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Ein Knödel zu viel: Kriminalroman (German Edition)

Ein Knödel zu viel: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Ein Knödel zu viel: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnold Küsters
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bewusst, dass Mayr ihm das Leben schwer machen würde. Es sei denn, er würde entscheidend zur Aufklärung der Morde beitragen.
    Carsten Jakisch lehnte sich zurück und starrte auf das gerahmte Poster mit den schwarzen und weißen, ineinander verschlungenen Fingern. Yin und Yang. Die Balance im Leben. Das Gute und das Böse. Gegen Vorurteile.
    Borsch war irgendwie ein seltsamer Bursche. Tat kollegial und hatte doch so eine Aura an sich, die ihn vom Ermittlungsalltag seltsam entrückt erscheinen ließ. Der Mann war eher bei seinem Blues als bei seinen Morden. Und immer dieses Geturtel mit seiner Lisa. Und dieser Ecki: kaute den ganzen Tag am liebsten auf Hefeteilchen herum, statt sich ernsthaft mit den Akten zu beschäftigen, machte den Weibern auf dem Flur schöne Augen und war ansonsten eher im Fitnesscenter nebenan zu finden als im Dienstwagen.
    Heinz-Jürgen Schrievers schien der einzig Normale in dem Haufen Chaoten zu sein. Mit Schrievers konnte man auch mal über private Dinge sprechen, ohne dass man gleich das Gefühl haben musste, ein Wort zu viel gesagt zu haben, oder Gefahr lief, ausgelacht zu werden oder dumme Sprüche zu hören.
    Carsten Jakisch löste seinen Blick von dem Poster und sah auf seine Uhr. Es war noch relativ früh. Er überlegte kurz, ob er in die Altstadt fahren und irgendwo ein Bier trinken sollte. Aber alleine loszuziehen, dazu hatte er keine Lust. Unschlüssig schob er die Akten auf seinem Schreibtisch hin und her. Schließlich blieb sein Blick an der Adresse von Julia Dürselens Eltern hängen. Wie mochte es ihnen gehen? Er hatte gelesen, dass sie vom Leben ihrer Tochter lange nichts gewusst hatten. Und nun war ihre Tochter tot, erschlagen wie ein Tier. Allein das musste sie schier um den Verstand bringen.
    Jakisch musste an seine Familie denken. Familie! Was bedeutete das schon? Er hatte seine Mutter geliebt, aber er hatte keine Liebe zurückbekommen. Schon gar nicht vom Vater. Der war hart zu ihm gewesen, hatte immer nur gefordert. Niemals hatten sie beide zusammengesessen und einfach nur erzählt. Immer hatte ihr Gespräch einen Anlass gehabt, der sich zumeist um seine Leistungen in der Schule und später im Beruf drehte. Besser gesagt, um die Dinge, die aus der Sicht des Vaters falschliefen. Nun waren seine Eltern schon einige Jahre tot, und Carsten Jakisch hatte keine Chance mehr, etwas davon zu bekommen, was er sich von seinem Vater erhofft hatte.
    Der Gedanke machte ihn traurig und ließ in dem stetig dunkler werdenden Büro auch sein Heimweh wieder aufflammen. Carsten Jakisch warf noch einen Blick auf die Adresse. Dann fasste er einen Entschluss und stand auf. Diese Menschen hatten es verdient, dass man ihnen das Gefühl zu geben versuchte, dass sie nicht allein waren mit ihren Fragen nach dem Warum und der Sinnlosigkeit des Todes ihrer Tochter.
    Auf dem Weg zum Ausgang traf er am Treppenaufgang Laumen. Er grüßte freundlich und war fast schon unten an der Tür, als Laumen ihm vom Treppenabsatz oben nachrief: »Sie wissen, dass Sie den Steuerzahler eine Menge Geld kosten?«
    Carsten Jakisch drehte sich um und hatte eine Erscheinung. Über ihm hockte im Halbdunkel ein knallgelber Racheengel mit riesiger schwarzer Brille: der mächtige Hüter aller Vorschriften.
    »Ich verstehe nicht recht?« In Gedanken saß er schon bei den Eltern von Julia Dürselen.
    »Eine preiswertere Unterkunft hätte es auch getan. Meinen Sie nicht auch, Herr Jakisch?«
    Carsten Jakisch hatte den Eindruck, dass diese drohende Gestalt mit jedem Wort gewachsen war und nun das gesamte Treppenhaus einnahm. Er schüttelte unwillig den Kopf. Was wollte dieser Bursche von ihm? Er hatte schon gehört, dass der gelbe Pullunder nichts als verstaubte Vorschriften im Kopf hatte und seit Jahren einen Kleinkrieg mit Ecki und Frank wegen des angeblich illegal eingebauten CD -Players in deren Dienstwagen führte. Aber dass er sich nun auch noch um den Steuerzahler Sorgen machte, brachte Jakisch vollends aus dem Konzept.
    »Ich habe genommen, was mir Ihre Kollegen angeboten haben. Ich bin mir nicht bewusst, dass ich einen Fehler gemacht habe.«
    »Ha! Wusste ich es doch! Borsch und Eckers haben wieder einmal die Finger im Spiel. Das sieht ihnen ähnlich. Aber das wird ein Nachspiel für die beiden haben. Das garantiere ich Ihnen!«
    Gleich hebt er ab und knallt mit seinen Stummelfügeln auf die Fußmatte, dachte Carsten Jakisch angesichts eines völlig aus den Fugen geratenen Laumen. Der gelbe Pullunder ließ jetzt keine

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