Ein König für San Rinaldi
Ländern.
Angeblich wollte sie bloß mit ihm befreundet bleiben. Und scheinbar akzeptierte sie das Ende ihrer Beziehung. Zahra hatte ihn geradezu angefleht, ihr den Aufenthalt auf San Rinaldi zu gestatten. Um nicht grausam zu wirken, schickte Kadir sie nicht weg. Nur darum hatte er widerstrebend zugestimmt, dass sie bis zum Abschluss der Verhandlungsgespräche blieb.
„Ich weiß, dass ich mir einen anderen suchen muss“, flüsterte sie. „Aber wie soll ich das anstellen, wenn ich doch nur dich begehre? Daran wird nichts etwas ändern. Ich weiß zwar, dass ich niemals deine Königin sein könnte. Aber tief in meinem Herzen hoffe ich, dass du mir in deinem Leben einen kleinen Platz einräumst. Ich wäre schon zufrieden, wenn du in mir eine diskrete und vertrauenswürdige Freundin siehst, bei der du dich gelegentlich entspannst.“
„Das ist völliger Unsinn“, wandte Kadir ein, damit sie endlich aufhörte. „Du weißt, dass ich jetzt verheiratet bin und das Land regieren muss. Ich bin dazu verpflichtet, dem Volk ein Vorbild zu geben.“
„Aber du brauchst mich, Kadir“, raunte sie ihm zu. „Wir sind füreinander bestimmt. Und wir wären noch zusammen, hätte deine Mutter sich nicht eingemischt.
Hätte sie dir nicht dummerweise ihre Lügen gestanden, hättest du mich nicht fortgeschickt. Bis zu diesem Zeitpunkt …“
„Es reicht!“, fiel er ihr ins Wort. „Ich will nicht, dass du so über meine Mutter sprichst. Du vergisst, wer sie war.“ Dass Zahra in ihm Schuldgefühle weckte, ließ er nicht zu. Schließlich war er nicht ihr erster Liebhaber gewesen, und er hatte ihr nichts vorgemacht. Die Grenzen ihrer Beziehung waren immer klar gewesen. Allerdings hatte Kadir überrascht reagiert, als seine Mutter ihre Ablehnung gegenüber Zahra deutlich gemacht hatte.
„Deine Mutter hat ihren Ehemann betrogen“, stieß Zahra zischend hervor. „Sie war ihrer Rolle an der Seite des Scheichs nicht würdig.“
„Du sollst aufhören!“, verlangte er harsch.
„Sie behauptete, der Scheich wäre dein Vater!“ Sie ließ sich nicht bremsen.
„Zahra, du vergisst, dass sie damals fast noch ein Kind war. Aus Furcht hat sie ihrem Mann verschwiegen, wer mein Vater ist“, erinnerte er sie und stockte. Jetzt nahm er seine Mutter tatsächlich in Schutz. Obendrein wiederholte er sogar Natalias Argumente. Kadir verstand sich selbst nicht. Aber Zahras bösartige Kritik an seiner Mutter konnte er nicht unwidersprochen stehen lassen.
Sofort änderte Zahra die Taktik und schlug einen sanften Ton an. „Wieso streiten wir eigentlich? Wir könnten uns doch viel angenehmeren Dingen widmen. Meinst du nicht auch?“
Das war die Zahra, die er kannte – die sinnliche und verführerische Frau, die es verstand, einem Mann im Bett alle Wünsche zu erfüllen. In diesem Augenblick prallte ihr Versöhnungsversuch allerdings an Kadir ab.
Er empfand nichts für sie.
Kadir schob diese Gedanken weit von sich. Die vergangene Beziehung spielte weder in der Gegenwart noch in der Zukunft eine Rolle. Das hatte er Zahra unmissverständlich gesagt. Seit er sich entschlossen hatte, das Erbe seines leiblichen Vaters anzutreten, wusste Zahra Bescheid.
„Du hättest nicht herkommen sollen“, wiederholte er entschieden. „Und du musst nach Hadiya zurückfliegen. Das weißt du selbst am besten.“
Da sie demütig den Kopf senkte, sah er nicht das zornige Aufblitzen in ihren Augen. „Natürlich, Kadir, ganz wie du wünschst.“
Vor zahlreichen Regierungsmitgliedern und Hofbeamten kam es eigentlich überhaupt nicht infrage. Um keine Gerüchte in die Welt zu setzen, hätte Kadir sich beherrschen sollen. Aber vor aller Augen wies er Zahra zurück. Energisch schob er ihre Hand von seinem Arm und wich ein Stück von ihr zurück.
Er hätte gern gewusst, weshalb Natalia den Saal beinahe fluchtartig verlassen hatte. Wenige Minuten zuvor war sie in ein Gespräch mit dem König vertieft gewesen. Hatte sein Vater vielleicht etwas gesagt, das sie vertrieben hatte? Womöglich war er neugierig und wollte erfahren, wann sich endlich sein Wunsch nach einem Enkelkind erfüllte.
„Du kannst mich nicht täuschen, Kadir“, erklärte Zahra mit fester Stimme. „Ich weiß, dass du mich begehrst. Lass zu, dass ich dir dein erstes Kind schenke und nicht diese unbedeutende Person, die du geheiratet hast. Ich werde dir deinen ersten Sohn gebären. Komm heute Nacht zu mir, und dann werden wir …“
„Du redest schon wieder Unsinn“, fiel er ihr scharf ins
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