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Ein König für San Rinaldi

Ein König für San Rinaldi

Titel: Ein König für San Rinaldi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PENNY JORDAN
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kennenzulernen und das Versprechen einzulösen, das er seiner Mutter auf dem Sterbebett gab. Daher entschied er wohl, seine Ankunft vorzuverlegen.“
    Bei jeder anderen Gelegenheit hätte Natalia sich über die umständliche Ausdrucksweise des Hofministers und sein dezent angedeutetes Missfallen über das Verhalten des Prinzen amüsiert. Alle am Hof handelten und sprachen nach völlig überholten Regeln und Grundsätzen. Jeglicher spontane Entschluss wurde nicht nur abgelehnt, sondern auch sofort unterbunden. Bestimmt hatte jemand dem Prinzen zu verstehen gegeben, was für ein Frevel es war, von den Vereinbarungen abzuweichen.
    Unter anderen Umständen hätte Natalia gelacht. Im Moment fand sie das alles aber keineswegs amüsant. Dafür ärgerte sie sich zu sehr darüber, dass ihr so plötzlich Vorschriften gemacht und die Fäden aus der Hand genommen wurden. Jetzt bestimmten andere über ihr Leben.
    „Der König befürchtet“, fuhr der Hofminister ernst fort, „dass es nicht lange möglich sein wird, die Anwesenheit seines Sohnes geheim zu halten. Aus diesem Grund zieht er die öffentlichen Feierlichkeiten zur Vorstellung seines Sohnes und die Ankündigung der Verlobung vor.“
    Natalia hatte sich schon so etwas gedacht. Trotzdem blieben einige Fragen unbeantwortet. Sie wartete auf weitere Erklärungen, während sie mit dem Minister durch die scheinbar endlosen Korridore des Palastes ging. Lange brauchte sie sich nicht zu gedulden.
    „Der Pressesprecher des Hofs hat bereits die Medien in Kenntnis gesetzt, dass eine äußerst wichtige Erklärung bevorsteht. Das ist einer der Gründe, aus denen wir Sie durch einen Hintereingang in den Palast gebracht haben. Der Vorhof wird derzeit für die morgige Ansprache des Königs dekoriert, in deren Verlauf er Prinz Kadir dem Volk vorstellen wird.“
    „Morgen schon?“, fragte Natalia überrascht.
    Der Hofminister führte sie in einen Korridor, an dessen Wänden Porträts der früheren Herrscher von San Rinaldi hingen. Am Ende des Ganges führte eine Marmortreppe nach oben. Im nächsten Stockwerk begegnete Natalia der Gräfin, die ihr künftig zur Seite stehen sollte.
    Unzählige weitere Fragen stürmten nun auf Natalia ein. Allerdings hatte es keinen Sinn, sie zu stellen. Der Hofminister und die Gräfin führten nur Anweisungen aus. Beide hielten sich strikt an ihre Vorgaben. Deshalb würden sie zum Beispiel keinen Versuch unternehmen, Natalia den künftigen Ehemann zu beschreiben. Nach seinem Charakter zu fragen wäre sinnlos. Aber allzu lange wurde sie nicht auf die Folter gespannt. Denn bald würde Natalia ihn persönlich kennenlernen.
    Der Hofminister verabschiedete sich. Sogleich schritt die Gräfin voraus. Natalia folgte ihr ein Stockwerk höher und dann durch einen Korridor zu einer Flügeltür, vor der sie stehen blieben.
    „Morgen um Punkt elf Uhr am Vormittag werden Sie sich im Audienzraum einfinden“, erklärte die Gräfin. „Der König wird Prinz Kadir dem Volk von San Rinaldi vom Balkon aus vorstellen. Nach genau fünfzehn Minuten betreten dann Sie den Balkon. Sie werden dem Prinzen kurz vorgestellt, und danach erhalten Sie und Ihr Prinz den Segen des Königs für die Verlobung und die Heirat.“
    Gräfin Ficino öffnete die Flügeltür und ließ Natalia in einen großen Salon ein. Flüchtig betrachtete sie die antiken Möbel. Der Raum war mit schweren Samtvorhängen versehen und wirkte insgesamt genauso altmodisch wie bedrückend. Ihr Blick fiel auf drei junge Frauen, die vor ihr einen tiefen Hofknicks machten. Nachdem Natalia ihnen freundlich zugelächelt hatte, stellte ihr die Gräfin ihre persönlichen Zofen vor.
    Natalia war an den Umgang mit Angestellten gewöhnt und begrüßte jedes der Mädchen herzlich und fragte nach den Vornamen. Der Gräfin gefiel dieser ungezwungene Umgang mit dem Personal zwar nicht – jedenfalls schätzte sie es ihrer abweisenden Miene nach zu urteilen keineswegs. Dennoch störte Natalia sich nicht daran. Im Gegenteil, sie fand, es war höchste Zeit, frischen Wind durch diese alten Räume wehen zu lassen und die engen Fesseln des höfischen Lebens zu lockern.
    „Es ist schon spät“, meinte Gräfin Ficino, „und Sie werden sich bestimmt vor dem morgigen Tag erholen wollen. Zuerst möchte ich Sie pflichtgemäß darüber informieren, dass der König für Sie eine neue Garderobe zusammenstellen ließ, die Ihrer Rolle angemessen ist. Ich habe Ihren Zofen bereits die nötigen Anweisungen erteilt. Was Sie morgen zur

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