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Ein König für San Rinaldi

Ein König für San Rinaldi

Titel: Ein König für San Rinaldi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PENNY JORDAN
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ein Kind anzweifelt. Wenn er Söhne hatte, sollte ihnen nicht dasselbe passieren. Kein Kind, das seinen Namen trug, sollte jemals an seiner Liebe zweifeln. Und Kadir wollte dann die Gewissheit haben, dass es keinen anderen Vater gab.
    Bevor Natalia und Kadir am Morgen nach Hadiya flogen, sollten sie die Hochzeitsnacht in ihren Räumen im Palast verbringen.
    Natalia stand reglos und schweigend mitten im Umkleideraum und ließ sich von den Zofen aus dem prächtigen Kleid helfen. Dass sie wegen der bevorstehenden Nacht besorgt und nervös war, wunderte sie nicht. Natalia war zwar alt genug, um sich keine Illusionen über die sexuelle Beziehung zwischen zwei Menschen zu machen. Aber es wäre eine glatte Lüge, zu behaupten, dass sie sich nicht nach Liebe sehnte. Wie schön wäre eine Ehe, in der sich beide Partner nah waren, sich verstanden und einander vollständig hingaben. Zu wissen, dass sie das niemals haben konnte, tat weh.
    Natalia hatte sich eigentlich bisher für keine Tagträumerin gehalten, nicht einmal für eine Idealistin. Nun erkannte sie jedoch, welch gewaltigem Irrtum sie erlegen war. Allein durch ihre gemeinsame Verpflichtung gegenüber San Rinaldi würden Kadir und sie nie eine feste Bindung aufbauen. Bis jetzt hatte Natalia geglaubt, sie und ihr Ehemann würden sich gleichermaßen um das Wohl der Insel wie um eine glückliche Ehe kümmern. Nach allem, was inzwischen vorgefallen war, erschien ihr diese Idee geradezu lachhaft.
    Sobald das Kleid ordentlich auf einem Bügel hing, bedankte sie sich bei den Zofen. Dabei vermied sie tunlichst, sich die Enttäuschung und ihre Wut anmerken zu lassen. Natalia ärgerte sich über die Fehler, die sie begangen hatte – und über Kadir.
    Von dem Ankleidezimmer gelangte sie durch eine Zwischentür ins Bad. Kadir hatte seinen Ankleideraum und sein Badezimmer auf der anderen Seite des gemeinsamen Schlafzimmers. Natalia wollte nicht daran denken, dass er sich vielleicht gerade auf ihre erste gemeinsame Nacht vorbereitete.
    Wollte er tatsächlich einen ganzen Monat ab dem Zusammentreffen in Venedig verstreichen lassen, bevor er mit seiner Frau schlief? Sie konnte sich kaum vorstellen, dass er in der Hochzeitsnacht zwanzig Zentimeter Abstand halten würde.
    Aber in der Hinsicht gab Natalia sich keinen Illusionen hin. Er hatte ernst gemeint, dass sie rund um die Uhr bewacht würde, bis sie von ihm schwanger wurde. Die reinste Ironie, dachte Natalia, nachdem ich so viele Jahre keinen Mann in mein Bett gelassen habe. Und die Zeit des Alleinseins war nur mit dem überwältigenden Verlangen nach einem einzigen Mann beendet worden – nach Kadir.
    Natalia hatte den Zofen klargemacht, dass sie allein baden wollte. Nun betrat sie das Badezimmer und musterte erstaunt die Flasche Champagner, die in einem silbernen Kühler stand. War das zur Beruhigung der Nerven gedacht? Wessen Idee war das wohl? Ein Glas des Weißweins, für den San Rinaldi bekannt war, wäre ihr lieber gewesen.
    Anstatt sich in der großen runden Badewanne zu entspannen, duschte Natalia schnell. Nachdem sie sich abgetrocknet hatte, zog sie einen Bademantel an und betrat das Schlafzimmer.
    Jemand hatte die Bettdecke zurückgeschlagen und die Nachttischlampen eingeschaltet. Neben dem Bett stand noch ein Weinkühler.
    Sekundenlang stand Natalia nur da und blickte auf das leere Bett. Dann atmete sie tief ein, schlüpfte unter die Decke und wartete auf ihren Ehemann.
    Zwei Stunden später wartete Natalia immer noch. Sie hatte aus Kadirs Umkleidezimmer Geräusche und Stimmen gehört. Vermutlich hatte er mit seinem Diener gesprochen. Jetzt herrschte Stille. Allmählich ließ ihre Anspannung nach. Natalia fand sich mit den Tatsachen ab. Kadir hatte nicht die Absicht, die Nacht mit ihr zu verbringen. In ihrer Hochzeitsnacht blieb sie allein und bekam ihren Ehemann nicht einmal zu Gesicht.
    Mit neunzehn wäre sie wegen Kadirs Verhalten in Tränen aufgelöst gewesen und hätte sich in Grund und Boden geschämt. Diese Zeiten waren allerdings längst vorbei. Sie ließ nicht zu, dass er mit ihr spielte und gewann.
    Aber war da nicht ein Stich, den sie tief in sich spürte? Was für ein Stich, was für ein Schmerz? Energisch entschied sie, dass es keinen gab.

8. KAPITEL
    Natalia hatte geglaubt, mit Hitze zurechtzukommen. Aber sogar der wärmste Hochsommer auf San Rinaldi war nichts im Vergleich mit der Glut, die sie bei der Ankunft in Hadiya erwartete. Ihr war es vorgekommen, als stünde sie direkt vor einem offenen

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