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Ein König für San Rinaldi

Ein König für San Rinaldi

Titel: Ein König für San Rinaldi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PENNY JORDAN
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Familienzusammenhalt gestützt wurde, konnte die Last der Verantwortung tragen. Natalias Kinder sollten in einem Land leben, das eine glückliche Zukunft für die neue Generation schuf. Darauf sollten sich ihre Kinder freuen können und die Liebe zu San Rinaldi mit ihrem Volk teilen.
    In dem Raum, in dem sie sich gerade aufhielten, gab es mehrere Fenster. Auf der einen Seite blickte man in einen Innenhof mit Gartenanlage. Von den anderen aus schaute man zum Meer. Zum ersten Mal sprach Natalia den Vorsteher direkt an.
    „Könnten wir keine Zimmer mit Blick auf die Stadt haben?“, fragte sie.
    „Solche Räume sind vorhanden“, bestätigte der Mann, „aber traditionell bevorzugen Mitglieder der Königsfamilie von der Öffentlichkeit abgeschirmte Suiten im Palast.“
    „Wie kommst du denn darauf?“ Kadirs Stimme klang ungeduldig. Wahrscheinlich missfiel ihm, dass Natalia sich überhaupt zu Wort meldete.
    „Unsere Kinder werden San Rinaldi eines Tages in die Zukunft führen“, erklärte sie den beiden Männern. „Wie soll ihnen das gelingen, wenn sie den Blick von unserem Volk abwenden? Wie sollen sie begreifen, was es heißt, in diesem Land zu leben, wenn sie nichts davon mitbekommen? Als Kind bin ich viel spazieren gegangen und habe immer wieder neue Seiten unserer Hauptstadt entdeckt. Ich habe sie mir erobert und kannte die meisten Wege wie im Schlaf. Ich weiß, wie viele Düfte und Gerüche es hier gibt. Und ich war an Orten, wo die schönsten Blumen und wertvollsten Kräuter wachsen.“
    Sie merkte, dass sie bereits zu viel gesagt und von sich preisgegeben hatte. Kadir schätzte das offenbar nicht besonders. Aber auch wenn es ihr schadete, wollte sie ihre Ausführungen unbedingt zu Ende bringen.
    „Die Liebe zu seinem Land wird einem Kind von seinen Eltern vermittelt“, betonte sie. „Um es allerdings vollständig zu verstehen und zu begreifen, muss jeder eigene Erfahrungen machen.“ Resignierend wandte sie sich an den Vorsteher. „Es liegt natürlich bei Seiner Hoheit, die Räumlichkeiten auszusuchen. Ich richte mich nach seiner Entscheidung.“
    „Meine Verlobte hat recht“, erklärte Kadir. „Ich weiß noch sehr wenig über mein neues Land. Ein Mann, dessen Blick nur nach innen gerichtet ist, lernt viel über sich, aber wenig über andere. Ein König, der über andere herrscht, muss alles über diese Menschen und über sich selbst erfahren. Falls es also Zimmer mit Blick auf die Hauptstadt gibt …“
    Natalia traute ihren Ohren kaum. Kadir stimmte ihr zu, und er unterstützte sie sogar. Ein zarter Hoffnungsschimmer keimte in ihr auf. Erwartungsvoll schaute sie zu Kadir, doch er sah sie nicht an.
    „Ich wünsche außerdem“, fuhr er in einem nüchternen Tonfall fort, „dass meine Frau und ich keine getrennten Schlafzimmer beziehen, sondern ein geräumiges teilen. Schließlich ist es unsere Pflicht, San Rinaldi Erben zu schenken.“
    „Gott will, dass der Stand der Ehe den Grundstein bildet für eine Familie, in der Kinder …“
    Natalia hielt sich trotz des schweren und reich geschmückten Hochzeitskleides und des langen Schleiers kerzengerade. Über dem Kleid wehte weich ein kostbarer Spitzenumhang, den Königin Sophia an ihrem Hochzeitstag getragen hatte. Obwohl die feinste Spitze im Laufe der Jahre leicht vergilbt war, verlieh sie dem golden schimmernden Kleid eine besondere Eleganz und Festlichkeit.
    Schon lange hatte Natalia beschlossen, bei ihrer Trauung kein weißes Kleid zu tragen. Denn sie war kein junges Mädchen mehr, sondern eine stolze unabhängige Frau. Kadir hatte sie zynisch gemustert, als sie zu ihm vor den Altar getreten war. Davon ließ sie sich jedoch nicht einschüchtern. Er mochte diese geringschätzigen Blicke durchaus für gerechtfertigt halten. Natalias Gewissen war rein.
    Hatte sie tatsächlich kein schlechtes Gewissen? Wenn sie nun in Venedig schwanger geworden war … Doch wie konnte das sein? Kadir hatte sich schließlich geschützt.
    In seiner weißen Paradeuniform mit den Goldborten sah er nicht im Geringsten lächerlich aus. Im Gegenteil, die traditionelle Kleidung führte Natalia den Ernst der Situation vor Augen. Sein Anblick erinnerte sie daran, dass in früheren Jahrhunderten der König und seine Erben die Armee persönlich in die Schlacht geführt hatten. Um sich vorzustellen, wie Kadir eine Heerschar anführte, brauchte Natalia nicht viel Fantasie.
    Weder Hadiya noch San Rinaldi hatten sich in den letzten Jahren im Kriegszustand befunden. Sie hoffte,

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