Ein Knödel zu viel: Kriminalroman (German Edition)
Strähnen eng an seinem Kopf. Das gepunktete Einstecktuch passte perfekt zur Krawatte und gab seinem hellen Leinenanzug einen Hauch von Eleganz. Dazu trug er braune Schuhe mit Lochmuster. Er war jetzt nicht der Experte für italienische Maßschuhe, er trug lieber bequeme Outdoorschuhe, aber so stellte Ecki sich diese Art extravaganter Fußbekleidung vor. Ein Mann, der seinen Zenit schon deutlich überschritten hat, das aber durch betont teure Klamotten wettzumachen versucht, dachte Ecki bei seiner Begrüßung. Nach seinem Geschmack war dem Anwalt dies allerdings nicht sonderlich gut gelungen.
»Was kann ich für Sie tun?«
Leuchtenberg hatte nicht einen Augenblick lang den Eindruck gemacht, als erstaune oder verunsichere ihn der Besuch der beiden Ermittler. Frank hatte für eine Sekunde das Gefühl, Leuchtenberg habe sie erwartet.
»Wenn Sie gestatten, würden wir Ihnen gerne ein paar Fragen stellen.«
Leuchtenberg wies auf zwei schwere Klubsessel, die im großzügigen Empfangsbereich seiner Anwaltspraxis am Fenster standen. Von dort hatte man einen freien Blick auf den kleinen Park gegenüber. Durch die hohen Bäume lag Leuchtenbergs Kanzlei nicht in der Sonne, und es war angenehm kühl in dem Raum.
»Gerne. Kaffee? Tee? Etwas Kaltes?«
Die beiden Ermittler winkten ab.
»Sie betreiben Ihre Kanzlei alleine?« Ecki musterte die exklusive Einrichtung, in der mehrere abstrakte Ölgemälde einen interessanten Kontrast zu der dunklen Holzvertäfelung bildeten, die sich halbhoch über alle vier Wände zog.
»Wissen Sie, ich habe, wie soll ich sagen, kein Massenpublikum zu bedienen. Dazu brauche ich weder einen Kompagnon noch einen Bürovorsteher. Sagen Sie, Sie kommen eigens aus Mönchengladbach? Ich bin es nicht gewohnt, Besuch von der Polizei zu haben, und nun kommen Sie auch nicht einmal aus Düsseldorf.«
»Sie vertreten Frau Carina Bauer?«
Leuchtenberg setzte sich ihnen gegenüber und legte seine Fingerspitzen aneinander. »Wie darf ich das verstehen?«
»Frau Bauer ist für uns im Zusammenhang mit bestimmten Ermittlungen interessant.« Frank wollte nicht schon zu Beginn ihrer Unterhaltung die Katze aus dem Sack lassen.
»Können Sie das bitte präzisieren?«
Ferdinand Leuchtenberg lehnte sich in seinem klobigen Ledersessel zurück und machte einen entspannten Eindruck.
»Auf den Namen von Frau Bauer sind bayerische Kollegen im Zusammenhang mit einem Immobiliengeschäft gestoßen.«
Ecki war gespannt, wie lange Leuchtenberg den »abgeklärten Rechtsanwalt mit exklusiver Kundschaft« geben würde. Ihm war der Anwalt nicht sonderlich sympathisch. Mit seinem zerknitterten Leinenanzug passte der Düsseldorfer eher in den Schatten alter Olivenbäume statt in diese dunkle Kanzlei.
Ein Lächeln überzog das Gesicht des Anwalts wie eine zweite Haut. »Ihre süddeutschen Kollegen haben richtig ermittelt. Frau Bauer hat im Allgäu einige Objekte erworben. Allesamt Kapitalanlagen, eine Art Altersversicherung, verstehen Sie? In der Regel Ferienwohnungen in interessanten Lagen, auch ein, zwei Bauerngehöfte sind dabei, wenn ich richtigliege. Wenn Sie wollen, kann ich die Unterlagen heraussuchen.«
Frank hob die Hand. »Danke, das ist vorerst nicht nötig. Was mich und meine Kollegen interessiert, Herr Leuchtenberg: Warum hat Frau Bauer sich Ihrer Hilfe bedient? Soviel wir wissen, ist sie selbst Anwältin und hätte das Geschäft doch auch alleine abwickeln können.«
Leuchtenberg behielt die Fingerspitzen aneinandergelegt. Eine affige antrainierte Geste, dachte Ecki.
»Völlig richtig, Herr Borsch. Aber es ist immer gut, wenn in komplizierten Angelegenheiten Kollegen helfen können.« Das Lächeln des Rechtsanwaltes wurde nachdenklich. »Nun ja, außerdem fühle ich mich ein wenig verantwortlich. Für Frau Bauer bin ich so etwas wie ein väterlicher Freund.«
Ecki hob eine Augenbraue. Einer, der ihr aber liebend gerne an die Wäsche gehen würde, dachte er. Obwohl Leuchtenberg die sechzig sicher noch nicht überschritten hatte, machte er dem Klischee Sugardaddy alle Ehre.
»Väterlicher Freund?« Frank war gespannt.
Leuchtenberg nickte. »Ich habe sie als junge Anwältin kennengelernt und in einigen schwierigen Angelegenheiten beraten können. Das hat Carina nicht vergessen.«
Wie schwülstig. Ecki sah den Honig förmlich aufs gleichfarbene Parkett tropfen.
»Und die Objekte sind alle vermietet?«
Leuchtenberg dachte einen Augenblick nach. »Ja, soweit ich das jetzt auf die Schnelle sagen kann. Wie
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