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Ein König für Deutschland

Ein König für Deutschland

Titel: Ein König für Deutschland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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pomadisiertem, dünn werdendem Haar tauchte im Türrahmen auf. Er trug einen etwas dezenteren Anzug als der Zwerg, der ihm gleichwohl nicht stand, und ein dünnes Oberlippenbärtchen, das ihn aussehen ließ wie einen gealterten, an Tuberkulose leidenden Rhett Butler.
    Er deutete eine Verbeugung an. »Herr König? Es tut mir leid, dass wir so unhöflich sein mussten, einfach bei Ihnen einzudringen, aber ich fürchte, die Umstände ließen uns keine andere Wahl. Ich habe Grund zu der Annahme, dass etwas, das mir gehört, sich in Ihrem Besitz befindet, und wenig Alternativen dazu, als es mir in eigener Regie zurückzuholen. Ich hoffe dabei auf Ihre Kooperation.«
    Die CD ! , dachte Simon. Klarer Fall.
    »Ich fürchte, ich habe keine Ahnung, wovon Sie reden«, sagte er, entschlossen, angemessenen Widerstand zu leisten.
    »Oh, ich glaube, dass Sie durchaus wissen, wovon ich rede«, erwiderte der Mann, der wirkte wie aus einer Kuriositätenschau entlaufen. »Es handelt sich um eine CD, die Ihnen Ihr Sohn aus Florida geschickt hat. Eine CD, auf der sich Dateien befinden, die mir gehören und die ich dringend brauche. Tatsächlich ist meinen aktuellen Geschäften ein enger Zeitrahmen gesetzt, und Sie können sich vorstellen, dass in einer solchen Situation auch die kleinste Abweichung vom geplanten Ablauf überaus störend ist.«
    »Eine CD?«, wiederholte Simon, bemüht, sein Keine-blasse-Ahnung -Gesicht aufrechtzuerhalten. Gegenüber einer Gruppe Abiturienten, denen verzweifelt zu Bewusstsein gekommen war, dass sie zu viel Zeit auf Partys und zu wenig über ihren Büchern verbracht hatten, war das allerdings leichter als angesichts eines Mannes mit einem Revolver in Händen.
    Aber nur ein bisschen . »Tut mir leid. Alle meine CDs befindensich im Wohnzimmer, in dem Regal über der Stereoanlage. Sie können sich gern umsehen, ob eine dabei ist, die Ihnen gehört.«
    Dumm stellen. Immer gut.
    Der Hagere lächelte schmallippig. »Nun, ich nehme an, dass Ihr Sohn Ihnen auch eingeschärft hat, die CD zu verstecken und niemandem etwas davon zu sagen. Ich an seiner Stelle hätte das jedenfalls getan. Und es ist nun mal so, dass man eine CD sehr leicht verstecken kann. Ich meine, was ist schon eine CD? Eine dünne Plastikscheibe. Die könnte hier buchstäblich überall sein.«
    Simon hob die Schultern. »Wie gesagt, ich weiß nicht, wovon die Rede ist. Tatsächlich habe ich sehr wenig Kontakt zu meinem Sohn. Diese Weihnachten hat er mir nicht einmal eine Karte geschrieben.«
    »Wie traurig. Ich fühle mit Ihnen. Es ist schon schlimm, wie wenig tragfähig die einst so heiligen Bande der Familie heutzutage geworden sind, nicht wahr?« Der dürre Mann kam ein paar Schritte näher, während der Zwerg seinen Revolver unverwandt auf Simon gerichtet hielt. »Aber zufällig bin ich mir nun mal sehr sicher, dass Sie einen Brief von Ihrem Sohn erhalten haben, ganz unabhängig von Weihnachten, und dass sich besagte CD darin befand. Und zufällig bin ich fest entschlossen, nicht ohne diese CD von hier fortzugehen.«
    Simon dachte flüchtig an das Versteck, das er gewählt hatte, und versuchte, sich vorzustellen, wie lange es dauern konnte, es zu finden. Die beiden Männer würden die ganze Wohnung auseinandernehmen, jedes einzelne seiner über zwanzigtausend Bücher durchsehen, in jede Spalte hinter jedem einzelnen Möbelstück schauen müssen, unter jede Schublade, ob die Scheibe darunter-, dahinter- oder hineingeklebt war … Eine herkulische Aufgabe. Der bevorstehende Abend würde dafür nicht reichen, auch die Nacht nicht, in der sie zusätzlich darauf bedacht sein mussten, keinen Verdacht zu erregen, etwa indem sie bis weit nach Mitternacht das Licht brennen ließen, Möbel rückten oder sonstigen Lärm machten.
    Wenn er morgen nicht in der Schule erschien, bestand die Chance, dass jemand misstrauisch wurde, weil dergleichen nochnie vorgekommen war, jedenfalls nicht, ohne dass Simon sich telefonisch krankgemeldet hatte. Man würde ihn anrufen. Wenn er sich nicht meldete, würde jemand vorbeischauen. Lauter Chancen, dass diese Sache letzten Endes glimpflich ausging.
    »Tja«, sagte er und hob die Schultern. »Das wird schwierig, fürchte ich.«
    Zu Simons Überraschung lächelte der dünne Mann und meinte: »Oh, ich glaube nicht. Ich bin sogar überzeugt, es wird ziemlich einfach sein.« Er fasste in seine Jackentasche, was Simon dazu veranlasste, tiefer Luft zu holen, denn konnte man wissen, was er hervorziehen würde? Eine Waffe? Ein

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