Ein König für Deutschland
bestimmte Mindestzahl von Stimmen abgegeben war – fünfhundert zum Beispiel –, über ausgefeilte Auswertungen der Zeitabstände zwischen zwei Abstimmungsvorgängen und dem Drücken der verschiedenen Knöpfe dabei, was zweifellos bei einer Testwahl einem anderen Muster folgte als bei einer echten Wahl, bis hin zu der Möglichkeit, dass die Umschaltung durch eine Art Geheimcode erfolgte, den ein Eingeweihter über die Abstimmtasten eingeben konnte; so ähnlich, wie Vincent es bei seinem simplen Programm für die Diebold-Maschine zehn Jahre zuvor gemacht hatte.
Aber wie sollte er das in ein System einbauen, das Stimmen so speicherte, dass sie nicht mehr überschreibbar waren?
Vincent merkte nicht, dass er dabei war, seine Fingernägel blutig zu kauen. In seinem Hirn war momentan nur eine große, schwarze Wand.
Eine schwarze Wand und der Gedanke, dass es gehen musste! Diese Niederländer, Hackinator und seine Freunde, hatten das Ding schließlich auch gehackt!
Vincent schlief sehr schlecht in dieser Nacht.
35 Über ein serielles Kabel
36 Man könnte auf die Idee kommen, nicht die Wahlcomputer, sondern das PC-Programm zu hacken: Da die vorgeschriebene Wahlprozedur nicht einmal eine Prüfung dieses Programms vorsieht, wäre eine Manipulation der Ergebnisse geradezu lächerlich einfach. Die Sicherung dagegen ist die Möglichkeit, die Resultate an jeder einzelnen Maschine direkt auszudrucken: Wenn die Ergebnisse, die der PC ausdruckt, von der Summe der Einzelresultate abweicht, liegt es auf der Hand, dass eine Manipulation vorliegen muss.
37 Notwendig, um in die Flash-Speicher einzulesen und zu schreiben
38 Vom englischen »to sniff«, schnüffeln: ein Gerät, das die Impulse belauscht, die z. B. über ein serielles Kabel hin und her gehen.
39 Spezielles Verschlüsselungsverfahren, das imstande ist, einzelne Bitfehler (z. B. durch »kippende Bits« infolge eines Fehlers im Speicher) in einem Datenblock zu erkennen und zu korrigieren – siehe http://de.wikipedia.org/wiki/Hamming_Code
40 Dies wird folgendermaßen erreicht: In den Flash-Speichern ist Bit 5 mit Masse verbunden, und außerdem sind die Bits 5 und 7 vertauscht abgelegt. Das 7. Bit muss auf 1 gesetzt sein, um das flash-erase-Kommando auslösen zu können, den Löschbefehl für die Intel P28F010 Flash-Chips; für alle anderen Programmierbefehle kann es auf 0 bleiben.
Die einzige Verbindung zu Bit 7 existiert an dem Slot der Programmiereinheit, der mit Schreiben gekennzeichnet ist und an dem man die Stimmenmodule einstecken muss, um sie mit den Kandidatenlisten zu bestücken und auf 0 zu setzen. Die Wahlmaschine selber kann nur Nullwerte in das Bit 7 jeder einzelnen Speicherstelle des Stimmenmoduls schreiben. Da je zwei Kopien einer Stimme mit invertierten Bits abgespeichert werden, ist es unmöglich, eine einmal abgegebene Stimme durch nachträgliche Flash-Operationen zu verändern. Ausführliche Dokumentation unter http://www.wijvertrouwenstemcomputersniet.nl/other/es3b-en.pdf
KAPITEL 11
S ie wirken ein bisschen … Wie soll ich sagen? So, als liefen die Dinge nicht so, wie Sie sich das vorgestellt haben«, sagte Zantini bei seinem Besuch am darauffolgenden Tag. »Gibt es irgendwelche Probleme, von denen ich wissen müsste?«
Vincent wandte seinen Blick nicht vom Bildschirm ab. Wenn er eines ganz bestimmt nicht tun würde, dann war das, Benito Zantini zu verraten, wie ratlos er im Moment war. Oder gar, wie es an ihm nagte, dass Hackinator möglicherweise ein besserer Programmierer war als er selber. Der Gedanke, dass der Holländer sich von einem Mädchen hatte helfen lassen, beruhigte Vincent auch nicht.
Wenn er damals nur besser aufgepasst hätte!
»Ich frage mich immer noch, wie Sie es überhaupt hinkriegen wollen, das geänderte Programm auf allen Wahlcomputern zu installieren, ohne dass der Schwindel entdeckt wird«, erklärte Vincent. Ablenken hieß die Devise. »In meinen Augen ist das das Grundproblem.«
»Das habe ich Ihnen doch schon gesagt«, meinte Zantini sanft. »Hokuspokus, Simsalabim.«
Vincent schüttelte den Kopf. »Bei allem Respekt vor Ihrer Fingerfertigkeit – ich glaube kaum, dass es in dem Fall mit ein paar Zauberkunststückchen getan ist. Ich meine, die Leute, mit denen Sie es zu tun haben, sind ja keine Idioten. Abgesehen davon, dass es Politiker sind, okay. Aber trotzdem. Dumm sind die nicht.«
Zantini lachte leise. »Im Gegenteil, Vincent, im Gegenteil. Gerade weil es intelligente Leute sind, wird es
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