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Ein König für Deutschland

Ein König für Deutschland

Titel: Ein König für Deutschland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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sie ihm zu, den halben Mund voller Nadeln und Spangen, als er vorbeiging. Simon winkte nur zurück, in der Hoffnung, dass sie ihr Vorhaben vergessen oder mit den jungen Frauen zu sehr beschäftigt sein würde.
    Das Fernsehen war heute endgültig überall. Der ganze Vorhof stand voller Übertragungswagen, in den Sälen, Hallen und Fluren wurden allerorts Kameras installiert, Scheinwerfer aufgestellt und Kabel verlegt. Manche der Maskenbildner hatten sich von den Darstellern des Hofstaates überreden lassen, sie zu schminken, und taten es mit sichtlichem Vergnügen.
    Schließlich kehrte Simon in seine Gemächer zurück und begann zu packen. Viel war da nicht zu tun. Um den Rücktransport seiner Bücher, das hatte man ihm versprochen, würde sichjemand kümmern, und das bisschen Kleidung aus den Schränken war schnell im Koffer.
    Kurz vor Mittag telefonierte er nach Philadelphia, um zu erfahren, ob Lila inzwischen Genaueres hinsichtlich Vincents Entlassung wusste, aber er erreichte nur ihren Anrufbeantworter. Vermutlich war sie noch nicht wach; an der Ostküste war es schließlich erst kurz vor sechs Uhr morgens.
    Simon hinterließ eine Nachricht, dann richtete er sich her, um zum Mittagessen zu gehen. Ein letztes Mal in großer Runde – nun stimmte es sogar ihn wehmütig.
    Diesmal speiste Herr Stiekel mit ihm am Tisch, der Besitzer des Schlosses, dem Simon bisher immer nur kurz begegnet war, auf eine Begrüßung und ein paar Worte Small Talk. Schade, denn der stiernackige Mann mit den lebhaften, leicht hervorquellenden Augen erwies sich als interessanter Gesprächspartner; sie unterhielten sich aufs Beste, und als es für Simon an der Zeit war, zu gehen – die übrigen Gäste wurden schon ungeduldig, aber, diese Regel hatte Alex eisern durchgesetzt, niemand durfte vor dem König aufstehen –, ließ es Herr Stiekel sich nicht nehmen, Simon aufgeregt die Hand zu schütteln und mit merklich bewegter Stimme zu erklären: »Es war mir eine Ehre und Freude, dass Sie meine Liegenschaft mit Ihrer Anwesenheit beehrt haben, Königliche Hoheit. Ich erlaube mir, Ihnen die Daumen zu drücken für die heutige Wahl.«
    Simon dankte ihm, beschämt von dem Gedanken, was dieser gebildete, gutmütige Mann von ihm denken würde, wenn es in ein paar Tagen, wie geplant, zum Eklat kam, zum politischen Skandal.
    Auf dem Rückweg begegnete ihm Leo, der ihn offenbar abgepasst hatte. »Alex und ich gehen noch mal das ganze Gelände ab, um die Sicherheitsmaßnahmen zu checken«, erklärte er. »Aber ich soll Ihnen auf jeden Fall wegen heute Abend Bescheid sagen, dass wir ein Zusammensein im Roten Salon ausrichten, im kleinsten Kreis, bis die Hochrechnungen verkündet sind. Damit wir erst intern die weitere Vorgehensweise besprechen können, ehe wir danach alle runter in den Festsaal gehen.«
    Simon nickte. »Das klingt sinnvoll. Und ab wann?«
    »Halb sechs. Ach ja, und ich soll Sie an den Anruf erinnern. Sie wüssten schon Bescheid.« Leo offenbar nicht, sein Gesicht war ein einziges Fragezeichen.
    Simon lächelte. »Sagen Sie Ihrem Bruder, ich bin dran. Ein paar Stunden habe ich ja noch Zeit.«
    So lange dauerte es gar nicht. Simon hatte kaum die Tür seines Zimmers hinter sich geschlossen, als das Telefon klingelte. Matthias, einer der Leibwächter, war dran: »Ein Anruf für Sie, Hoheit. Eine Miss Merrit aus den USA.«
    »Danke«, sagte Simon. »Stellen Sie durch.«
    ***
    Der Ablauf war immer derselbe: Alex machte sich Sorgen, und Leo machte sich Notizen. Schritt um Schritt pilgerten sie um das Schloss herum, gingen durch Torbögen, durch Zimmer, Flure, Säle, und Alex überlegte sich mit erstaunlicher Phantasie, was alles schiefgehen konnte, was herunterfallen, abbrechen, umkippen mochte, woran sich jemand verletzen würde, wo Feuer auszubrechen und wo es zu Zusammenstößen zu kommen drohte.
    »… und die Kabel da gefallen mir auch nicht!« Alex fuchtelte heftig in Richtung dreier dicker, schwarzer Stränge, die sich vor einer der Küchentüren schlängelten, als sein Mobiltelefon klingelte. »Das ist Drehstrom«, fuhr er fort, während er das Gerät aus seiner Tasche nestelte, mit der anderen Hand auf den Verteilerkasten deutend, in dem sie endeten. »Ich will, dass die ordentlich hingelegt werden und dass ein Trittschutz darüberkommt. Einer aus Holz! Ja?«, bellte er in den Hörer.
    Dann trat ein Ausdruck freudigen Erstaunens in sein Gesicht. »Sirona? Du?«
    Leo seufzte, während er notierte: Küchentür 2 – Drehstromkabel –

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