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Ein König für Deutschland

Ein König für Deutschland

Titel: Ein König für Deutschland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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»nicht ohne begleitende nichttechnische Maßnahmen auf alle Fälle.«
    »Und«, versuchte der Vorsitzende die weitschweifigen Ausführungen des Sachverständigen auf eine klare Aussage zu reduzieren, »was haben wir unter solchen Maßnahmen zu verstehen?«
    Der Sachverständige suchte offenkundig nach Worten, die simpel genug waren, um von einem Bundestagsabgeordneten verstanden zu werden, ohne dass deren Verwendung seinem eigenen Berufsethos entgegenstand. »Nun, man könnte allgemein sagen: Maßnahmen organisatorischer Natur. Sicherheitsprotokolle. Das Vier-Augen-Prinzip beispielsweise. Und so weiter.«
    Der Vorsitzende wechselte fragende Blicke mit seinen Beisitzern.
    Die blieben dem Experten nicht verborgen. »Sehen Sie«, beeilte er sich nachzuschieben, »es bleibt bei so einem Gerät eben nichts Materielles zurück, verstehen Sie? Die Löschbarkeit oder, allgemein gesagt, die Manipulierbarkeit von Daten – das sind nun einmal Grundmerkmale von Computern. Dafür baut man sie: Um Daten zu manipulieren. Das ist eine Grundfunktion, die Sie nicht wegnehmen können. Das ist so ähnlich, wie scharf zu sein und zu schneiden Grundeigenschaften eines Messers sind. Oder wie ein Auto grundsätzlich der Fortbewegung dient. Wenn Sie verlangen würden, ein Auto zu bauen, das nicht der Fortbewegung dient, dann erhielten Sie eben kein Auto, sondern etwas anderes.«
    Der Ausschussvorsitzende musterte den Mann prüfend, während er sich das Gesagte durch den Kopf gehen ließ. »Ich frage einmal andersherum«, setzte er erneut an. »Hat man dadurch,dass man Computer für Wahlen benutzt, deren nicht nachweisbare Manipulierbarkeit ermöglicht?«
    Ein Strahlen erschien auf dem Antlitz des Sachverständigen. »Genau!«, rief er begeistert. »Das haben Sie jetzt großartig formuliert.«
    ***
    Diesmal nahm Vincent ein Taxi. Die Sonne glomm tief im Westen, als sie, vom Flughafen Orlando kommend, Oviedo erreichten.
    Sein Auto stand noch da. Wahrscheinlich würde es nicht mehr anspringen, nach zwei Jahren in der Einfahrt, aber immerhin.
    Auch sonst sah alles erstaunlich ordentlich aus. Vincent hatte damit gerechnet, das Haus heruntergekommen vorzufinden, von Unkraut überwuchert, die Scheiben eingeschlagen. Stattdessen sahen nicht mal die Pflanzen sonderlich vernachlässigt aus. Es war, als wäre er gar nicht weggewesen.
    Nur der Rasen wucherte wie wild. Das hatte er allerdings auch getan, während Vincent hier gewohnt hatte.
    Er ließ sich absetzen, bezahlte den Fahrer und wartete, bis der Wagen außer Sicht war. Dann blickte er sich um. Niemand zu sehen. Gut, denn Vincent zog es vor, das nächste Problem unbeobachtet anzugehen: Er besaß nämlich keinen Hausschlüssel mehr. Den hatte ihm Zantini damals abgenommen.
    Anfangen würde er mit dem Kreditkartentrick, überlegte er, während er auf das Haus zuging. Den kannte er zwar nur aus Filmen, aber dies war die Gelegenheit, ihn mal auszuprobieren. Wenn er die Tür damit nicht aufbekam, konnte er es durch die Schmugglertunnel unter dem Haus versuchen. Und wenn auch das nicht ging, würde er eben eine Scheibe einschlagen.
    Er erreichte die Haustüre, und alle vorangegangenen Überlegungen stellten sich als unnötig heraus: Sie war offen.
    Vincent seufzte. Mit anderen Worten, jemand hatte das Haus leer geräumt. Er zog die Tür auf, gefasst auf leere Räume, beschmierte Wände und Verwüstung.
    Aber nein – alles war bestens. Alle Möbel standen an ihremPlatz. Sogar der Fernseher war noch da. Es roch nicht mal feucht oder muffig, wie verlassene Häuser im Allgemeinen riechen.
    Wirklich erstaunlich. Das hatte er nicht erwartet. Er öffnete die Tür zur Küche.
    »Hallo, Vincent«, sagte Furry.
    ***
    Nach Abschluss der Anhörungen tagte der Wahlprüfungsausschuss in geheimer Sitzung 86 , um über die daraus gewonnenen Erkenntnisse zu beraten und zu einer Entscheidung zu kommen.
    Der schriftlich niedergelegte Beschluss argumentierte dahingehend, dass sich aufgrund der technischen Besonderheiten von Wahlgeräten (auch Wahlmaschinen oder Wahlcomputer genannt) Manipulationen daran während der jüngsten Bundestagswahl zwar nicht beweisen ließen, man aufgrund der statistisch auffallend unwahrscheinlichen Ergebnisse aber davon ausgehen müsse, dass solche stattgefunden hatten. Der Wahlprüfungsausschuss schlug dem Bundestag 87 deswegen vor, die Wahl für ungültig zu erklären.
    Der Bundestag folgte diesem Vorschlag mit großer Mehrheit.
    ***
    Furry. Ausgerechnet. Saß da und schälte in aller

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