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Ein Knödel zu viel: Kriminalroman (German Edition)

Ein Knödel zu viel: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Ein Knödel zu viel: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnold Küsters
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schuldig.«
    Jakisch hatte den Eindruck, dass die Falten in ihrem Gesicht mit jedem Wort tiefer wurden. Diese Frau hatte mit ihrem Leben abgeschlossen.
    Sie deutete auf einen Sessel. Eine Geste, in der nur noch die Reste früherer Gastfreundschaft und Etikette lagen. »Nun nehmen Sie schon Platz.«
    Carsten Jakisch setzte sich. Er wollte nicht lange bleiben. Er spürte einen Fluchtimpuls, den er so noch nicht kannte. Er zwang sich, sich auf das Gespräch zu konzentrieren. Die Anstrengung, die ihn das kostete, trieb ihm noch mehr Schweiß auf den Rücken.
    »Wir sind bisher nicht entscheidend weitergekommen mit den Ermittlungen. Von dem Mord an Samantha Kurzius haben Sie sicher gehört.«
    »Und?«
    »Wir müssen noch mehr wissen aus Ihrem Leben. Ich meine aus Ihrem gemeinsamen Leben. Wir glauben, dass wir etwas übersehen haben könnten, das uns weiterhelfen wird.«
    Warum brachte er bloß den Begriff »Familie« nicht über die Lippen?
    »Wir haben alles gesagt.« Sie setzte sich auf das Sofa und sah zur Schrankwand, deren akribische Ordnung in den wenigen offenen Regalen ihr Halt zu geben schien.
    »Ich muss Sie aber bitten, dass wir Ihr Leben gemeinsam noch einmal durchgehen.« Noch linkischer hättest du es nicht formulieren können, ärgerte Jakisch sich.
    »Ich sagte doch schon –« Sie brach ab.
    »Soll ich vielleicht an einem anderen Tag wiederkommen?« Er wollte diese Wohnung möglichst schnell verlassen. In ihr stand die Luft sicher schon seit Tagen, aber trotz der Hitze draußen spürte Carsten Jakisch eine weit entfernte tiefer liegende Kälte, die ihn ahnen ließ, warum Julia Dürselen fortgegangen war.
    »Bleiben Sie ruhig. Ein neuerlicher Besuch macht es nicht besser.« Sie straffte ihren Rücken. Für einen Augenblick hatte sie ihre Kontrolle wiedergefunden.
    »Was genau wollen Sie wissen?«
    Carsten Jakisch legte die Hände zusammen. Was wollte er wissen? Gute Frage.
    Katharina Dürselen hatte Jakischs Unschlüssigkeit bemerkt. Sie hatte mit hochgezogenen Augenbrauen auf seine Initiative gewartet. Nun wurde sie aktiv.
    »Ihre Kollegen haben uns schon sehr viel gefragt. Wie sie in der Schule war, mit wem sie befreundet war, was sie in der Freizeit gemacht hat, ab wann wir gemerkt haben, dass sie sich verändert hat, worin wir die Gründe vermuten.«
    Jakisch nickte. »Ja, ja.«
    »Sie müssen mir schon sagen, was Sie wissen wollen.« Sie klang jetzt unwirsch.
    »Können Sie mir Fotos Ihrer Tochter zeigen?« Das wäre zumindest ein Anfang und würde ihm Zeit geben, Fragen zu formulieren. Ihm fiel ein, dass er gar kein Notizbuch dabeihatte.
    Katharina Dürselen stand schwerfällig auf und zog aus einem Sideboard zwei Fotoalben hervor. Sie legte die beiden Bücher vor Jakisch auf den Wohnzimmertisch. »Nur zu. Ich will sie nicht mehr sehen. Ich mache uns einen Kaffee.« Ohne auf eine Antwort zu warten, verließ sie das Wohnzimmer.
    Carsten Jakisch drehte die Alben zu sich und schlug das erste auf. Was er sah, tat ihm weh: lachende Eltern mit ihrem Baby. Julia in einer Kinderbadewanne, im Kinderwagen, vor dem Weihnachtsbaum, auf dem Arm von Opa und Oma. Erste Schritte, der erste Schultag. Mit jeder Seite blätterte Carsten Jakisch schneller um. Er hatte das Gefühl, kein Recht auf den Anblick dieser Fotos zu haben. Diese Fotos, die zum Teil schon verblassten, etwas unscharf oder deren Farbkontraste unnatürlich deutlich waren. Er fühlte sich als Eindringling in eine Welt, die ihn nichts anging.
    Wortlos stellte Katharina Dürselen eine Tasse Kaffee auf den Tisch. Sie vermied dabei jeden Blick auf die bunten Bilder. »Sie finden mich in der Küche.«
    Jakisch hatte nicht zu ihr aufgesehen und stattdessen den zweiten Fotoband aufgeschlagen. Er hatte bisher Julias Entwicklung vom Baby zur Erstklässlerin nachvollziehen können. Eine ganz normale Familie hatte sich auf den Fotos vor ihm ausgebreitet. Bilder, die auch in seinem eigenen Album hätten stecken können, wenn seine Eltern Wert auf die Dokumentation ihres sogenannten Familienglücks gelegt hätten.
    In Wahrheit gab es so gut wie keine Fotos aus seiner Kindheit. Das passte zu seinem tief in seinem Inneren verwurzelten Gefühl, nicht Teil dieser, seiner Familie gewesen zu sein. Er hatte sich früh wie ein Kuckuckskind gefühlt, ohne dass er dieses Gefühl damals konkret hätte benennen können.
    Er hatte rote Haare, aber niemand sonst in seiner Verwandtschaft war rothaarig. Das war ihm irgendwann einmal aufgefallen. Aber er hatte sich nie getraut

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