Ein Knödel zu viel: Kriminalroman (German Edition)
endlich wissen, warum du mich nicht in Ruhe lässt.« Sie nickte flüchtig einem älteren Ehepaar zu, das ihnen begegnete.
»Sagen wir mal: Ich bin einfach nur anhänglich. Ich kann die alten Zeiten nicht vergessen.«
»Das solltest du aber.« Sie klang bewusst beiläufig und beobachtete, wie in der Nähe zwei Enten auf der Niers landeten. Unter anderen Umständen wäre sie stehen geblieben, um den beiden Tiere zuzusehen, wie sie sich von der leichten Strömung treiben ließen.
Nun blieb er stehen. »So geht das nicht. Du kannst mich nicht einfach davonjagen wie einen alten Hund. Dafür ist zu viel passiert.« Er folgte ihr, als sie einfach weiterging.
»Was ist schon passiert? Du hast ein paarmal deinen Spaß gehabt. Das war’s. Du willst doch jetzt nicht ernsthaft behaupten, du könntest daraus irgendwelche Rechte ableiten.«
»Ich rede nicht vom Ficken.« Er hielt sie am Arm fest. »Du weißt genau, was ich meine.«
Sie schüttelte seine Hand ab. »Lass mich los.«
»So einfach ist das nicht, meine Liebe.« Er presste die Worte nur noch heraus.
Sie hatte für einen Augenblick Angst, der Situation nicht gewachsen zu sein, doch dann besann sie sich. Angst war das Letzte, was sie jetzt zeigen wollte.
Aber er hatte sie längst gewittert. »Du kannst nicht einfach zur Tagesordnung übergehen.«
»Du hast ja keine Ahnung. Aber was soll das ganze Theater? Du hast doch genug Geld bekommen.«
»Du hast mich bezahlt. Aber du hast mir nie gesagt, wer die Auftraggeber sind.«
Sie nickte. »Genau. Das war ja der Deal.«
Er berührte leicht ihren Arm. »Mach mir zum Abschied ein kleines Geschenk. Sag mir, wer der Typ ist, den ich Anwalt nenne.« Er verstärkte den Druck seiner Hand ein wenig. »Es ist wichtig.«
»Das geht nicht, und das weißt du.« Sie war versucht, seine Hand abzuschütteln. Daher wehte also der Wind: Er wollte an die Figuren im Hintergrund. Das würde ihm auf keinen Fall gelingen. Aber vielleicht hatte er noch mehr auf seiner Liste. Es konnte nicht schaden zu wissen, was er bislang getan hatte und noch vorhatte.
»Komm. Das ist doch kein Akt. Sag es mir.«
Sie wollte Zeit gewinnen. »Warum denn? Es ist besser für dich, wenn du es nicht weißt.«
»Ich habe meine Gründe.« Noch jemand, der behauptet zu wissen, was gut für mich ist. Er würde einen anderen Weg suchen müssen, um an die nötigen Informationen zu kommen. Die Tussi nervte ihn zusehends. Er musste für einen Augenblick an ihre gemeinsamen Nächte denken und konnte ein leichtes Grinsen nicht unterdrücken. Er würde eine Neue finden, eine, die keine Schwierigkeiten machte, eine, die nichts mit seinen Geschäften zu tun hatte. Nur musste er erst diese Schlampe loswerden. Er fühlte den Draht in seiner Hosentasche, der immer heißer auf seiner Haut brannte.
»Warum lächelst du?« Sie würde leichtes Spiel mit ihm haben.
»Ich musste nur an etwas denken.«
»Erzähl es mir.« Sie war erstaunt, wie schnell ihn das eigentliche Thema nicht mehr zu interessieren schien. Sie ahnte, woran er hatte denken müssen. Typisch schwanzgesteuert. Jetzt brauchte sie nur noch ein wenig Konversation zu machen und eine günstige Gelegenheit zu finden.
»Es hatte mit dir zu tun.«
Aha. Recht gehabt. »Und? War es schön, was du dir vorgestellt hast?« Was tat sie hier? Warum war sie nicht längst auf und davon? Warum spielte sie sein Spiel mit? Aber sie wollte wissen, was ihn umtrieb.
Sie hatte am Schloss ein Taxi stehen sehen. Sie würde nur einzusteigen brauchen. Nein, dachte sie, geht nicht. Man würde ihr zu schnell auf die Spur kommen. Sie würde den Weg in die Stadt zu Fuß machen müssen. Sie verfluchte ihre Schuhe. Hätte sie doch nur die mit den flachen Absätzen angezogen. Sie hatte nur an ihre Verabredung gedacht. Unauffällig schaute sie auf ihre Uhr. Es war noch ein wenig Zeit. Sie würde pünktlich sein können.
»Warum sind wir eigentlich hier zum Schloss gefahren?«
Seine Frage kam für sie völlig unvermittelt. Konnte er Gedanken lesen?
»Wir waren schon lange nicht mehr hier draußen. Und es ist doch sehr schön, oder?«
»Nun behaupte bloß, dass du deine Liebe zur Natur entdeckt hast. Du warst doch sonst nicht so scharf auf Wald und Spaziergänge.«
Sie lächelte ihn an. »Manchmal bin ich ein wenig sentimental.«
»Das soll ich dir glauben?« Er hielt sie fest und blieb stehen. Als sie weitergehen wollte, fasste er ihren Arm fester. Es wurde langsam Zeit.
Sie spürte seine Finger durch den dünnen Stoff wie einen
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