Ein Knödel zu viel: Kriminalroman (German Edition)
Rhein und das Hafenbecken, an dessen Kai die Gehry-Bauten Weltstadtflair vermittelten.
»Kennen Sie Florenz?«
»Natürlich.« Leuchtenberg nickte.
»Sehen Sie.«
Typisch Anelli. Er war schon bei ihrer ersten Begegnung arrogant und ignorant gewesen. Damals in Duisburg.
Ferdinand Leuchtenberg schüttelte den Kopf. »Machen Sie sich keine Sorgen. Das Geschäft wird zu Ihrer aller Zufriedenheit abgewickelt. Wir haben keine Probleme.«
»Mein lieber Leuchtenberg«, Silvio Anelli deutete nur an, sich vorzubeugen, aber Leuchtenberg verstand trotzdem die deutliche Warnung, »das sagen Sie uns, seit wir uns kennen. Na gut, ich schätze Sie, ich will nicht ungerecht sein, nein, ganz bestimmt nicht. Aber sehen Sie«, Anelli mischte seine gönnerhafte Geste mit einem eisigen Blick, »Ihre blonde Freundin wird zunehmend zu einem Risiko. Und wir schätzen Risikogeschäfte nicht.«
»Für Carina lege ich meine Hand ins Feuer. Wir sind mit allem im Zeitplan. Die letzten Vorbereitungen sind getroffen. Sehen Sie –«
Anelli unterbrach ihn mit einer leichten Drehung seiner Hand. »Hören Sie auf, Leuchtenberg. Wissen Sie, was Feuer bedeutet? Sehen Sie sich um.« Er deutete auf die offenen Flammen des Kamins. »Sie verbrennen sich. Sie sollten kein Risiko eingehen. Nur weil sie einmal Ihren Schwanz im Mund hatte, sind Sie ihr nichts schuldig. Leuchtenberg, Leuchtenberg.« Diesmal lächelten auch Anellis graue Augen.
Für einen Augenblick schloss Ferdinand Leuchtenberg die Augen, um die Schmerzen zurückzuhalten. Was wusste der Italiener schon über ihn und Carina?
»Sie können ganz beruhigt sein, absolut.« Leuchtenberg hatte sich wieder gefasst und trank den restlichen Espresso. Er war bereits kalt.
»Na, dann verstehen wir uns ja.« Anelli wirkte mit einem Mal so aufgeräumt, als hätten sie über einen gemeinsamen netten Abend mit Freunden geplaudert.
Er musste es ihm jetzt sagen, um jeden Preis.
»Wir verstehen uns, keine Frage. Das habe ich bisher als äußerst angenehm empfunden, dass wir die, ja, kongenialen Partner für dieses Geschäftsfeld sind. Nur, wir brauchen Zeit. Es hat Verzögerungen gegeben. Wir haben noch einiges zu besprechen: die exakte Abwicklung des Geschäfts, die Verträge, wir sollten daher noch einige Besprechungen ansetzen. Es müssen Vorkehrungen getroffen werden, nur für den Fall der Fälle.« Leuchtenberg sah den Protest in Anellis Augen aufblitzen und hob die Hände. »Die handelnden Personen kennen ihre Aufgaben. Die Herren haben die entsprechenden Unterlagen«, Leuchtenberg räusperte sich, »bekommen. Die Fotos sind von hervorragender Qualität. Sie wird sie überzeugen. Carina und ihr Team haben exzellente Arbeit geleistet. Wir müssen nur noch einen Moment abwarten, bis die Aufnahmen ihre volle Wirkung entfalten. Danach werden unsere Zielpersonen die entscheidenden, und ich meine damit: die richtigen, Entscheidungen treffen. Sie haben gar keine andere Wahl. Glauben Sie mir. Wollen Sie die Fotos vielleicht sehen? Ich habe Abzüge dabei.«
»Verschonen Sie mich.« Silvio Anelli drehte sich nach der Kellnerin um und gab ihr ein Zeichen, dass er noch zwei Espressi bestellte. »Damit habe ich nichts zu tun. Das überlassen wir ganz Ihnen. Solange wir wissen, dass unser Geld gut angelegt ist, überlassen wir alles andere unseren Partnern. Ein seit vielen Jahres bewährtes Prinzip.«
Leuchtenberg nickte.
Anellis Stimme wurde leise und scharf. »Vergessen Sie nicht, wir zahlen eine Menge Geld. Und wir machen niemals Verluste. Das verstehen wir unter dem ›freien Spiel der Kräfte am Markt‹. Aber wir sind nach allem, was wir hören, davon überzeugt, dass Ihre Carina diesen Rainer, der sich überflüssigerweise Kevin nennt, nicht im Griff hat.«
Bongarts! Der stand also auch auf der Liste der Italiener! Ferdinand Leuchtenberg wartete mit seiner Antwort, bis die Kellnerin den Espresso serviert hatte. »Diese, lassen Sie es mich so ausdrücken, Petitesse wird unseren, pardon, Ihren Erfolg nicht aufhalten können. Mein Wort darauf. Es ist nur so, wir arbeiten auf höchster Landesebene. Wir müssen daher besonders vorsichtig sein, es gibt bei Einzelnen gewachsene und enge Verbindungen zu den Ermittlungsbehörden. Andere sind wegen anderer Dinge schon länger im Visier der Schwerpunktstaatsanwaltschaft Wuppertal.« Leuchtenberg sah hinüber zum Hafenbecken. »Es sind jede Menge Piranhas unterwegs, verehrter Signor Anelli.«
Der Italiener lehnte sich in dem niedrigen Sessel zurück und
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