Ein König für Deutschland
strafbar«, rezitierte Vincent, was er diesbezüglich recherchiert hatte.»Was Sie vorhaben, kann uns hinter Gitter bringen, bis die Sonne erlischt.«
»Ja, ja«, winkte Zantini ab. »Ich habe mich redlich bemüht, jemanden ausfindig zu machen, der wegen Wahlbetrugs einsitzt, aber wissen Sie was? Ich habe niemanden gefunden. In diesem ganzen großen Land nicht, das mehr seiner Bürger eingesperrt hält als jeder andere Staat der Erde.«
»Das beruhigt mich kein bisschen.«
»Das sollte es aber.« Damit betrachtete Zantini Vincents Einwand offenbar als erledigt, denn er verschränkte die Arme und fuhr fort: »Ich habe bereits meine Fühler ausgestreckt, um aktuelle Geräte der beiden großen Hersteller zu besorgen. Die sollten spätestens Ende des Monats da sein. Ich denke, es wird ratsam sein, wenn Sie außerhalb der Firma an dem Programm arbeiten, damit niemand auf dumme Gedanken –«
»Das ist völliger Blödsinn!«, stieß Vincent hervor, sprang auf und begann, auf und ab zu laufen. »Das Problem ist doch überhaupt nicht, das Programm zu schreiben. Das kann fast jeder. Oder jedenfalls eine Menge Leute. Das Problem ist doch, das Programm in die Maschinen zu bringen, die in den Wahllokalen stehen. Das sind Tausende. Überall im Land. Und in jeder einzelnen Maschine müssten Sie das originale Programm durch das gefälschte ersetzen – ohne erwischt zu werden! Wie wollen Sie das denn machen?«
»Irgendwelche Vorschläge?«
»Ich?« Vincent schüttelte den Kopf. »Nein. Keine Ahnung. Ich weiß nicht mal, wie die Republikaner das gemacht haben. Falls sie’s gemacht haben und nicht alles nur eine Wahnvorstellung ist. Ich meine, wie kriegt man das hin, in jedem einzelnen Wahllokal sämtliche Maschinen umzurüsten? Ohne dass nachher irgendeiner die Sache verpfeift? Ich hab keine Ahnung, wie so was gehen soll. Das ist unmöglich.«
Zantini faltete die Hände ineinander, was ihn stets ausgesprochen blasiert wirken ließ. »Sehen Sie, da haben wir beide einfach verschiedene Standpunkte. Das, was für mich das Problem wäre – ein funktionierendes Programm zu schreiben, das genau das tut,was ich will –, ist für Sie keines. Und das, was Sie für ein Problem halten, ist für mich keins.«
Vincent starrte den ausgemergelten Italiener irritiert an. »Versteh ich jetzt nicht.«
»Zaubern«, sagte Zantini und holte ein Kartenspiel aus der Jackentasche, »ist die Kunst der Illusion. Der Täuschung, die nicht als solche erkannt wird. Ein Grundelement menschlichen Daseins, bloß dass sich das die meisten nicht klarmachen. Die Macht eines Präsidenten? Illusion. Er ist mächtig, weil alle glauben, er sei es. Sobald man die Täuschung durchschaut, ist die Macht dahin.« Er mischte die Karten und hielt Vincent einen großen Fächer hin. »Ziehen Sie irgendeine Karte.«
»Und wozu?«
»Eine Demonstration. Um Ihnen etwas Vertrauen in meine Fähigkeiten einzuflößen.«
Vincent zögerte, dann sagte er sich, dass ihn das schließlich zu nichts verpflichte, und zog eine Karte. Es war die Herz 7.
»Wichtig ist nur die Farbe, Herz«, erklärte Zantini, schob die Karte zurück in den Stapel und mischte erneut. »Auch die Macht des Volkes ist eine Illusion. Entscheidend ist nicht, ob wirklich alle Stimmen korrekt gezählt werden; entscheidend ist, dass alle glauben , dass sie korrekt gezählt werden.«
Er schob die Karten zusammen, legte eine Hand darauf und schlug mit der anderen auf deren Rücken. Es sah aus, als verschwände dabei schlagartig ein Teil des Stapels.
»Sehen Sie?«, sagte Zantini und blätterte die Karten auf. »Die Herz-Karten sind nicht mehr da.«
Vincent starrte auf die Karten. Tatsächlich. Es war kein vollständiges Set mehr. Er sah nur noch Pik-, Kreuz- und Karo-Karten.
Nicht wundern! , befahl er sich. Zantini war Zauberer. Das war natürlich ein Trick.
»Okay«, sagte Vincent. »Und jetzt?«
Zantini hob den Kopf, sah sich im Zimmer um. »Schauen Sie mal unter dem Fernseher nach.«
»Unter dem Fernseher?« Vincent stand auf, ging zum Fernseher, fasste darunter …
Die Herz-Dame.
»Und oben auf dem Bücherregal«, fuhr Zantini fort.
Vincent tastete die Oberseite des Bücherregals ab und fand die Herz 10.
»Unter Ihrer Mikrowelle.«
Vincent eilte in die Küche und hob das Mikrowellengerät hoch. Darunter lag das Herzass.
»Im Hängeschrank, zweites Fach von links«, rief Zantini aus dem Wohnzimmer. »Unter dem Papier.«
Die Herz 3.
Es ging durchs ganze Haus. Die letzte Herz-Karte, die 9, lag
Weitere Kostenlose Bücher