Ein Knödel zu viel: Kriminalroman (German Edition)
damit sagen?«
Der Keyboarder zuckte nur mit den Schultern, während Reiner bedächtig den Kopf hin und her wog.
»Ich kann dazu nichts sagen.« David sah bekümmert von Frank zu Wimo.
Frank musste sich beherrschen, um nicht aus dem Raum zu stürmen. Er stand langsam auf. »Leute, es ist besser, wenn ich jetzt fahre und euch allein weiterproben lasse. Ich bin einfach zu müde, um meine Parts ordentlich zu spielen.«
Dass Claus noch sagte: »Denk daran, dass wir Samstag in Venlo für das Texfree-Festival gebucht sind!«, hörte er schon nicht mehr.
Frank stieg in sein Auto und starrte durch die Windschutzscheibe auf die Gebäudewand gegenüber, die über und über mit Graffiti besprüht war. Seine Freunde hatten ja recht. Seit Wochen quälte er sich durch das Programm, verpatzte seine Einsätze, kam zu spät zur Probe oder musste ganz absagen.
Losfahren mochte er noch nicht. Er schaltete die Zündung ein und startete den CD -Player. Schon länger hatte er Stevie Ray Vaughan nicht gehört, Pride an Joy würde ihm jetzt guttun. Während er dem lauten Texasblues zuhörte, drifteten seine Gedanken ab.
Vier Leichen, kein Täter. Zwei Nutten, ein Lokalpolitiker/ Makler, ein Kleinkrimineller: Frank bekam die Fäden einfach nicht zusammen. Dazu die Frage: Welche Rolle spielte Carina Bauer in dieser Geschichte?
Frank wusste kaum noch, wie er seine Mannschaft motivieren sollte. Aus der MK war die Luft raus, spätestens seit der erneuten Befragung der Motorradkumpel, Fraktionskollegen und Geschäftspartner von Büschgens, musste er sich eingestehen. Er hatte gehofft, dass Jakisch eine Hilfe sein würde, aber der Allgäuer trat mit seinen Ideen mittlerweile auch nur noch auf der Stelle. Und von diesem Kollegen Mayr aus Kempten kam ohnehin nichts Entscheidendes. Offenbar tickten die Uhren im Allgäu tatsächlich anders, auf alle Fälle langsamer.
Frank seufzte. Es gab nichts Schlimmeres als eine MK , die in Agonie zu verfallen drohte. Er würde mit Ingo Thiel sprechen. Vielleicht hatte der Dezernatsleiter eine Idee, die sie weiterbringen würde. Sollte er sich mit der MK mal auf ein Fass Bier treffen? Wie um sich selbst die Frage zu beantworten, schüttelte er den Kopf. Er wusste, dass es einige sogenannte Kollegen im Präsidium gab, die solche Saufabende zur Reinigung der Ermittlerseelen strikt ablehnten. Zumal seit einiger Zeit bei Journalisten dieses Ritual der Kommissionsabende die Runde machte. Seither musste sich Frank zu Unrecht den Vorwurf einer zu großen Nähe zur Presse nachsagen lassen. Nur weil er ab und an nett zu den Journalisten war. Dabei hatte er nicht gequatscht. Der Kollege hatte getobt, wie so etwas an die Öffentlichkeit gelangen konnte. Das würde das ohnehin schon negative Bild von der Polizei nur noch mehr verzerren!
Nur mühsam hatte der Polizeisprecher Frank schließlich beruhigen können. Frank habe bisher alles richtig gemacht, und auf Neider und Dummschwätzer solle er nichts geben. Im Nachhinein musste er über Wirtz’ Fürsorge schmunzeln.
Aus dem CD -Player klang A long way from home in der Version von Buddy Guy. Wie weit war er eigentlich von zu Hause weg? Frank zog sein Mobiltelefon aus seiner Jackentasche und sah auf das Display. Lisa war in den vergangenen Wochen ihm gegenüber sehr zurückhaltend gewesen. Sie hatten wenig gemeinsam unternommen, bis auf einen Kinoabend. Zärtlichkeiten hatte sie nur zögerlich erwidert. Was mochte der Grund sein? Auch darauf wusste Frank keine Antwort. Seiner Meinung nach hatte er sich ihr gegenüber verhalten wie immer.
Aber vielleicht war genau das ihr Problem. Dieses »normale« miteinander Umgehen hieß auch, dass sie bestimmte Themen mehr oder minder bewusst ausklammerten. Das war ihm klar. Heiraten, ein eigenes gemeinsames Haus, Kinder, ganz normale Themen zwischen Partnern. Eigentlich. Aber nicht in der Beziehung zwischen Lisa und ihm.
Frank starrte auf das Display seines Handys. Unbewusst hatte er eine Nummer eingetippt. Um ein Haar hätte er auf »Verbinden« gedrückt. Die Nummer im Display war nicht Lisas! Frank hatte ganz in Gedanken Violas Mobilnummer eingetippt.
Viola. Wie mochte es ihr gehen? Er musste an ihr T-Shirt mit dem Che-Guevara-Konterfei denken und schmunzelte. Die ewige Revoluzzerin, ganz und gar nicht Polizistin. Er fuhr nachdenklich mit dem Daumen über das Display. Lange hatte er nichts von ihr gehört. Viola Kaumanns war ganz an den Rand seiner Gedanken gerückt. Und hatte gewartet – so schien es ihm, denn ihr
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