namen verraten hatte. Es würde ihm nichts nutzen.
»Lüg mich nicht an!« Er fasste sie wieder fester.
»Ich lüge nicht. Leuchtenberg, Ferdinand Leuchtenberg. Und er ist tatsächlich Anwalt.«
Seine Augen sahen sie misstrauisch an. »Was hast du mit ihm zu schaffen?«
»Kannst du mich nicht erst mal loslassen? Bitte. Du tust mir weh.
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