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Ein König für Deutschland

Ein König für Deutschland

Titel: Ein König für Deutschland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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diesen Job für Vincent so attraktiv, sondern, dass er ihn an einem Computer sitzend erledigen konnte: Er beantwortete Mails, füllte Versandpapiere aus – und alles weitgehend ungestört, weil ihm die anderen »die Tipperei« nur zu gern überließen.
    Leider war der Internetzugang extrem eingeschränkt. Außer der Handvoll Webseiten, die er für die Arbeit brauchte, kam er nirgends hin, und selbst die Adressen, an die er Mails schicken konnte, unterlagen strengen Restriktionen.
    Natürlich hätte sich das aushebeln lassen, doch dazu fehlte ihm das richtige Passwort. Das Passwort des Direktors, das er dem jungen Damon abgeluchst hatte, beinhaltete keine Administrationsrechte, und damit blieb ihm alles, was im System richtig interessant gewesen wäre, verschlossen.
    Immerhin, er konnte von hier aus das Verwaltungsprogramm in aller Ruhe studieren. Wenn er auch nicht recht wusste, was er darin zu finden hoffte. Den Code, um seine Fußfessel zu lösen? Das wäre interessant gewesen, aber was hätte er damit konkret gemacht? Zu fliehen versucht? Sicher nicht. Seine Haft dauerte keine drei Monate mehr, zu wenig, als dass es sich gelohnt hätte, irgendwelche Dummheiten zu riskieren.
    Egal. Hauptsache, er saß wieder an einem Computer. Allein das erhöhte seine Lebensqualität schon um hundert Prozent. Da brauchte er gar nicht mehr zu Dr. Cramer.
    ***
    Im Lauf der Zeit stellte sich heraus, dass sein neuer Job auch seine Nachteile hatte.
    Die meisten aus seiner Gruppe arbeiteten in der Verpackung. Das hieß, sie schichteten je nach Lieferschein soundso viele Filter, Schachteln mit sortierten Schrauben, fertig genähte Uniformen oder handbemalte Holzfiguren in passende Versandkartons,machten sie versandfertig und stapelten sie anschließend in Rollwagen. Die wurden in eine Schleuse geschoben, aus der sie die Trucker auf der anderen Seite nur herauszuholen und an Bord ihrer Lastwagen zu schieben brauchten. Eine anstrengende Arbeit, aber für manche nicht anstrengend genug: Ein grobschlächtiger Kerl namens Francesco mit zu vielen Muskeln und zu wenig Gelegenheit, seine Aggressionen loszuwerden, entwickelte aus irgendeinem Grund eine Aversion gegen Vincent. Es begann damit, dass er ihn »Schwanzlutscher« und »Scheißkerl« nannte, worüber Vincent im Interesse eines friedlichen Zusammenlebens noch hinwegsah, und entwickelte sich dergestalt weiter, dass Francesco ihm bei jeder Gelegenheit ein Bein stellte, ihn anrempelte, schubste, stieß, ihm schließlich beim Essen regelmäßig »versehentlich« Suppe über den Nachtisch, den Salat oder gleich auf den Overall leerte. Und als Vincent ihm erklärte, man könne den Eindruck gewinnen, Francesco suche Streit, beugte sich der über ihn, bis sein Gesicht nur noch einen Zentimeter von Vincents entfernt war, und zischte: »Versuch doch, dich zu wehren!«
    Nun, gänzlich wehrlos fühlte sich Vincent nicht. Und da er herausgefordert wurde, lag die Wahl der Waffen bei ihm, nicht wahr?
    Auf alle Fälle war das eine gute Gelegenheit, etwas auszuprobieren. Vincent hatte kurz zuvor den Zugang zu jener Datenbank entdeckt, in der die Bewegungskoordinaten sämtlicher aktiver Fußfesseln protokolliert wurden. Den Identifikationscode von Francescos Fußfessel herauszufinden war eine leichte Übung. Andere Koordinaten einzutragen – solche nämlich, die etwa zwei Meter hinter der Tür lagen, die sie nicht passieren durften – war auch kein Problem.
    Das Experiment erbrachte eindrucksvolle Resultate. Vincent hatte kaum die Eingabetaste gedrückt, da ging schon der Alarm los: BÄÄP , BÄÄP , BÄÄP – ohrenbetäubend. Zwischen den Alarmsignalen hörte man rennende Stiefel und laute Rufe auf der anderen Seite der Tür, und keine zwanzig Sekunden später wurde sie aufgerissen, Bewaffnete stürzten herein, bellten Francescos Nachnamen und »Hinlegen! Auf den Boden! Die Händeausstrecken! Nicht bewegen!« Nach weiteren zehn Sekunden – Vincent war nur dazu gekommen, das Verwaltungsprogramm zu beenden und die Hände von der Tastatur zu nehmen – lag der gewaltige Francesco mit dem Gesicht auf dem Boden und wimmerte, ein halbes Dutzend Gewehrläufe auf sich gerichtet, immer wieder: »Was denn? Was denn?«
    Sosehr er auch seine Unschuld beteuerte, sie ließen ihn so lange da liegen, bis ein Techniker die Tür und das Schloss eingehend untersucht und bestätigt hatte, dass beides unversehrt und intakt war. »Muss ein Fehler in den Sensoren sein«, meinte er, während er sein Berichtsformular

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