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Ein König für San Rinaldi

Ein König für San Rinaldi

Titel: Ein König für San Rinaldi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PENNY JORDAN
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Informationen nach außen drangen. Bis er selbst Kadir als seinen Sohn und zukünftigen König bekannt gab, verordnete König Giorgio allen Beteiligten absolutes Stillschweigen. Sofort danach sollte die bevorstehende Hochzeit Kadirs mit Natalia Carini angekündigt werden.
    Er hatte sich vorgenommen, schon vor dem vereinbarten Zeitpunkt auf der Insel einzutreffen, um die Reaktion seines Vaters zu testen. Soviel Kadir wusste, regierte König Giorgio nach seinen eigenen Vorstellungen, delegierte keine Aufgaben und verhinderte immer wieder, dass sein Land sich veränderte. Um späteren Auseinandersetzungen zu entgehen, wollte Kadir von Anfang an klarmachen, dass er als König eigenen Zielsetzungen folgte und allein regierte.
    Kadir sah zur Tür. Wohin war die Frau gegangen? Ins Bett eines anderen Mannes?
    Fest schloss er die Finger um das Amulett, schüttelte den Kopf und griff nach seinem Laptop. Es gab Wichtigeres zu tun, als sich den Kopf über eine flatterhafte Vergnügungssüchtige zu zerbrechen, die er nie wiedersehen würde … und die er auch nie wiedersehen wollte.
    Während Natalia die Piazza überquerte, achtete sie nicht auf die bewundernden Blicke der Männer. Am gestrigen Tag hatte die Stadt im Nebel gelegen, heute hing ein feiner Regen in der Luft. Die Tropfen lagen wie glitzernde Diamanten auf Natalias dunklem Haar, das ihr durch die Feuchtigkeit in widerspenstigen Wellen auf die Schultern fiel.
    Sie war nicht zur Piazza spaziert, weil sie hoffte, Leon Perez wiederzusehen. Genauso wenig hatte Natalia sich so weit gedemütigt, im Hotelregister nachzusehen, ob er tatsächlich abgereist war. Nein, sie ging langsam über die Piazza, weil sie frische Luft und einen klaren Kopf brauchte, um über ihr gestriges Verhalten hinwegzukommen.
    Das einzig Positive an dem Vorfall, wenn man es so nennen konnte, war die Tatsache, dass Leon Perez für den nötigen Schutz gesorgt hatte. Daher brauchte Natalia keine weitreichenden Folgen zu fürchten. Schon bei der Vorstellung, was hätte passieren können, hätte er kein Kondom benutzt, wurde ihr übel.
    Dass sie überhaupt ein solches Risiko eingegangen war, konnte Natalia kaum fassen. Ihre Gesundheit, das Vertrauen, das König Giorgio in sie setzte, und die Basis einer Königsehe, das alles hatte sie aufs Spiel gesetzt. Ihr Zukünftiger konnte von ihr erwarten, dass sie frei und unbelastet in die Ehe ging.
    Am Ende der Piazza entdeckte sie eine Bar und suchte dort Schutz vor dem Regen. Sobald sie an die Theke getreten war, bestellte Natalia einen Cappuccino. Der Kellner schob ihr gerade die Tasse zu, als ihr Handy klingelte.
    „Der König wünscht Ihre sofortige Rückkehr nach San Rinaldi“, erklärte der Hofminister energisch, nachdem Natalia sich gemeldet hatte.
    „Sofort?“, fragte sie erstaunt. „Warum das denn?“
    „Mehr kann ich Ihnen leider nicht sagen.“
    „Aber mein Rückflug ist für übermorgen gebucht“, wandte sie ein, „und ich weiß nicht, ob ich so einfach …“
    „Ihnen wird ein Privatjet zur Verfügung gestellt“, erklärte der Hofminister. „Sie brauchen sich nur auf dem Flughafen am VIP-Schalter zu melden.“
    „Aber wieso?“, wandte Natalia ein. „Was ist denn los?“, rief sie beunruhigt.
    Die Verbindung war bereits unterbrochen.
    Nervös trank Natalia ihren Cappuccino, bezahlte und verließ die Bar.
    Es nieselte unverändert. Auf San Rinaldi herrschte rund ums Jahr ein mildes und sonniges Klima, in etwa wie auf den Kanarischen Inseln, auch wenn sich die Jahreszeiten voneinander unterschieden. Beim Anblick des grauen Himmels und des feinen Regens fröstelte Natalia.
    Dass sie so dringend in ihre Heimat zurückkehren sollte, verunsicherte Natalia. Hatte es sich der Thronfolger vielleicht anders überlegt und wollte sie nicht mehr heiraten? Und wenn – was sollte sie dann tun? Diese Fragen gingen ihr durch den Kopf.
    Auch als sie zwei Stunden später die Privatmaschine nach San Rinaldi betrat, hatte Natalia keine vernünftige Antwort darauf gefunden.
    „Was möchten Sie trinken?“, erkundigte sich die Flugbegleiterin freundlich, sobald das Flugzeug die geplante Reisehöhe erreicht hatte. „Wie wäre es mit Champagner?“
    Panik packte Natalia, dennoch beherrschte sie sich eisern. Es war so weit. Sie befand sich nicht nur auf dem Flug in ihre Heimat, sondern auch in ihre Zukunft mit einem Ehemann, den sie nicht kannte.
    „Nein … nein, keinen Champagner, danke“, erwiderte sie tonlos. „Nur Wasser, bitte.“

4.

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