Ein königlicher Skandal
königlichen Güter im Valle di Cattina geerbt.
Rosa war fest entschlossen. Wenn es Max gelungen war, die Leute von seinem Können zu überzeugen, würde sie es auch schaffen. Trotz der Zuversicht behielt Rosa im Hinterkopf, dass sie in diesem speziellen Fall vielleicht nicht helfen konnte. Davor hatte sie Angst.
Nach einer halben Stunde angeregter Diskussion unterhielten die Fachleute sich entspannt mit Rosa. Sie erkundigten sich nach den Fortschritten der Forschung in Neuseeland. Obwohl Rosa sich auf das Fachgespräch konzentrierte, bekam sie jedes Mal mit, wann Max den Raum verließ oder wieder zurückkam. Dazu brauchte sie ihn weder zu sehen noch seine Stimme zu hören. Rosa fühlte seine Gegenwart einfach, und das lenkte sie ab.
Max konnte sich kaum zurückhalten. Am liebsten wäre er zu Rosa gegangen und hätte sie von dem jungen Mann weggezogen, der sie mit eindeutigem Interesse musterte. Den Anflug von Eifersucht kämpfte Max energisch nieder. Rosa war doch seine Cousine. Völlig ausgeschlossen, dass er mehr für sie empfand als platonische Zuneigung.
Beherrscht näherte er sich ihr und sagte tonlos: „Wir müssen gehen.“ Weil sie ihn gereizt ansah und zu einer heftigen Antwort ansetzte, fügte er rasch hinzu: „Es sei denn, du brauchst hier noch etwas Zeit.“
„Im Moment nicht“, erwiderte sie zögernd. „Bevor ich mit der Arbeit beginne, muss ich mit meinem Chef in Neuseeland sprechen.“ Sie warf einen Blick auf ihre Uhr. „Aber jetzt ist es dort Nacht. Ich schicke ihm lieber eine E-Mail, statt anzurufen.“
Auf dem Rückweg zur Burg verkündete Max: „Diese E-Mail kann bis nach dem Essen warten.“
Und nach dem Essen kommt die Siesta, dachte er. Er ging schneller und fluchte stumm vor sich hin. Denn die ganze Zeit stellte er sich vor, wie er heiße Stunden mit Rosa im Bett verbrachte, während die Sonne im Zenit stand und die meisten Menschen auf der Insel schliefen …
Entschieden verbannte er solche Gedanken. Es musste eine schlechte Laune des Schicksals sein, dass er sich ausgerechnet zu der eleganten Frau mit den langen Beinen hingezogen fühlte, die seine unbeholfene Cousine geworden war.
Ihre Haut war glatt wie Seide und schimmerte fast golden, diese faszinierenden herausfordernd funkelnden Augen und der verlockende sinnliche Mund … Rosa bedeutete Ärger, gewaltigen Ärger.
Dass er mit einer Frau geschlafen hatte, lag Monate zurück. Allerdings hatte er schon vor mindestens zehn Jahren aufgehört, wie ein hormongesteuerter Jugendlicher schönen Frauen hinterherzujagen.
Die Männer auf den Straßen warfen Rosa bewundernde Blicke zu. Unvermittelt wurde Max wieder von Eifersucht gepackt. Das hatte ihm gerade noch gefehlt! Mitten in der Krise der Weinindustrie begehrte er seine Cousine, die viel zu jung für ihn war.
Und unschuldig war sie auch noch. Er hatte jedenfalls nie gehört, dass sie einen Freund gehabt hätte.
Er verspürte plötzlich den heftigen Wunsch, ihr erster Mann zu sein. Bei seinen bisherigen Geliebten war es ihm nie wichtig gewesen. Noch beunruhigender jedoch fand Max aber, dass er neben diesem Verlangen auch ungewöhnlich zärtliche Gefühle für Rosa entwickelte.
Sobald sie die weitläufige Eingangshalle der Burg betraten, sagte er: „Hoffentlich stört es dich nicht, wenn du allein isst. Auf mich wartet noch Arbeit, die ich nicht aufschieben darf.“
Auf seinem Gesicht entdeckte Rosa keinerlei Gefühlsregungen. „Natürlich stört es mich nicht“, erwiderte sie. „Ich muss auch arbeiten. Gibt es hier eigentlich Internetzugang?“
„Wir sind auf San Rinaldi“, sagte er spöttisch, „nicht am Ende der Welt. Selbstverständlich kannst du auch hier ins Internet.“
Rosa zog sich in ihr Zimmer zurück und biss sich auf die Unterlippe. Wie dumm von ihr! Natürlich gab es in der Burg alles, was ein moderner Geschäftsmann brauchte. Max leitete schließlich von hier aus ein Großunternehmen.
Nachdem sie den Laptop eingeschaltet hatte, versuchte sie, nicht länger an Max zu denken. Dass er offensichtlich schlechte Laune hatte, sollte sie kaltlassen. Er hatte Wichtigeres zu tun, als sich mit einer Cousine auseinanderzusetzen. Für ihn erledigte Rosa auf San Rinaldi einfach einen Job. Danach würde sie zurück nach Neuseeland fliegen.
Nach der Siesta ging Rosa ins Erdgeschoss hinunter und bewunderte dabei die Gemälde, die entlang der Treppe an den Wänden hingen. Max’ Geschmack war interessant. Neben alten Meistern hingen im Castello auch
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