Ein Knödel zu viel: Kriminalroman (German Edition)
offenbar ein perfekter Ort für den perfekten Mord. Vielleicht hatte der See alle Beweise geschluckt und barg mehr Geheimnisse als gedacht. Mayr hatte ohnehin immer stärker das Gefühl, dass der See ihn beobachtete. Ob sie seinen Grund mal absuchen sollten?
Ach, Schmarrn, dachte der Kommissar und schüttelte sich, als könne er auf diesem Weg seine esoterischen Gedankenspiele loswerden. Ein See hatte keine Augen, nur einen Spiegel, in dem man sich bei ruhigem Wasser höchstens selbst betrachten konnte. Martina würde ihn auslachen, wenn er ihr davon erzählen würde.
»Ist was mit dem Bier?«, argwöhnte Mader.
»Na, na, alles in bester Ordnung. Ich habe nur gerade gedacht, dass es zum Schwimmen heute zu kalt ist.«
»Es wird ein Wetter kommen. Ich spür’s in meinen Knochen. Das wird heut noch was geben.«
»Ich telefoniere nachher noch mit Martina. Vielleicht kommt sie ja auf ein Bier herauf.«
Martin Mader nickte nachdenklich. »Mir ist grad eingefallen, ich könnt euch mit meinem neuen Traktor von der Kirche abholen und ein Stück durchs Dorf fahren.«
»Mit dem Traktor?«
»Mein ›Schlüter‹ ist fast fertig. Er muss nur noch neu lackiert werden. Das wär doch eine Gaudi: ein Hochzeitspaar auf dem Traktor.«
»Hm.« Mehr sagte Mayr nicht dazu. Ein Traktor bei seiner Hochzeit, das war ihm dann doch ein bisschen viel Allgäuromantik. Andererseits, warum nicht? Martina könnte es gefallen. Und sie gefiel ihm sicher in ihrem Dirndl, das sie dann dazu tragen müsste.
»Weißt du was, frag sie halt, wenn sie kommt.« Robert Mayr nahm noch einen Schluck von seinem Bier, wählte Martinas Nummer und dachte, dass sie eigentlich schon auf dem Heimweg in ihre Wohnung im Kemptener Süden sein müsste. Obwohl sie schon lange zusammen waren, hatte keiner von ihnen seine Wohnung aufgeben wollen, auch wenn die ganze Stadt zwischen ihnen lag.
»Brotzeit?«
Mayr nickte. »Aber mit Schübling.« Je länger er über den Traktor nachdachte, umso mehr rückte der alte BMW -Dienstwagen in den Hintergrund, den er als passendes Hochzeitsgefährt im Kopf gehabt hatte. Das war ihm eigentlich ohnehin zu Isar-12-mäßig.
Wimo schüttelte den Kopf, nahm seine Hände vom Bass und winkte von seinem Platz neben dem Schlagzeug heftig in die Runde. Nacheinander kapierte der Rest der Band, was er wollte, und die Musik erstarb Instrument für Instrument. Die Stille im Probenraum wurde durch die schallschluckenden Schaumstoffmatten an Wänden und Decke geradezu körperlich spürbar.
»Eh, Frank, wann kapierst du endlich, dass an dieser Stelle dein Solo kommt? Merk dir das doch endlich mal.« Wimo klang ungehalten.
Frank nahm Mikrofon und Mundharmonika schuldbewusst in die Hand und legte sie wieder weg. »Sorry.«
»Lasst uns eine Pause machen, Leute, ich bin schon völlig durchgeschwitzt.« Knuppi legte die Schlagzeugstöcke auf die Bassdrum und stand von seinem Hocker auf.
Die übrigen Musiker schienen nur auf diesen Hinweis gewartet zu haben und stellten wie auf Kommando ihre Instrumente ab, bevor sie den Probenraum verließen.
In der Küche des Kellergeschosses, das sie für sich alleine hatten, nahm sich jeder ein Bier aus dem Kühlschrank, und Wimo schnorrte eine Zigarette von Knuppi.
Claus räusperte sich und rückte sich auf seinem Plastikstuhl zurecht. »Wimo hat recht, du bist ziemlich unkonzentriert in letzter Zeit. Mehr als sonst.«
»Tut mir leid, Leute, aber wisst ihr, mein Job macht mich mal wieder völlig fertig.«
Claus nickte. »Schon, aber du musst auch mal an uns denken. Wenn wir musikalisch vorankommen wollen, müssen wir mehr Zeit in unser Programm investieren. Sonst können wir es gleich bleiben lassen.«
Knuppi zog an seiner Zigarette. »Bei aller Liebe, Frank, aber Claus sieht das völlig richtig. So geht das nicht weiter. Wir haben alle Verständnis für deine Situation –«
»Ich kann dein ›Aber‹ deutlich hören.« Frank fühlte sich unwohl.
»Das ist nun mal so, Frank. Wir haben ein gewisses Level erreicht mit unserer Musik. Damit können wir zufrieden sein, oder wir versuchen weiterzukommen. Aber dafür müssen wir hart arbeiten. Das heißt auch für dich mehr Probenarbeit.«
Wimo trank einen Schluck aus seiner Flasche. »Ich kann ihn schon verstehen. Als Bulle hast du eben keinen Achtstundentag und kannst dir deine Zeit nicht frei einteilen. Wenn du dann noch Familie hast oder eine Freundin –«
Frank spürte, dass sein Puls schneller wurde. »Was heißt das nun? Was wollt ihr mir
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