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Ein König für Deutschland

Ein König für Deutschland

Titel: Ein König für Deutschland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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ausfüllte.
    Am nächsten Morgen war Francesco nicht mehr da. Über das Verwaltungsprogramm stellte Vincent fest, wo er abgeblieben war: in der Wäscherei.
    Viel zu gnädig, fand Vincent und versetzte ihn in die Putzkolonne, die die Toiletten putzen musste.
    80 Ping ist ein Computerprogramm, mit dem überprüft werden kann, ob ein bestimmter Rechner im Internet (genauer: ein bestimmter Host in einem IP-Netzwerk) erreichbar ist. Der Name soll an von U-Booten eingesetzte Sonargeräte erinnern, deren Schallimpulse wie »Ping« klingen.

KAPITEL 37
    K aiserwetter. Oder? So sagt man doch?«, meinte Alex, als Schloss Reiserstein über den Waldwipfeln in Sicht kam. Die Dachfirste schimmerten im Sonnenlicht, umkreist von kleinen Vogelschwärmen.
    Es war in der Tat ein strahlender Tag. Simon rätselte, ob es am Sommer lag, dass ihm das Schloss weitaus prachtvoller vorkam, als er es in Erinnerung hatte, oder ob es frisch gestrichen worden war.
    Umso erfreulicher auf alle Fälle. Denn diesmal kamen sie nicht mit Alex’ Mercedes, sondern mit einem kleinen Transporter, der Simons Kleidung, seine wichtigsten Bücher und dergleichen beförderte.
    Wobei sich Simon vorgestellt hatte, in weitestgehender Stille anzukommen. Die Fahrt über hatte er sich ausgemalt, wie es sein würde, die nächsten Wochen fernab des normalen Weltgetriebes zu verbringen, mit Leo und seinen Kollegen als einziger Gesellschaft. Ob es sich wie eine Art Verbannung anfühlen würde. Er hatte sich eigens eine mehrbändige Monographie über das Leben Napoleons auf Sankt Helena mit eingepackt, in der Erwartung, dass ihn die neue Umgebung bei dieser Lektüre inspirieren würde.
    Doch als sie durch das Haupttor in den Hof fuhren, standen da schon mehrere große Umzugswagen, und einige Dutzend junger Leute waren eifrig damit beschäftigt, Mobiliar aller Art auszuladen und ins Innere des Gebäudes zu schleppen.
    »Tut mir leid«, sagte Alex und parkte den Wagen abseits davon. »Ich hatte gehofft, das Schloss sei fertig eingerichtet, wenn wir ankommen.«
    »Sie möblieren das ganze Schloss?«
    »Selbstredend.«
    »Meinetwegen?«
    Alex lachte verlegen. »Ehrlich gesagt, eher wegen dieser Typen dort.« Er deutete auf ein Auto, das gerade in den Hof gefahren kam, eine rostige Limousine von unbestimmbarer Farbe, die ihren nächsten TÜV aller Voraussicht nach nicht überstehen würde.
    Der Wagen hielt, die Türen wurden aufgestoßen, und zu Simons nicht geringer Verblüffung entstiegen dem Rücksitz junge Frauen in weit gebauschten Krinolinen, die Haare kunstvoll hochfrisiert und tüllbesetzte Sonnenschirme schwenkend. Lediglich die ausgelassene, undamenhafte Art und Weise, wie sie jauchzten und lachten und herumzutollen begannen, passte nicht zu dem äußeren Anschein vornehmer Herrschaften.
    Nun stiegen auch die Insassen der vorderen Sitze aus: junge Männer, in weniger auffällige, aber ebenfalls historische Kostüme gewandet.
    »Darf man«, fragte Simon irritiert, »erfahren, wer das ist?«
    »Ihr Hofstaat.«
    »Mein was? «
    »Na, die Spieler«, erklärte Alex. Er sah Simon an und begriff, dass dieser nichts begriff. »Die Parteimitglieder. Teilnehmer des Spiels. Meine Klienten, Sie erinnern sich?«
    Simon begannen die Zusammenhänge zu dämmern. »Sie meinen, das sind die Leute, die Sie dazu gebracht haben, unserer Partei beizutreten …?«
    »Genau. Das Ganze war als Spiel angekündigt, und jetzt beginnt es.« Alex zog den Schlüssel ab. »Sie sind alle begeistert, das sehen Sie ja.«
    Simon schüttelte entgeistert den Kopf. »Aber … Diese Kostüme! Woher haben die die?«
    »Manche machen sie selbst, aber die meisten sind geliehen.« Alex öffnete die Wagentür. »Von Kostümverleihern, Vereinen, Theatern … Ich war immer stolz auf meine entsprechende Adressdatei, aber seit Ihre Frau Volkers mit an Bord ist, kenneich mindestens doppelt so viele Quellen für derartige Dinge wie vorher.«
    »Und für Möbel womöglich auch«, meinte Simon ahnungsvoll.
    »Natürlich. Hier ein Theaterfundus, da ein Antiquitätenhändler, dort ein Heimatmuseum … Alles nur leihweise, versteht sich. Kommen Sie!« Er schien sich prächtig zu amüsieren, genau wie die jungen Leute in den Kostümen, zu denen er jetzt hinüberging, um ihnen zu erklären, dass sie das Auto außerhalb des Schlosshofs parken mussten.
    Die für Simons Aufenthalt gedachten Räume waren bereits fertig ausgestattet, und das überaus prachtvoll. Lediglich das Badezimmer machte einen unkomfortablen Eindruck: Eine

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